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Sektionskonferenzen Bern und Zürich

«In Fachkräfte muss investiert werden»

An Sektionskonferenzen gibt es sogar bei schwierigen Themen manchmal lustige Momente.

Mitte Februar trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der Sektionen in Bern und Zürich. Im Vordergrund standen das Jahresprogramm des SEV und der Austausch untereinander.

SEV-Präsident Matthias Hartwich eröffnet und moderiert die Sektionskonferenz am 13. Februar im Hotel Kreuz in Bern. Rund 30 Sektionspräsidentinnen und -präsidenten sind anwesend. Die Geschäftsleitung des SEV präsentiert die wichtigsten Themen für das Jahr 2024. Politisch ist das Jahr geprägt von Abstimmungen zu den Renten und zur Kaufkraft. «Die 13. AHV-Rente ist nicht die einzige Abstimmung, die wir gewinnen müssen», sagt Finanzverwalter Aroldo Cambi, «es wird auch nach dem 3. März darum gehen, dass wir gemeinsam für bessere Renten kämpfen. Wir müssen im Herbst dringend an der Urne die missratene BVG-Reform verhindern.» Die Reform der zweiten Säule, also des Gesetzes zu den Pensionskassen, sieht vor, dass man in Zukunft mehr einzahlen muss und am Schluss weniger erhält. Die Gewerkschaften haben gegen dieses Vorhaben erfolgreich das Referendum ergriffen. Am 9. Juni stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung zudem über die Prämienentlastungsinitiative ab, welche die Krankenkassenprämien auf 10 % des Haushaltseinkommens beschränken will. Diese Massnahme gegen den Kaufkraftverlust unterstützen die Gewerkschaften ebenfalls.

Bessere Arbeitsbedingungen gegen den Fachkräftemangel

Ein wichtiges Thema in diesem Jahr wird die Zukunft des GAV mit SBB und SBB Cargo sein. Dieser läuft noch bis April 2025. Im April 2024 findet die nächste GAV-Konferenz statt. «Die Mitglieder haben an der letzten GAV-Konferenz beschlossen, dass der GAV verlängert und verbessert werden soll», sagt SEV-Vizepräsident Patrick Kummer. Dies gilt es nun zu konkretisieren. Ein grosses Thema, das sämtliche Transportunternehmen auch dieses Jahr beschäftigen wird, ist der Personalmangel. Personalunterbestände und Fachkräftemangel betreffen auch viele KTU, die von der neuen SEV-Vizepräsidentin Valérie Boillat betreut werden. Sie will dafür kämpfen, dass die Arbeitsbedingungen bei den Transportunternehmen verbessert werden, damit die Berufe attraktiver werden. Zu diesem Thema ergänzt Matthias Hartwich: «Wenn man etwas gegen den Fachkräftemangel unternehmen will, muss man sich das etwas kosten lassen. Sonst geht es einem wie dem Typen, der klagt: ‹Ich leide unter Porschemangel, weil ich keinen Porsche direkt ab Fabrik für 3000 Franken kaufen kann›.»

Im zweiten Teil der Sektionskonferenz kommen die Vertreter:innen der Sektionen zu Wort. Fast überall bereitet der Personalmangel Sorgen. Mehrfach angesprochen wird das Problem, dass es immer schwieriger wird, Leute zu finden, die bereit sind, Schichtarbeit zu leisten. Die meisten Sektionen ziehen hingegen eine positive Bilanz, was ihre Aktivitäten und Mitgliederbestände betrifft. Die jüngste Sektion des SEV, die VPT Sektion Aare Seeland mobil, habe ein erfolgreiches erstes Jahr hinter sich, erzählt Sektionspräsidentin Priska Zimmermann. Bei diversen Sektionen des PV bleibt das Problem bestehen, dass viele Rentnerinnen und Rentner nach der Pension nicht bei der Gewerkschaft bleiben wollen und die Mitgliederzahlen insgesamt eher zurückgehen. Roger Schweizer vom PV Biel sagt dazu: «Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch für Pensionierte Gewerkschaftsarbeit braucht. Der SEV kämpft auch für unsere Interessen, wie zum Beispiel für den FVP oder für politische Anliegen wie die 13. AHV-Rente.» Das müsse man den Menschen, die in Rente gehen, deutlich machen.

Teilerfolge trotz Spardruck

Auch an der Sektionskonferenz vom 15. Februar im Restaurant Zeughaushof in Zürich kommt der Personalmangel zur Sprache: Daneben brennt in den Sektionen der latente Spardruck unter den Nägeln, ebenso wie die Zunahme der Pikettdienste. Beispielhaft ist die Situation der Mechaniker bzw. Fachspezialisten Schienenfahrzeuge (FSS) bei der Forchbahn. Ihre Arbeitsbedingungen haben sich verschlechtert. Deshalb nimmt der Sollbestand von sechs bis sieben FSS laufend ab, sodass Anfang März nur noch vier von ihnen bei der Forchbahn tätig sein werden – bei zunehmendem Druck. Von einer «Vögeli friss oder stirb»-Mentalität spricht Alexander Hösli, Präsident der SEV-Sektion VPT Forch: «Sobald die verbleibenden Fachspezialisten ein gutes Angebot erhalten, sind sie weg».

Vernetzung und starker Zusammenhalt

Erfreulich ist indessen der starke Zusammenhalt innerhalb der Sektionen und wie wichtig der SEV auch für die pensionierten Kolleginnen und Kollegen sein kann. Gemeinsame Wanderungen, Jass-Nachmittage und Ähnliches, aber auch gut besuchte Versammlungen sind Ausfluss davon.

Das grosse Engagement der Sektionen wird durch die Dienstleistungen des Regionalsekretariats unterstützt. Regula Pauli und Sheila Belometti, beide Gewerkschaftssekretärinnen im Regionalsekretariat Zürich, weisen schliesslich auf die anstehenden Veranstaltungen und Aktionen hin, darunter der nächste Werbekurs, der am 12. März via Zoom stattfindet, sowie das Netzwerktreffen vom 30. April zum Thema «Schichtarbeit, Gesundheit, Ernährung». Damit ist die Sektionskonferenz beim letzten Programmpunkt angelangt – dem gemeinsamen Nachtessen und informellen Austausch.

Michael Spahr / Eva Schmid
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