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SBB-Industriewerk Bellinzona wird im Tessin wieder zum politischen Thema

Extreme Spannung acht Jahre nach dem Streik

Im IW Bellinzona wächst die Sorge um die Zukunft der Arbeitsplätze, obwohl oder gerade weil die SBB zu beruhigen versucht.

Am 18. Februar trafen sich in Luzern Vertreter/innen von SBB, Personal, Gewerkschaften und Behörden unter der Leitung des Urner Rechtsanwalts Franz Steinegger, der sich nach dem Streik von 2008 als Moderator der «runden Tische» bewährt hatte. Das Treffen hatte die Tessiner Regierung angeregt, nachdem Personal und Gewerkschaften Alarm geschlagen hatten, weil vor allem in der zweiten Hälfte des letzten Jahres die SBB-Aufträge, besonders beim Wagenunterhalt, markant eingebrochen waren. Denn die SBB hatte sich 2013 in den Abkommen im Hinblick auf die Gründung des Kompetenzzentrums für nachhaltige Mobilität und Bahntechnik verpflichtet, das Volumen der Aufträge ans IW beizubehalten. Am Treffen wurde denn auch klar festgehalten, dass die SBB diese Pflicht vernachlässigt hat.

Die SBB begnügte sich damit, die heute fehlenden 30% an Aufträgen im Vergleich zu 2013 als «Rückstände bedingt durch aussergewöhnliche Umstände» zu erklären. Und sie erlaubte sich, noch während des Treffens eine «beruhigende» Medienmitteilung zu verschicken, in der sie Stabilität in den nächsten fünf Jahren und Investitionen von 20 Millionen Franken im IW versprach.

Vertrauen verloren

Doch diesen Zusicherungen schenkt weder beim Personal, das am 26. Februar zusammenkam, noch bei den kantonalen Behörden irgendjemand Vertrauen. Denn da die SBB die Aktivitäten des IW weiterhin auf den Cargo-Bereich beschränken will und dieser Markt sehr schwankend ist, stellt sich die Frage, auf welcher Basis die SBB eine zuverlässige Fünfjahresplanung machen könnte. Und was die von ihr immer wieder lauthals angekündigten Investitionen betrifft, ist zurzeit völlig unklar, wo und zu welchem Zweck diese erfolgen sollen. Vor allem aber fragt man sich, wie eine Stabilisierung der Aufträge auf dem heutigen Niveau das Überleben des IW sichern soll.

Die Personalversammlung verabschiedete daher eine Resolution zuhanden von SBB und Politik, die bis Mitte April konkrete Taten zur Erfüllung des Abkommens von 2013 fordert. Andernfalls will sie dann über Massnahmen zur Verteidigung des IW entscheiden. Und sie lud die Bevölkerung ein, am 19. März in der Malerei den achten Geburtstag des Streiks zu begehen und eine Volkspetition zu unterzeichnen.

Gi/Fi