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Frauenkommission

Sie lassen nicht locker

Die erste Hälfte des Jahres 2019 stand ganz im Zeichen der Organisation und Mobilisation für den zweiten Frauenstreik am 14. Juni 2019. Dieser war ein überwältigender Erfolg, der als zweitgrösste Protestaktion der Bevölkerung nach dem Landesstreik 1918 in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Der SEV hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Streikgruppen und Protestierenden mit dem öV an die Demoplätze gefahren werden konnten und Bahnhofsgleise nicht von Aktivist:innen blockiert wurden. Nach einer Erholungsphase fand vom 7. bis 9. Oktober 2019 das Vierländer-Frauentreffen statt. An diesem regelmässigen Austausch mit Kolleginnen aus Deutschland, Österreich und Luxemburg wurden viele Ideen diskutiert und gemeinsame Projekte finalisiert – z. B. die ETF-Umfrage zu sexualisierter Gewalt bei der Arbeit im Transportwesen.

Die SEV-Frauenkommission hat sich 2019 zu zwei Plenarsitzungen und einer zweitägigen Klausur getroffen. Und sie organsierte und beteiligte sie sich an diversen Aktionstagen: z. B. Weltfrauentag am 8. März, drei nationale Streikkollektiv-Treffen, nationaler SEV-Werbetag vom 10. September und besagter 14. Juni.

Das Jahr 2020 begann mit der Weiterführung der Umsetzungsarbeiten aus dem Frauenstreik 2019 und den ersten Vorbereitungen für den SGB-Frauenkongress 2021. Der 8. März und das erste feministische Arbeitswochenende der Streikkollektive konnte noch in Bern stattfinden (6. bis 8. März 2020), dann kam Covid-19 und brachte viele Veränderungen. Das Plenum der Frauenkommission traf sich neu online, wie auch die nationalen Streikkollektive. Die Frauenkommission gründete und koordinierte im ersten Lockdown das Frauenbündnis, engagierte sich in diesem und weiteren Frauennetzwerken zum Erfahrungsaustausch bezüglich Covid-19-Auswirkungen auf Frauen und Kinder (Schweizer NGO-Netzwerke, ETF- und ITF-Meetings) und verfasste zusammen mit anderen Schreiben an den Bundesrat, damit die Schwächsten nicht vergessen werden. Vom 4. bis 10. Juni fand die erste «Violette Woche» statt, eine spontan ins Leben gerufene Webinar-Woche für Frauen in Zusammenarbeit mit Movendo. Zusätzlich gab es Kurzvideos auf den Sozialen Medien des SEV mit Kolleginnen, die zeigten, wie sie die Covid19-Krise bei ihrer Arbeit meistern. Der 14. Juni war ein ruhiger Aktionstag und fand für einmal als Postenlauf und Stadtspaziergang in Kleingruppen mit verteilten Themenfenstern statt. Die Frauenkommission traf sich 2020 zu drei Online-Plenarsitzungen und einer zweitägigen Klausur vom 15./16. September, die vor Ort durchgeführt werden konnte. Und sie organsierte die Bildungstagung der Frauen, die leider kurzfristig abgesagt werden musste. Dies galt auch für einige Werbeaktionen.

Das Jahr 2021 war mit viel Vorbereitungsarbeit für den grossen SGB-Frauenkongress und weiterhin grossen Ungewissheiten hinsichtlich des weiteren Verlaufes der Covid-19-Krise verbunden. Aufgrund des 50-Jahre-Jubiläums des Schweizer Frauenstimmrechts (am 7. Februar 1971 wurde die Schweiz mit der Annahme des Frauenstimmrechts zur echten Demokratie) galt das Werbeziel in diesem Jahr der Erhöhung der Frauen in der Mitgliedschaft. Dazu lancierte die Frauenkommission einen Wettbewerb. Die Mitglieder der Frauenkommission haben im Unterverband AS an sechs Werbetagen mitgewirkt, und auch in weiteren Unterverbänden gab es solche z. B. durch Hanny Weissmüller (ZP LPV), Esther Weber (LPV) und Janine Truttmann (ZPV) angestossen. Rund um den 8. März fand die zweite Version der «Violetten Woche» als Webinar-Kurswoche statt, da man sich wegen Covid-19 nicht treffen konnte. Aus diesem Grund musste auch die geplante Diversity-Veranstaltung mit der SBB abgesagt werden. Dafür konnte am 14. Juni schweizweit wieder protestiert werden – viele Frauen sind wütend! Die Frauenkommission hat sich zu drei Plenarsitzungen, einer zweitägigen Klausur und am zweitägigen SGB-Frauenkongress vom 11.-12. November getroffen. Die Bildungstagung der Frauen konnte am 26. November unter Einhaltung der Schutzauflagen und in verkleinerter Form stattfinden. Ausserdem hat die Frauenkommission mit einer Delegation am 20.-21 Oktober an der online «ETF-Women-Conference» teilgenommen. Auch «Vierländer-Frauentreffen» wurde in den virtuellen Raum verlegt. Und an der Bildungstagung der Frauen feierten wir das Erreichen der europäischen Vereinbarung «Women in Rail» (WiR), ein wichtiger Meilenstein in der Gleichstellung von Frauen im Transportwesen in ganz Europa.

Das Jahr 2022 ist ein stattliches Kongressjahr mit dem ETF-Kongress im Mai, dem SEV-Kongress im Oktober und dem SGB-Kongress im November. Ein Jahr zur Konsolidierung der Frauenstreikforderungen von 2019, die sich in den SGB-Frauenkongressforderungen und den Anträgen der Frauenkommission wiederfinden. Die SEV-Frauenkommission traf sich zu drei Plenarsitzungen, zur zweitägigen Klausur im Wallis sowie an den drei Aktionstagen: Weltfrauentag vom 8. März, feministisches Arbeitswochenende vom 14./15. Mai und am 14. Juni. Das Jahr 2022 bleibt nicht nur als Kongressjahr in Erinnerung, sondern vor allem auch als Rentenjahr. Wir sammelten Unterschriften für ganze vier (!) politische Vorlagen: Referendum gegen die Rentenreform AHV 21 (und beobachten mit Sorge die Parlamentsdebatten zu BVG 21) und weitere sozialpolitische Anliegen (z. B. Verrechnungssteuer, Kita-Initiative). Am 7./8. September fand das Vierländer-Frauentreffen statt, mit der Umsetzung des WiR-Abkommens als grosses Thema. In der Schweiz haben SEV, SBB und BLS mit den ersten konkreten Schritten begonnen.

Seit 2021 bietet die Frauenkommission online Webinare innerhalb der «16-Aktionstage gegen Gewalt an Frauen» zum Thema «Sexualisierte Gewalt im Beruf» an. Dies ist Teil der WiR-Umsetzung im Sinne von Frauen-Empowerment der Mitgliedschaft. Seit 2022 gibt es ausserdem das Movendo-Seminar dazu.

Lucie Waser, Gewerkschaftssekretärin für Gleichstellung SEV