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Protestversammlung Luftverkehr

Stopp Sozialabbau

Rund 1500 Angestellte, Angehörige und solidarische Kolleg/innen prostestierten am 11. September am Flughafen Zürich.

1500 Mitarbeitende haben am Flughafen Zürich gegen die massiven Angriffe auf ihre Löhne und Arbeitsbedingungen protestiert. Der Kampf gegen Sozialabbau geht nun am Verhandlungstisch weiter.

«Mit diesem Protest zeigen wir den Firmen die rote Karte. Die rote Karte wegen der Erhöhung der Wochenarbeitszeit, noch mehr Flexibilität und noch tieferen Löhnen», wendet sich Philipp Hadorn, Präsident von SEV- GATA, an die Protestierenden am Flughafen Zürich. Das Bodenpersonal ist dem Aufruf der Gewerkschaften in grosser Zahl gefolgt: Mehr als 150 Mitarbeitende in Genf und über 1500 in Kloten wehrten sich am 11. September gegen den drohenden Sozialabbau: Bei Swiss wie auch Swissport sollen die Personalkosten um 15 Prozent gesenkt werden, die Massnahmen zielen dabei auf Löhne, Altersvorsorge, Arbeitszeiten und sogar auf die Sozialpläne (siehe SEV-Zeitung 12/2020). Pierre-Yves Maillard, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), sicherte den Anwesenden die Solidarität der ganzen Gewerkschaftsbewegung zu: «Die Angestellten hier haben bereits so schwierige Arbeitsbedingungen und tiefe Löhne. Ihnen noch mehr zu nehmen, ist absolut inakzeptabel.»

Bilder von der Demo (in der Medienmitteilung unten)

Mit seinem grossen und lauten Protest hat das Personal gezeigt, dass es drastische Spar- und Kostensenkungsprogramme auf dem Rücken der Mitarbeitenden nicht hinnehmen wird. Diesen Kampf führt SEV-GATA nun am Verhandlungstisch weiter: «Wir werden weiterhin alles dafür geben, dass die Arbeitsbedingungen und Jobs unserer Mitglieder erhalten bleiben», stellt Philipp Hadorn klar.

Bei Swissport fand die nächste Verhandlungsrunde bereits am Dienstag, 22. September statt. «Wir verlangen mehr Transparenz von Swissport und haben deshalb Informationen zu laufenden Vertragsverhandlungen gefordert», erklärt Gewerkschaftssekretärin Regula Pauli. SEV-GATA wolle sicherstellen, dass die Verschlechterungen wirklich nötig sind und die Krise nicht vorgeschoben werde, um Abbaumassnahmen und Sparpakete durchzusetzen, die bei Swissport schon länger in der Schublade liegen. Swissport willigte in diesen Vorschlag ein. Bis die Verträge zwischen Swissport und ihren Kunden unterzeichnet sind, werden die GAV-Verhandlungen unterbrochen. «Wir haben bis dahin aber weitere Termine vereinbart, unter anderem um eine gemeinsame Definition der Krise zu finden», präzisiert Pauli. Eines steht jedoch fest: «Die drei Varianten, die Swissport uns als letztes Angebot unterbreitet hat, können wir unseren Mitgliedern, die bereits mit dem Rücken zur Wand stehen, nicht zumuten. Die Verschlechterungen sind viel zu massiv.»

Bei der Swiss gehen die Verhandlungen Ende September in die nächste Runde. «Aufgrund der Bundeshilfe in Milliardenhöhe stellt sich die Frage, ob Einsparungen beim Personal über 15 Prozent für die Airline überhaupt zwingend nötig sind», erklärt Philipp Hadorn. Die Swiss beteuerte jedoch gegenüber SEV-GATA, dass die Auflagen des Bundes sie zu diesen Sparmassnahmen zwingen würden – um dann aber zurückzukrebsen: Den Bund treffe keinerlei Schuld an Kostensenkungsmassnahmen, legte die Swiss kürzlich in einer internen Kommunikation dar. «Die Swiss widerspricht damit ihren eigenen Behauptungen, die sie uns gegenüber gemacht hat. Es geht nicht, uns mit falschen Angaben irrezuführen», stellt Hadorn klar. Klärung fordert SEV-GATA noch in einem weiteren Punkt: Gewisse Vorgesetzte setzen sich bewusst über die vereinbarte Vorankündigungsfrist von Kurzarbeit hinweg. «Wir haben bisher mit Goodwill versucht, lösungsorientiert die gemeinsame Verantwortung in der aktuellen Krise wahrzunehmen. Doch dieses Vertrauen ist aktuell stark infrage gestellt», so Hadorn.

Elisa Lanthaler
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