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Über 5000 protestieren für gute GAV, verbindliche Mindestlöhne und eine starke Industriepolitik

«Wir sind die Industrie!»

An der grössten Industriedemonstration, welche die Schweiz in den letzten Jahrezehnten erlebt hat, versammelten sich am Samstag in Bern über 5000 Arbeitnehmende aus der Industrie und weiteren Branchen. Sie forderten eine starke Industriepolitik für den ökosozialen Umbau und Gesamtarbeitsverträge, welche Mindestlöhne und gute Arbeitsbedingungen sichern.

Auch der SEV war vertreten an der Demo

«Wir sind die Industrie!» lautete das Motto der Demonstration vom Samstag Nachmittag, 22. September, auf dem Bundesplatz in Bern. Aufgerufen dazu haben die Gewerkschaften Unia, syndicom, SEV und PVB. Gefolgt sind diesem Aufruf über 5000 Arbeitnehmende aus den Industriebranchen, namentlich aus der MEM-Industrie, in der Verhandlungen für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag bevorstehen.

Corrado Pardini, Sektorleiter Industrie der Gewerkschaft Unia, erntete mit einer kämpferischen Rede viel Beifall auf dem Platz: «Ihr tragt Jahr für Jahr mit harter Arbeit entscheidend zum Wohlstand der Schweiz bei», rief Pardini der Menge zu. «Doch jetzt ist der Werkplatz Schweiz in Gefahr – und die Politik schaut weg! Das akzeptieren wir nicht. Es braucht endlich eine aktive Industriepolitik für den ökosozialen Umbau. Und es braucht einen guten Gesamtarbeitsvertrag in der MEM-Industrie, der endlich verbindliche Mindestlöhne und faire Arbeitsbedingungen garantiert. Nur so hat die Industrie in unserem Land eine Zukunft.»

Unterstützung erhielt Pardini von Redner/-innen aus den Betriebskommissionen von Bosch-Sapal, Tornos und ABB. Werner Schwarzer, Zentralpräsident Technisches Servicepersonal SEV, hob ebenfalls die grosse Bedeutung des GAV in der MEM-Industrie hervor: «Auch wir Mitarbeiter der SBB-Industriewerke sind sehr daran interessiert, dass ein guter MEM GAV zustande kommt, denn Verschlechterungen würden auch die nächsten GAV-Verhandlungen bei der SBB belasten.» Und Maria Roth-Bernasconi, Generalsekretärin des PVB, erinnerte an die starke wechselseitige Abhängigkeit von Industrie und Service public: «Ein Service public, der hohen Standards genügt, ist eine notwendige Voraussetzung für die Entwicklung der Wirtschaft und insbesondere auch des Industriestandortes Schweiz.»

Niklaus Dähler, Branchenpräsident Grafische Industrie und Verpackungsdruck bei syndicom, kritisierte den Angriff auf die Arbeitsbedingungen in der Druckindustrie mit scharfen Worten. «Die von Viscom geforderte Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden würde auf einen Schlag rund 1000 Arbeitsplätze in der Druckindustrie vernichten.» Um den gewerkschaftlichen Forderungen in den laufenden GAV-Verhandlungen der grafischen Industrie Nachdruck zu verleihen und die von den Arbeitgebern geforderten Lohnkürzungen und Arbeitszeitverlängerungen zurückzuweisen, hatte bereits der Demonstrationszug durch die Berner Altstadt vor dem Gebäude des Unternehmerverbandes Viscom halt gemacht.

Weitere Auskünfte:

Corrado Pardini, Sektorleiter Industrie Unia, 079 375 60 94
Christian Gusset, Branchenverantwortlicher MEM Industrie der Unia, 079 745 15 19
Maria Roth-Bernasconi, Generalsekretärin PVB, 078 718 71 13
Werner Schwarzer, Zentralpräsident Technisches Servicepersonal SEV, 079 610 64 81
Roland Kreuzer, Leiter Sektor Medien syndicom, 079 759 49 72
Hans-Peter Graf, Zentralsekretär grafische Industrie und Verpackungsdruck syndicom, 079 326 42 05

Impressionen von der Demo

Fotos: Markus Fischer, SEV