| Aktuell / SEV Zeitung, Europäische Verkehrspolitik, Frauen, Frauen und Gesundheit

ETF-Kampagne

Bring mich sicher nach Hause!

Bild von Lion auf Pixabay

Die Europäische Transportarbeiter-Föderation (ETF) hat am Internationalen Frauentag vom 8. März die Kampagne «Get me home safely» (Bring mich sicher nach Hause) lanciert. Diese will vor dem Hintergrund zunehmender Gewalt gegen Transportarbeiterinnen für die Notwendigkeit eines sicheren Arbeitsweges sensibilisieren.

Schicht- und Nachtarbeit sind im Transportsektor weit verbreitet. Insbesondere Frauen, die in diesem Sektor tätig sind, machen sich zunehmend Sorgen um ihre Sicherheit auf dem Weg zur und von der Arbeit, insbesondere spät abends und nachts. Gewalt und sexuelle Belästigung nehmen in ganz Europa zu, mit alarmierenden Zahlen zu Femiziden in vielen Ländern.

Die ETF und die europäischen Verkehrsgewerkschaften stellen das sichere Pendeln zur Arbeit in den Fokus ihrer Kampagne. Mit den folgenden Kernforderungen werden sowohl Arbeitgeber als auch Politik und Gemeinden in die Pflicht genommen:

Die Gewährleistung eines sicheren Pendelverkehrs ist eine politische Verpflichtung: Die Politik muss die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen und für die finanziellen Mittel sorgen, um in sichere Infrastruktur und öffentlichen Verkehr zu investieren. Tatsächlich gilt das Übereinkommen C190 der ILO (International Labour Organization) zur Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt «beim Pendeln zur und von der Arbeit» (Art. 3 (f)).

Sicheres Pendeln ist eine Arbeitgeberpflicht: Für die meisten Arbeitgeber endet die Arbeitsschutzpflicht mit Verlassen des Betriebsgeländes. Die aktuelle europäische Arbeitsschutzgesetzgebung (Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz) schliesst das Pendeln zur Arbeit nicht ein. Angesichts der dringenden Notwendigkeit, mehr Frauen für den Sektor einzustellen, liegt es jedoch im Interesse aller Arbeitgeber, sich für einen sicheren Weg zur und von der Arbeit für ihre Angestellten einzusetzen.

Sicheres Pendeln muss eine Verpflichtung der lokalen Gemeinschaft sein: Auch die Gemeinden tragen Verantwortung. Sie müssen mehr darauf achten, sichere öffentliche Räume für Frauen bereitzustellen. Die Anliegen von Transportarbeiterinnen müssen in der Infrastrukturgestaltung und Planung von öffentlichen Verkehrsinfrastrukturen, sicheren Parkplätzen und öffentlicher Beleuchtung berücksichtigt werden.

Im Hinblick auf den feministischen Streik vom 14. Juni hat die SEV-Frauenkommission dieses Thema bereits aufgenommen und fordert mehr Sicherheit bei Früh- und Spätschichten, ausgehend von den Bedürfnissen der Frauen (siehe SEV-Zeitung Nr. 2).

Gewalt als Normalität

Zwei ETF-Umfragen legten die Basis für die «Bring-mich-sicher-nach-Hause-Kampagne»:

Eine Umfrage aus dem Jahre 2017 unter über 1000 Transportarbeiterinnen in Europa ergab, dass 63 % kürzlich mindestens eine Gewalttat erlebt hatten, wobei 26 % diese nicht gemeldet haben. Weil sie der Meinung sind, dass Belästigung zum Job (und somit auch zum Arbeitsweg) gehört.

Eine vor der Pandemie durchgeführte Umfrage unter 3000 Frauen im Transportsektor identifizierte ein hohes Mass an Gewalt und Belästigung als eines der Hindernisse, die Frauen davon abhalten, in dieser Branche zu arbeiten. Eine nicht zu unterschätzende Tatsache, insbesondere vor dem Hintergrund der anstehenden Pensionierungswellen und dem generellen Fachkräftemangel.

Erfahrungsberichte

Schau dir das Video der ETF mit den Geschichten von Transportarbeiterinnen aus ganz Europa an:

Chantal Fischer / ETF
Enable JavaScript to view protected content.