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Grossdemonstration des SEV in Bern

Über 7 000-fach für einen guten GAV

Über 7 000 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner haben heute in Bern ein Zeichen gesetzt für den Gesamtarbeitsvertrag der SBB. Sie haben an der Kundegebung der Gewerkschaft SEV klar gezeigt, dass sie keinen Lohn- und Sozialabbau akzeptieren und auch bereit sind, dafür zu kämpfen.

«Ich danke euch für den gemeinsamen Einsatz in diesem Kampf!» Mit diesen Worten beschloss ein glücklicher SEV-Präsident Pierre-Alain Gentil die Vorab-Kundgebung des Schweizerischen Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verbands (SEV) auf der Berner Schützenmatte, bevor sich die SEV-Aktivistinnen und -Aktivisten dem Demonstrationszug des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes anschlossen. Mit rund 7'000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern haben sich die Erwartungen des SEV erfüllt. «Die SBB wird dieses kraftvolle Zeichen nicht übersehen können», betonte Gentil anschliessend.

«System funktioniert nur mit GAV»

In seiner Rede hatte der SEV-Präsident klar gemacht, dass der öffentliche Verkehr in der Schweiz das Produkt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist. «Der SEV hat bewiesen, dass der öffentliche Verkehr mit einem guten GAV bestens funktioniert», erläuterte er und fügte einen Satz an, den er ausdrücklich als Warnung und nicht als Drohung verstanden haben will: «Der SEV ist bereit zu zeigen, wenn es denn wirklich nötig sein soll, dass das System ohne GAV nicht funktionieren wird.»

Der SEV verlangt von der SBB einen neuen Gesamtarbeitsvertrag, der mit dem bisherigen mindestens gleichwertig ist. Angesichts der Wirtschaftslage, aber auch der Geschäftslage der SBB keine überrissene Forderung, betonte SEV-Vizepräsident François Gatabin. Die Forderung der SBB, mit dem neuen GAV Personalkosten von 5 Prozent einzusparen, wies Gatabin unter dem Beifall der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Kundgebung klar und deutlich zurück. «Obwohl ihr es seid, die ihr die Gewinne verschafft, kostet ihr zu viel, sagt die SBB», betonte er. Fürs Personal gebe es Ende Jahr bestenfalls ein Dankeschön, während die Direktoren ihren Bonus kassieren. Wie zuvor schon Gentil betonte auch Gatabin, dass ein schwerer Konflikt mit der SBB abzusehen sei. «Schuld daran sind nicht wir, sondern die neoliberale Blindheit gewisser Neumanager, die direkt gegen die Wand steuern», hielt er fest.

SEV fordert 4 Prozent mehr Lohn

Gatabin gab an der Kundgebung bekannt, dass der SEV bei der SBB eine Lohnforderung von 4 Prozent abgegeben hat, in Übereinstimmung mit der Kampagne des Gewerkschaftsbundes. Diese Forderung komme zur rechten Zeit, hielt Gatabin fest. "Kein privates Unternehmen hat in den letzten zehn Jahren seine Produktivität so stark gesteigert wie die SBB", ergänzte er, «und zwar mit eurem Schweiss!» Die Lohnforderung wird in die Verhandlungen um den GAV einbezogen.

Mit einer Postkarten-Aktion an die Adresse von SBB-Personalchef Hannes Wittwer unterstrichen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung ihre Forderung, dass der neue Gesamtarbeitsvertrag keinen Abbau bringen darf. Viele Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter nutzten den Platz auf der Karte, um dem Personalchef ihre persönlichen Bedenken rund um den drohenden Lohn- und Sozialabbau bei der SBB mitzuteilen.

Gesamter öffentlicher Verkehr betroffen

Doch nicht nur das SBB-Personal ist betroffen, wenn die grösste Schweizer Bahn ihre Arbeitsbedingungen verschlechtern will. Dies strich SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger hervor: «Weil die SBB praktisch das Monopol in der Schweiz hat, bestimmt sie, was in der Branche geht.» Sie kritisierte die SBB wegen deren Aussage, sich an die Konkurrenz anpassen zu müssen. «Wer ist die Konkurrenz – etwa die Jungfraubahnen oder gar die Oensingen-Balsthal-Bahn?», fragte Spalinger rhetorisch und machte klar, dass die SBB mit Ausnahme des internationalen Güterverkehrs in keinem Bereich unter Konkurrenzdruck steht. Das Umgekehrte gelte: Wenn die SBB beim Personal spare, sei dies ein Signal an alle Unternehmen im öffentlichen Verkehr. Deshalb sei es nötig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der andern Bahnen und der Busse die SBB-Leute beim Kampf gegen den Abbau unterstützen, wie dies in Bern geschehen ist. Das Signal gehe deshalb an alle Unternehmen, erklärte Spalinger: «Wir sind bereit zu kämpfen; wir geben nicht auf!»

Nach der Vorab-Kundgebung schlossen sich die Aktivistinnen und Aktivisten des SEV dem Demonstrationszug des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes an. Bei der abschliessenden Kundgebung auf dem Bundesplatz bildeten die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner einen markanten, unübersehbaren Block – erstmals in den neuen, in rot und schwarz gehaltenen Tenues, die die weissen SEV-Fahnen bunt ergänzen.

Medienmitteilung zur Lohn-Demo: Link zum SBG