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Generationenwechsel an der LPV-Spitze

«Es ist wichtig, loszulassen»

Hans-Ruedi Schürch hat den SEV-Unterverband des Lokomotivpersonals (LPV) sieben Jahre lang präsidiert. Ende 2020 übergab er sein Amt an Hanny Weissmüller – siehe auch SEV-Zeitung Nr. 14/2020. Der abgetretene Präsident über seinen Rücktritt und die Jahre im LPV-Vorstand.

SEV-Zeitung: Du bist per Ende 2020 als Zentralpräsident (ZP) des LPV zurückgetreten. Was gab den Ausschlag dafür?

Hans-Ruedi Schürch: 2020 fanden im LPV Gesamterneuerungswahlen statt. Ich habe mich nicht mehr zur Verfügung gestellt. Nach insgesamt 16 Jahren im LPV-Zentralvorstand (neun Jahre als Kassier, sieben Jahre als ZP) war die Zeit reif für den Rücktritt. Ich bin denn auch der tiefen Überzeugung, dass in erster Linie die Jungen über ihre Arbeits- und Anstellungsbedingungen mitbestimmen sollten. Mir kann fast nichts mehr passieren – in knapp zehn Jahren werde ich pensioniert. Ich finde es darum wichtig, loszulassen und den Weg freizumachen für die nachkommenden Generationen. Meine jungen Kolleginnen und Kollegen haben ganz andere Vorstellungen von ihrem Arbeitsleben, besonders auch bezüglich Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ich bin sicher, dass die Zeit nun reif ist für eine Frau an der Spitze des LPV.

Was war der Höhepunkt in deiner Zeit beim LPV-SEV?

Meine Gewerkschaftslaufbahn hat sich immer irgendwie ergeben; von der Sektionsarbeit zum Zentralkassier und schliesslich zum Zentralpräsidenten. Die Kongresse, Delegiertenversammlungen, Flächenbesuche – das waren für mich wundervolle Ereignisse eines aktiven Gewerkschafterlebens. Sie gehörten aber gewissermassen zur Normalität in meinen Funktionen. Alle Erwartungen getoppt hat dann aber die Einladung in den «Club» des Schweizer Fernsehens nach dem tödlichen Unfall eines Kollegen in Baden im August 2019. Auch wenn meinem Auftritt ein zutiefst erschütterndes Ereignis vorausgegangen war, so war es doch ein in jeder Hinsicht beeindruckendes Erlebnis für mich.

Welchen Erfolg konntest du mit dem SEV feiern?

Für mich am imposantesten war sicher der Kongress im Mai 2015, als wir BAV-Direktor Peter Füglistaler klar die Meinung sagten. Da stand der SEV vereint zusammen; alle haben am gleichen Strick gezogen. Die Regenpelerinen-Aktion hatte denn auch eine grosse mediale Strahlkraft. Wir kamen in der Tagesschau und haben damit den Kurswechsel beim Bundesamt für Verkehr angestossen.

Was sind die grössten Herausforderungen für den LPV-SEV?

Die Mitgliederwerbung wird sicher auch weiterhin zuoberst auf der Pendenzenliste stehen. Wir müssen neue Mitglieder von den Vorteilen im SEV überzeugen. Daneben ist auch die Automatisierung ein zentrales Thema. Mit sogenannten Assistenzsystemen soll unsere Arbeit als Lokführer/in «vereinfacht» werden. Es gibt aber grosse Befürchtungen, dass wir im Führerstand als Folge dieser Systeme unterfordert sein werden, und dass unsere Aufmerksamkeit und Wachsamkeit darunter leiden.

Der LPV wird sich weiter mit dem Personalbestand und der Attraktivität des Lokführerberufs auseinandersetzen müssen. Die künftigen Arbeits- und Anstellungsbedingungen werden dabei matchentscheidend sein.

Vielen Dank, Hans-Ruedi. Du hast das Schlusswort.

Danke. Ich bin stolz auf unsere Mitglieder beim LPV. Sie sind aktiv und engagiert. In all den Jahren im Zentralvorstand des LPV haben wir immer auf Augenhöhe diskutiert und sind respektvoll miteinander umgegangen. Auch in Konfliktsituationen begegnete man sich mit Würde, das habe ich sehr geschätzt.

 

Chantal Fischer
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