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Delegiertenversammlung LPV

Touren nicht ändern ohne echte Konsultation

Am 1. September tagten die Delegierten des SEV-Unterverbands des Lokpersonals (LPV) in Winterthur. Sie verabschiedeten eine Resolution gegen kurzfristige Änderungen an Diensttouren ohne Konsultation der Betroffenen. Und sie genehmigten neun Anträge mit weiteren Forderungen.

Hanny Weissmüller, Zentralpräsidentin seit 1. Januar, verabschiedet Vorgänger Hans-Ruedi Schürch.

Seit einigen Monaten werden bei der SBB vermehrt Diensttouren erst am Vortag oder am Tag selbst abgeändert, und die Betroffenen erfahren oft erst per Zufall, dass es Änderungen gab. Falls sie beim Disponenten nicht rasch protestieren, gilt eine Änderung als genehmigt, und auch Widerspruch wird nur berücksichtigt, wenn eine andere Lösung gefunden werden kann. «Dies ist keine wirkliche Verständigung im Sinne der Vereinbarung mit der Personalkommission über die Verständigungsfristen», stellt die Resolution klar. «Einzelne Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) tun dies schon seit Monaten, wenn nicht Jahren, unter dem Vorwand von Baustellen oder Personalmangel», hält die Resolution weiter fest und fordert «ein Ende dieser Taschenspielertricks, die sich belastend auf das Arbeits- und Privatleben auswirken».

Konkret fordert der LPV von allen EVU: Ohne Zustimmung der Betroffenen dürfen nicht kurzfristig Änderungen grösser als zehn Minuten zu Beginn oder am Ende einer Schicht vorgenommen werden oder Pausen in Arbeitsunterbrechungen umgewandelt werden. Und: Die Disponent/innen sollen ihre Arbeit unter den bestmöglichen Bedingungen machen können und eine kompetenzorientierte Ausbildung erhalten.

Maximal 39 Stunden Schichtarbeit pro Woche als Verhandlungsziel

Weiter genehmigten die Delegierten neun Anträge. Einer von ihnen verlangt, dass der SEV-LPV für den nächsten GAV SBB für Mitarbeitende mit unregelmässigen Diensten eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 39 Stunden aushandeln soll – allenfalls zusammen mit anderen Unterverbänden. Die anderen Anträge fordern unter anderem folgendes: Alle Pausen zur Zwischenverpflegung sollen an einem passenderen Ort möglich sein als im Zug oder auf dem Perron. Vor einem freien Tag soll spätestens bis 22 Uhr gearbeitet werden müssen, und danach frühstens ab 5 Uhr. Bei der automatischen Dienstplanung muss das Personal ebenfalls einbezogen werden, für die automatisch generierten Pläne muss eine Stelle klar verantwortlich sein, und die Arbeitsplankommission muss Zugriff auf alle Daten haben. Wer in Italien fährt, soll für die nötigen Kenntnisse von Vorschriften und Sprache eine Prämie von 2500 Franken erhalten. Bei der Kommunikation des Lokpersonalbestandes soll die SBB auch den Stand der Überzeitkonten offenlegen.

Die Koordinatorin Verkehrspolitik des SEV, Daniela Lehmann, zeigte auf, wie der SEV in den letzten Jahren Angriffe auf die integrierte Bahn, die Einheitskonzession im Fernverkehr und die Kooperation im internationalen Personenverkehr abgewehrt hat. Heute setzt das Uvek unter Simonetta Sommaruga im öV statt auf mehr Wettbewerb und Fernbusse wieder auf die «bewährte Marktordnung». Und der lange Kampf des SEV für ein Verlagerungsziel auch im Binnengüterverkehr und gegen das Dogma der Eigenwirtschaftlichkeit des Schienengüterverkehrs findet angesichts des Klimawandels endlich mehr politische Unterstützung.

LPV-Zentralpräsidentin Hanny Weissmüller will die Mitglieder weiterhin mit Newsletter-Mails und auf der neugestalteten LPV-Webseite zeitnah über Aktuelles informieren. Gleichzeitig will sie auch die bewährten Zoom-Cafés mit den Mitgliedern weiterführen. Die LPV-Warnweste entspricht der Euronorm.

Markus Fischer
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Wahlen und Finanzen

Neu in die Geschäftsprüfungskommission des LPV gewählt wurde als Ersatzmitglied Marco Berger, LPV Landquart. Als Ressortvertreter Lokpersonal BLS folgen René Scheidegger und Jakob Zahner, Co-Präsidenten der LPV-Sektion BLS, auf René Knöpfel. Fachgruppenleiterin Frauen wird Esther Weber, LPV Basel. Als Fachgruppenleiter A40 bis B100 folgt Sélim Taboubi, LPV Biel, auf Armin Walker. Neue Delegierte in der GAV-Konferenz SBB Cargo sind Gabriele Bianchi, LPV Ticino, und Daniel Joye, Vaud et Bas-Valais, neuer Ersatzdelegierter Andreas Meier, LPV Mittelland. Neue Ersatzdelegierte in der GAV-Konferenz SBB vom Personenverkehr sind Stefan Erb, LPV Nordostschweiz, und Marc Demierre, LPV Genf.

Die DV genehmigte die Rechnung 2020 mit einem Gewinn von 64 306 Franken, vor allem wegen dem Covid-bedingten Ausfall von Bildungskursen. Davon fliessen 30 000 Franken in den Solifonds und 30 000 in den Corona-Fonds. Einstimmig akzeptiert wurde auch das Budget 2022 mit einem Defizit von 30 670 Franken. Der Unterverbandsbeitrag wurde auf CHF 7.50 festgelegt, der Solifondsbeitrag auf 2.50.