Sektionskonferenzen: In die Jugend investieren
Gegen 40 Teilnehmende trafen sich am 13. Februar in Bern zur Sektionskonferenz 2023. Über 50 kamen am 2. März in Zürich zusammen. Zwei Veranstaltungen, die mit solider Organisation, spannenden Diskursen und lebhaften Diskussionen punkteten.
Auch an der zweiten und dritten Deutschschweizer Sektionskonferenz in diesem Jahr stellt sich der neue SEV-Präsident Matthias Hartwich den Anwesenden vor und erläutert seine gewerkschaftlichen Schwerpunkte. Als einzigartig beurteilt er, dass der SEV eine Gewerkschaft ist, die den Mitgliedern gehört.
SEV-Gewerkschaftssekretär Patrick Kummer zeigt in Vertretung von Vizepräsidentin Valérie Solano die Schwerpunkte 2023 im SBB-Dossier auf. Das neue Lohnsystem ist einer davon. Der SEV wird die Umsetzung genau beobachten und ist auch auf Rückmeldungen von Mitgliedern angewiesen. «Meldet uns eure Erfahrungen, damit wir diese sammeln und entsprechend reagieren können», fordert er die SBB-Mitarbeitenden im Saal auf.
Ein weiteres SBB-Thema ist der GAV, der noch bis April 2025 läuft. «In diesem Jahr müssen wir klären, ob seitens SEV und seitens SBB Bedarf besteht, GAV-Verhandlungen zu führen», verdeutlicht Kummer. Ende 2023 müsste der SEV demnach seine Forderungen aufgestellt haben, um 2024 die Verhandlungen führen zu können.
Patrick Kummer spricht ausserdem ein SEV-Projekt an, das sich der Mitgliederwerbung beim Verwaltungs- und Büropersonal widmen will mit dem Ziel, den Organisationsgrad in diesen Berufsgruppen zu erhöhen. Dazu müsse der SEV seine Aktionen an das entsprechende Zielpublikum anpassen.
Wissen ist Macht
Nach den Pausen informieren die Gewerkschaftssekretärinnen Susanne Oehler (in Bern) und Regula Pauli (in Zürich) im Namen des AZG-Teams über das neue Dossier zum Arbeitszeitgesetz und der dazugehörigen Verordnung. In langer aufwändiger Arbeit hat sich das AZG-Team mit den Gesetzestexten auseinandergesetzt und eine Einordnung aus SEV-Sicht erarbeitet. Ein Blick ins Dossier lohnt sich, denn wer über seine Rechte Bescheid weiss, kann diese auch besser einfordern beim Arbeitgeber. Neu werden regional Kurse zum AZG angeboten (siehe auch SEV-Kommentar zum Arbeitszeitgesetz AZG unter sev-online.ch/azg).
Bei den Berichten aus den Sektionen fällt auf, dass die Verjüngung in vielen Vorständen ein Thema ist. Die Sektion ZPV Bern konnte erfreulicherweise um 20 bis 30 Jahre verjüngt werden. Der LPV BLS kann Besuche in allen Klassen abstatten und damit gute Mitgliederwerbung – auch bei jüngeren Personen – betreiben.
Eine positive Entwicklung gibt es im Vorstand des LPV Bern zu vermelden. Mit der Wahl eines neuen Präsidenten im März werden alle vier Vorstandsmitglieder unter 40 sein. Sven Zimmermann bringt seine Sorge über die SEV-Jugendkommission zum Ausdruck. Als er selber noch in der Juko engagiert war, habe die Kommission rund 30 bis 40 Leute gezählt. Mitglieder, die jetzt oft in den Vorständen aktiv und für die Gewerkschaft ein wichtiges Glied geworden sind. «Die Jugend ist wichtig, wir müssen in sie investieren!», ist sich Zimmermann sicher.
Prämie für die Jugend
René Schnegg von der Sektion RBS und Vizepräsident des VPT nimmt den Ball auf. In seiner Sektion habe es viele engagierte Junge, aber diese Entwicklung müsse weitergehen. Darum hat der VPT eine spezielle Werbeaktion verabschiedet: Jedes VPT-Mitglied, das zwischen dem 1. März und dem 30. November 2023 eine junge Kollegin, einen jungen Kollegen unter 30 Jahren wirbt, erhält eine zusätzliche Prämie von 30 Franken.
Der Präsident der VPT-Sektion AVA (Aargau Verkehr AG), Pascal Eichenberger, der selber zu den jüngeren Sektionskonferenzteilnehmern gehört, warnt: «Bei all diesen Anstrengungen dürfen wir nicht vergessen, dass es nicht immer nur darum geht neue Mitglieder zu werben, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie bleiben – oder dass sie nach der Pension in die Pensioniertenverbände wechseln.» Für dieses Votum erhält er viel Zustimmung von den anwesenden PV-Vertreterinnen und -Vertretern.
Ein Thema, das die Pensionierten bewegt, ist eben genau dieses «Behalten der Mitglieder». Es ist wichtig, dass man die Mitglieder, die kurz vor der Pension stehen, frühzeitig informiert, damit sie nach der Pension in eine PV-Sektion eintreten. «Sind sie einmal weg, kann man sie kaum zurückholen», betonen mehrere Anwesende. Aber es gibt auch Lichtblicke: «Dank den Babyboomern haben wir sogar etwas Zuwachs», sagt Christian Niggli vom PV Buchs, «doch wir müssen aktiv bleiben.»
Ein Thema bei vielen Sektionen ist der Fachkräftemangel in den Betrieben. Und es gibt immer noch einzelne Unternehmen, die keinen GAV haben. «Wir haben weder GAV noch FAV, sondern einen ZAV», erklärt Lulzim Hoti von der VPT-Sektion VZO. «Das ist ein Zusammenarbeitsvertrag zwischen dem Unternehmen und der Peko. Wir müssen im Moment damit leben.» Für den SEV ist klar, diese Situation ist unbefriedigend und der Kampf für einen GAV geht weiter.
Zum Abschluss der diesjährigen Sektionskonferenz weist Gewerkschaftssekretär Toni Feuz darauf hin, dass der SEV gerne unterstützt bei Anlässen und Aktionen, sei dies mit Infrastruktur oder Präsenz vor Ort.
Chantal Fischer / Michael Spahr