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Lokpersonal Personenverkehr SBB

Neue Einsatzrayons für Lokpersonal-Ausbildungsklassen

Ab 2023 werden angehende Lokführerinnen und Lokführer des SBB-Personenverkehrs auf einem grösseren Einsatzrayon und auf mehr Fahrzeugen als bisher ausgebildet – dank dem Projekt ZWALP (Zweitausbildung Lokpersonal Personenverkehr). Der SEV-Unterverband des Lokomotivpersonals SEV-LPV begrüsst die mit der ersten Projektphase erreichten Schritte. Gewerkschaftliche Forderungen wurden umgesetzt (siehe Box).

Breitere Fahrzeug- und Streckenkenntnisse bringen mehr Vielfalt und Abwechslung für die Mitarbeitenden sowie einen robusteren Betrieb. Zudem profitieren auch die Kolleginnen und Kollegen von Steuerung, Lenkung (TCC) und Einteilung, indem sie handlungsfähiger werden. Konkret äussert sich dies zum Beispiel bei einer Störung im Bahnbetrieb mit Umleitungen und Fahrzeugwechseln. In solchen Situationen sind wir in der Produktion heute zum Teil eingeschränkt, was zu Zugsausfällen führen kann, weil dem verfügbaren Lokpersonal einzelne Kompetenzen fehlen. Mit den neuen Einsatzrayons will ZFR dieser Tatsache entgegenwirken.

Das Projekt ZWALP (Zweitausbildung Lokpersonal Personenverkehr) hat in einer ersten Phase die neuen Einsatzrayons für das Lokpersonal in Ausbildung gestaltet. Dabei wurden schweizweit einheitliche Prinzipien definiert und regionale Spezialitäten berücksichtigt. Die Einsatzrayons werden aus den Strecken- und Fahrzeugprofilen mehrerer benachbarter Lokpersonalstandorte gebildet. Der Hauptausbildungs-Standort der Regionen ist jeweils ein grosser Lokpersonalstandort mit höherer Komplexität. Die regionale Ausbildung an mehreren Standorten stärkt primär im Regionalverkehr die Einsatzmöglichkeiten und die Betriebsstabilität. Im Fernverkehr ist der Effekt einer höheren Flexibilität wegen der geografischen Ausdehnung naturgemäss kleiner.

Für den Erhalt der breiteren Fahrzeug- und Streckenkenntnisse nach der Ausbildung wird künftig noch mehr auf Anstellungsmodelle mit zwei Arbeitsorten bzw. zwei Arbeitsverträgen, analog der bereits bei Produktion Personenverkehr gelebten Modelle, gesetzt. Bei zwei Arbeitsorten/Verträgen ist zeitlich klar definiert, wann welcher Arbeitsort gilt. Das passende Anstellungsmodell wird nach wie vor individuell vereinbart. Um die Streckenkenntnisse zu erhalten, nutzt das Lokpersonal neben den eingeteilten Touren auch vermehrt Streckenvideos. Weiter können nach Bedarf auch Touren der Nachbarstandorte abgedeckt werden, um Kompetenzen zu erhalten.

Im Projekt haben Mitarbeitende des Lokpersonals, von Planung, Steuerung, TCC, Einteilung sowie Vertreter von VSLF, LPV und Transfair und der Personalkommission mitgewirkt. Diese Einsatzrayons in der Ausbildung bilden nun die Basis für die Überarbeitung der Zweitausbildung. Die ersten Lokführerinnen und Lokführer, die nach den Grundsätzen von ZWALP ausgebildet werden, fahren voraussichtlich ab 2024 selbstständig.

Das Projekt ZWALP nimmt keinen Einfluss auf die Tourengestaltung der aktuellen Lokpersonalstandorte.

Die Frage, in welcher Form das aktuelle Lokpersonal die Aufschulung dieser neuen Einsatzrayons erhält und damit auch analog der zukünftigen Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen eingesetzt werden kann, wird das Projekt AVANTI ab 2022 angehen.

Claudio Pellettieri, Leiter Zugführung und Rangier
Fabian Rippstein Bornhövd, Regionenleiter Ost, Vertreter der Leitung ZFR bei ZWALP
Simon Strimer, Bildung SBB, Bildungsprojektleiter ZWALP

Gewerkschaftliche Forderungen umgesetzt

Als Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner und der PeKo ZFR begrüssen wir die mit der Phase 1 erreichten Schritte des Projekts ZWALP ausdrücklich. Eine umfassende Ausbildung stärkt die Attraktivität des Berufs und bringt sowohl dem Lokpersonal als auch dem Unternehmen zahlreiche Vorteile.

Es waren im vergangenen Jahr die Sozialpartner, die mit grossem Nachdruck eingefordert haben, dass genau diese betrieblichen Aspekte im Projekt ZWALP erhoben werden und in die zukünftigen Massnahmen einfliessen müssen. Wir werten es als sehr positiv, dass dies auf Seiten der SBB aufgenommen und in gemeinsamer, konstruktiver Ausarbeitung umgesetzt wurde.

Inwiefern eine nachhaltige und langfristige Umsetzung der nun gewählten Ansätze gelingen wird, hängt stark von den Resultaten des Projekts AVANTI ab. Wir zählen darauf, dass auch im Projekt AVANTI auf eine pragmatische und konstruktive Weiterentwicklung der Bahnproduktion gezählt werden kann. Insbesondere die punktuelle Aufwertung der kleineren Depots wird wichtig sein für die Erhöhung und den Erhalt der betrieblichen Flexibilität des Gesamtsystems.

Marjan Klatt, SEV-LPV
Erich Schlegel, transfair
Thomas Rutschmann, VSLF
Felix Traber, VSLF

Maja Fischer, PeKo ZFR