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Officine Bellinzona

Officine nach Arbedo-Castione

Die Gemeinde Arbedo-Castione wurde als neuer Standort für das SBB-Werk im Tessin gewählt. Der neue Sitz soll die bestehenden Officine in Bellinzona ersetzen. Anhand von 27 Kriterien wurde Arbedo-Castione als der am besten geeignete Standort bewertet.

In einer Mitteilung schreibt die SBB: «Seit der Unterzeichnung der Absichtserklärung zwischen dem Kanton Tessin, der Stadt Bellinzona und der SBB über die Zukunft der Officine hat die SBB in den vergangenen Monaten verschiedene Standorte untersucht, die ab 2026 als neuer Standort für das Industriewerk dienen und die Officine Bellinzona ersetzen sollen. Nun hat die SBB beim Bundesamt für Verkehr ein Sperrgebiet von circa 150000 Quadratmetern im Norden von Arbedo-Castione für die neue Bahnanlage beantragt. Der Prozess zur Bestimmung des Sperrgebietes wird vom BAV nun gemäss schweizerischem Eisenbahngesetz geregelt. Dies ist der erste, wichtige Schritt hin zum neuen, avantgardistischen Industriewerk. In den kommenden Monaten wird sich die SBB auf die Entwurfs-, Transformations- und Übergangsprozesse konzentrieren, wie es die Absichtserklärung verlangt.»

Offen bleibt die politische Frage nach der öffentlichen Meinung bezüglich der geplanten Investitionen: Wie in der Absichtserklärung vereinbart, investieren der Kanton und die Stadt Bellinzona 100 respektive 20 Millionen in den neuen Standort. Dies wird auch die Zukunft des aktuell in Bellinzona besetzten Areals beeinflussen, denn die Stadt hält den aktuellen Standort für strategisch wichtig im Hinblick auf die Stadtentwicklung. Die Mitteilungen des Staatsrats und der Exekutive der Stadt mit den entsprechenden Kreditanträgen sollen bis Ende Monat unterzeichnet werden. Danach wird der Ball den Räten und Delegierten der Gemeinden zugespielt.

Auch der Ausgang der Abstimmung über die 2008 eingereichte Initiative, die vermutlich im Herbst stattfinden wird, ist noch unklar. Gianni Frizzo, der ehemalige Streikführer von 2008 und Präsident der Vereinigung «Giù le mani dall’Officina», sagt: «Die Initiative fordert die Einrichtung eines Pools für Technologie und Industrie im bestehenden Werk. Für uns ist dies die Basis für eine öffentliche Debatte, in der die SBB sowie die kantonalen und kommunalen Institutionen rechtfertigen müssen, wieso es nicht möglich ist, den bisherigen Standort so zu belassen, wie er ist und eine geringere Summe in seine Modernisierung zu investieren, als für den neuen Standort vorgesehen ist.»

Noch einige Fragen offen

Jetzt liegt es an der SBB und der Politik, die Details der Absichtserklärung auszuarbeiten und die Personalvertretung in die definitiven Verträge einzubeziehen, wie es beim «Plattform-Treffen» am 30. April 2017 vereinbart wurde. Insbesondere bezüglich Tätigkeitsbereiche und Auftragsvolumen der bestehenden Officine während der Übergangsphase besteht Klärungsbedarf. Bei einer verfügbaren Fläche von 150000 Quadratmetern muss klar definiert werden, wie viel Platz für die Fortführung der aktuellen Arbeiten, nebst der Instandhaltung der TILOs, dem neuen Giruno und den ETR 610/503, am neuen Standort benötigt wird. Nur so kann die drastische Reduktion der Arbeitsstunden auf 200000, die ungefähr der Halbierung der bestehenden Stellen entsprechen würde, vermieden werden.

Pascal Fiscalini/kt