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Swiss: Mehr Lohn für technische Funktionen

Dem Mangel an technischem Personal sollen nun attraktivere Salärmodelle entgegenwirken. © Swiss International Airlines Ltd.

Zu den bereits erfreulichen Lohnerhöhungen und Einmalzahlungen, welche die Gewerkschaften für das gesamte Swiss-Bodenpersonal für 2023 erreicht haben, kommen nun in der Technikabteilung noch zusätzliche Lohnverbesserungen hinzu. Diese hat die Swiss mit den Gewerkschaften angesichts von Personalmangel und steigender Arbeitslast vereinbart, um die Mitarbeitenden bei der Stange zu halten und neue besser rekrutieren zu können.

Bei den Lohnverhandlungen für 2023 haben die Gewerkschaften bereits für alle rund 1500 Swiss-Mitarbeitenden, die dem GAV für das Bodenpersonal unterstehen, eine generelle Lohnerhöhung von 3,3 Prozent der Lohnsumme erreicht – wobei alle Mitarbeitenden mindestens 200 Franken pro Monat erhalten, damit auch Wenigverdienende die Teuerung der Lebenshaltungskosten verkraften können. Dazu kommen individuelle Lohnerhöhungen von 1 Prozent der Lohnsumme sowie verschiedene Einmalzahlungen im Umfang von mehreren tausend Franken (siehe SEV-Zeitung vom 25. November 2022).

Nun haben die Sozialpartner für Mitarbeitende in technischen Funktionen zusätzliche Lohnverbesserungen vereinbart, um dem besonders gravierenden Personalmangel in diesen Funktionen entgegenzuwirken. Dieser belastet die technischen Mitarbeitenden seit Monaten stark, zwingt sie zu Zusatzschichten auf Kosten ihrer Gesundheit. Das führt letztlich zu Krankheitsfällen und Kündigungen, was die Situation für die Verbleibenden nochmals verschlimmert, während neue Mitarbeitende noch schwerer anzuwerben sind – ein Teufelskreis.

Fehlplanung in der Corona-Krise

Der Grund für den Personalunterbestand ist, dass sich die Swiss bei der Personalplanung gründlich verkalkuliert hat. «Die Leitung hat in der Corona-Krise zu viel Personal abgebaut, denn sie rechnete nicht mit einem so raschen Wiederanstieg des Flugverkehrs wie in den letzten Monaten eingetroffen ist», sagt SEV-Gewerkschaftssekretär Philipp Hadorn, der Präsident von SEV-GATA, der Luftverkehrsabteilung des SEV. «Trotz unserer Warnungen und Proteste nahm die Swiss im Mai 2021 eine Massenentlassung vor, die auch das technische Personal nicht ausnahm. Schon vorher wurden Mitarbeitende mit relativ guten Frühpensionierungsbedingungen zum Verlassen des Unternehmens motiviert. Diese Leute würden jetzt wieder dringend benötigt, sind nun aber frühpensioniert oder arbeiten bei anderen Unternehmen oft sogar ausserhalb der Flugbranche. Zudem hat die Leitung zu wenig bedacht, dass nach der Krise andere Unternehmen ebenfalls Personal suchen und der Swiss sogar Mitarbeitende abwerben könnten.»

Abgänge und zusätzliche Arbeit

In der Tat sind in den letzten Monaten technische Mitarbeitende, deren Ausbildung die Swiss einiges gekostet hat, abgesprungen. Andere lassen durchblicken, dass es für sie attraktivere Stellen gäbe. Eine solche «Fluktuationsgefährdung» ortet die Swiss vor allem bei jungen Berufseinsteiger:innen und Mitarbeitenden in der Familiengründungsphase.

Zusätzlich steigt bei der Swiss aktuell die Arbeitslast im technischen Unterhalt der Flugzeuge und damit der Personalbedarf, weil von den Maschinen, die in der Corona-Krise in Jordanien eingelagert worden sind, mehrere in den Betrieb zurückgeholt werden. Dies für zusätzliche Verbindungen oder als Reserveflugzeuge, um die Verfügbarkeit der Flotte sicherzustellen, da es gegenwärtig Nachschubprobleme vor allem bei den Triebwerken gibt.

Attraktivere Salärmodelle

Um Abgängen entgegenzuwirken und die Personalrekrutierung zu erleichtern, hat die Swiss für Bodenmitarbeitende in technischen Funktionen neue, attraktivere Salärmodelle entwickelt. Diese unterscheiden sich gegenüber den bisherigen Modellen wie folgt:

• Sie sehen ein höheres, marktkonformes Einstiegssalär vor, das im Vergleich zu anderen technischen Bereichen attraktiv ist.

• Sie differenzieren nach der Ausbildung (abgeschlossene Berufslehre oder Abschluss auf Stufe Bachelor oder Master bzw. äquivalent).

• Sie berücksichtigen die berufliche Erfahrung stärker. Diese ergibt sich aus den Dienstjahren in der Funktion sowie gegebenenfalls aus den anrechenbaren Jahren mit relevanter Berufserfahrung beim Eintritt in die Funktion.

• Sie stellen die Salärprogression zu Beginn der Karriere besser dar.

Systematik und vertragliche Fixierung

Die neuen Salärmodelle treten rückwirkend per 1. Januar 2023 in Kraft und sind in einer Vereinbarung festgeschrieben, welche die Sozialpartner in den letzten Wochen ausgehandelt und unterzeichnet haben. Die betroffenen Mitarbeitenden sind im Januar bereits über ihren neuen Lohn informiert worden. Über 400 der aktuell rund 950 Mitarbeitenden in der Technikabteilung der Swiss erhalten eine spürbare Lohnerhöhung.

«SEV-GATA war es wichtig, dass die Lohnverbesserungen transparent, nachvollziehbar und auf systematische Weise im Rahmen vereinbarter Salärmodelle erfolgen, um patronale Willkür zu verhindern», betont Philipp Hadorn. «Ebenso wichtig war uns, die Verbesserungen in einer Vereinbarung für die Zukunft nachhaltig zu sichern. Im Moment haben wir wegen dem Fachkräftemangel zwar Rückenwind für Verbesserungen der Anstellungs- und Arbeitsbedingungen, den es zu nutzen gilt. Doch die Flugbranche ist volatil und der Wind kann durchaus wieder mal drehen.»

Markus Fischer
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Kommentare

  • Matias Jurio

    Matias Jurio 16/02/2023 17:58:58

    Bonjour,
    C'est dommage que ces mesures n'affectera qu'aux employés Swiss à Genève et à Zurich.
    Pour info, l'écart salarial existe aussi pour les employés expatriés pour les besoins de la compagnie. Par exemple, un employé avec 12 ans de loyauté envers Swiss gagne 200CHF en moins qu'un employé récemment embauché avec moins d'expérience et des qualifications de type. C'est une triste injustice.
    Cordialement,
    Matias J.