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Genfersee: GAV CGN erneuert

Von links Lionel Simonin (Sekretär der Sektion VPT Lac Léman), Benoît Gaillard (Präsident des Verwaltungsrats), Jean-Pierre Etique (Gewerkschaftssekretär SEV), Lucienne Ducommun (HR-Leiterin), Christian Fankhauser (Vizepräsident SEV), Mathias Gay-Crosier (Präsident der Sektion VPT Lac Léman) und Andreas Bergmann (Generaldirektor CGN).

Am 15. Februar haben Vertreter von Personal, Direktion und Verwaltungsrat der Compagnie générale de navigation sur le Lac Léman (CGN) den erneuerten GAV unterzeichnet. Ein positives Ergebnis vor den schwierigen Verhandlungen über die Kernfrage der Löhne.

CGN-Gesamtarbeitsverträge werden traditionell auf Schiffen unterzeichnet, letztmals 2016 auf der «Italie» und nun am 15. Februar in Lausanne-Ouchy auf der «Rhône». Der Belle-Epoque-Raddampfer wurde gleichentags nach dreijähriger Renovierung mit hochrangigen kantonalen und eidgenössischen Gästen eingeweiht. Die Investition in die Flotte und – mit der GAV-Erneuerung – auch ins Personal zeigt, dass das Unternehmen an seine Zukunft glaubt. Fast alle Mitarbeitenden und Verwaltungsratsmitglieder haben dem GAV zugestimmt. Er tritt rückwirkend per 1. Januar für vier Jahre in Kraft

Das ursprüngliche Mandat der SEV-Verhandlungsdelegation bestand darin, den GAV unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Lage zu bereinigen, doch hat sie auch eine Reihe von Verbesserungen erreicht. «Die Diskussionen mit der Leitung waren sehr offen und positiv. Wir haben einen guten Vertrag unterzeichnet, der einige soziale Errungenschaften erneuert und verbessert», sagt Mathias Gay-Crosier, Präsident der SEV-VPT-Sektion Lac Léman.

Für SEV-Gewerkschaftssekretär Jean-Pierre Etique hat die Verhandlungsdelegation ausgezeichnet gearbeitet. «Das Klima war konstruktiv, man hörte einander zu, und die Bilanz ist sehr gut! Es sind mehrere Verbesserungen gelungen, vor allem bei der Arbeitszeit. Der Schutz der Freizeit wird verbessert und Leistungen werden anerkannt, beispielsweise wenn Kolleg:innen an freien Tagen kurzfristig einspringen müssen. Und gewisse Feiertage werden aufgewertet. Bei schmutzigen Arbeiten wird das Umkleiden als Arbeitszeit angerechnet, ebenso das Duschen für Maschinist:innen von Dampfschiffen.» Wenn die Unternehmung für einen negativen Zeitsaldo verantwortlich ist, wird der Saldo auf Null gesetzt. Mehrere Sonderurlaube wurden verlängert. Und die Präambel enthält neu einen Absatz zur Vergabe von Aufträgen an Subunternehmen.

Auch Lionel Simonin, stellvertretender Schiffsführer und Sekretär des VPT Lac Léman, beurteilt den GAV «positiv, insbesondere dank der Leitplanken, die für die Dauer der Dienste und Dienstschichten gesetzt wurden». Für SEV-Vizepräsident Christian Fankhauser waren die Diskussionen nicht zufällig so konstruktiv, sondern «weil bei der CGN mehr als 90 Prozent der Mitarbeitenden gewerkschaftlich organisiert sind. Ein so hoher Organisationsgrad erleichtert den sozialen Dialog zweifellos, wobei das gute Resultat auch der Verhandlungsdelegation zu verdanken ist. Das ist es, was man das Kräfteverhältnis nennt!»

Nun bleibt aber noch das ganze Lohnsystem neu zu verhandeln – ein grosser Brocken. «Wir sind noch lange nicht am Ziel. Wir werden fast acht Jahre lang auf Lohnverbesserungen verzichtet haben», fasst Lionel Simonin zusammen. In der Tat waren die Verbesserungen im GAV 2016 mit einem dreijährigen Verzicht auf Lohnverhandlungen verbunden. Und bei den Verhandlungen für den GAV 2022 wurden die Löhne ebenfalls ausgeklammert. Umso höher sind die Erwartungen des CGN-Personals an die kommenden Verhandlungen: «Wir werden bei den Löhnen nicht locker lassen können. Ich hoffe, dass das Verhandlungsklima dasselbe sein wird wie beim GAV. Das Personal steht hinter uns», schliesst Simonin selbstbewusst.

Yves Sancey / Übers. Markus Fischer
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