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Neues Zugpersonal-Berufsbild

«Kundenbegleitung 2020» auf Abwegen

Seit 2017 laufen die Vorbereitungen zur Einführung eines neuen Berufsbildes in der Zugbegleitung. Die Kundinnen und Kunden sollen nicht nur auf ihrer Zugsfahrt, sondern auch auf dem Bahnhof betreut werden. Man will einen kompletten Service anbieten mit dem Ziel, die Kundinnen und Kunden dort zu betreuen, wo das grösste Bedürfnis besteht. Neue, flexiblere Einsatzvarianten sollen dieses Ziel möglichst optimal abdecken können. Mit dem neuen Berufsbild wurde auch die Berufsbezeichnung geändert: Neu ist das Personal mit «Chef–Kundenbegleiter/in» und «Kundenbegleiter/in» angeschrieben. Damit soll das Ziel von flexibleren Einsätzen gewährleistet sein.

Wenn eine Unternehmung ein neues Berufsbild einführt, dann steht sie ebenso in der Pflicht, das Personal beim Übergang ins neue Berufsbild zu betreuen und begleiten. Diese Pflicht wurde von einigen Vorgesetzten nicht optimal oder gar nicht wahrgenommen. Im Gegenteil: Es wurde mit Drohungen über Kündigungen und Sanktionen operiert. Das führte vielerorts dazu, dass sich Ängste und Unsicherheiten breit gemacht haben. Statt beim Personal Begeisterung zu wecken, wurde mit diesen Aussagen genau das Gegenteil bewirkt.

Wo liegen die Schwierigkeiten?

Die neuen Einteilungsvarianten mit der Möglichkeit, mehrere Funktionen in einer Leistung zu realisieren, stellen alle vor grosse Herausforderungen.

Die Basisplanung von einer Person auf den Zügen des Fernverkehrs verschlechtert die Motivation des Personals für das neue Berufsbild massiv und schadet der Akzeptanz gegenüber diesem. Das Personal fühlt sich auf diesen Zügen alleine gelassen.

Der Grundsatz der Zweierbegleitung ist komplett durchbrochen, obwohl uns versprochen wurde, dass der Grossteil der Fernverkehrszüge diesem Grundsatz immer noch gerecht werden. Zum Beispiel wird die Regel der Zweierbegleitung nach 22 Uhr vielerorts nicht eingehalten.

Unterschiedliche Aussagen über Anstellungsbedingungen nach der Ausbildung führen zu erheblichen Unsicherheiten beim Personal.

Die Zeitabrechnung mittels Sopre stellt alle immer wieder vor grosse Herausforderungen. Viele Fehler in der Abrechnung lösen grosses Unverständnis beim Personal aus: Es versteht nicht, warum ein Planungsprogramm angewendet wird, das ungeeignet ist.

Die versprochenen Pflichtleistungen werden vielfach nicht eingehalten.

Die Ausbildung stellt viele vor grosse Herausforderungen.

Wir stellen fest, dass die Philosophie des neuen Berufsbildes beim Personal nicht angekommen ist. Das Gleichgewicht zwischen den technisch-operativen Möglichkeiten und dem emotionalen Empfinden ist nicht gewährleistet. Dies führt zunehmend zu Motivationsverlust und schwindender Akzeptanz beim Personal gegenüber dem neuen Berufsbild. Der SEV-ZPV befürchtet, dass das Projekt aufgrund der herrschenden Stimmung scheitern könnte.

Die Forderungen des SEV/ZPV sind:

Die Wiedereinführung der Zweierbegleitung im Fernverkehr.

Die Einzelbegleitung von Triebzügen muss gestoppt werden. Das ist moralisch gegenüber dem Personal nicht verantwortbar und fördert beim Personal die Demotivation.

Die Modulbegleitung muss gewährleistet werden.

Zentralvorstand ZPV

Wie weiter?

Am 13. Februar gab es eine Telefonkonferenz zwischen Vertreter/innen von SEV-ZPV, Peko und SBB Personenverkehr–Verkehrsmanagement. VM zeigte sich bereit, die Forderungen des ZPV als «Input» an einem Treffen vertieft zu besprechen. Der Termin des Treffens soll an der Sozialpartner-Informationssitzung vom 5.März festgelegt werden.

Besonders akute Probleme sind für ZPV-Zentralpräsident Andreas Menet die Einzelbegleitung langer Züge mit bis zu 1000 Reisenden, vor allem im Störungsfall, sowie die Zusatzausbildungen (etwa in Sprachen) zum Beispiel für Mitarbeitende, die bisher nur im Regionalverkehr tätig waren und nun neu auch im Fernverkehr: Wenn sie die Prüfung trotz Einsatz nicht bestehen, sollen sie, wie von VM zugesichert, den Stellenbeschrieb KB Region erhalten und nicht entlassen werden.

Fi

Kommentare

  • Peter Fiechter

    Peter Fiechter 21/02/2019 07:40:03

    Die Einzelbegleitung von FV-Zügen ist eine Kundenverarschung. Vor allem zu später Stunde erweitert sich der Kreis verunsicherter Leute um die Anzahl der FV-Reisenden, plus dem ZP, für das es sehr ungemütlich werden kann, wenn etwa eine Störung von Gewaltbereiten kommt.

  • Peter Fiechter

    Peter Fiechter 21/02/2019 07:40:05

    Die Einzelbegleitung von FV-Zügen ist eine Kundenverarschung. Vor allem zu später Stunde erweitert sich der Kreis verunsicherter Leute um die Anzahl der FV-Reisenden, plus dem ZP, für das es sehr ungemütlich werden kann, wenn etwa eine Störung von Gewaltbereiten kommt.

  • Martin Job

    Martin Job 21/02/2019 10:13:37

    Alle erwähnten Probleme wie z.B. die alleinige Begleitung von langen Zügen mit grosser Frequenz, das Nichteinhalten von Versprechungen, Kündigungsandrohungen etc. führen zu grossem Frust, Motivationsverlust, Unsicherheit. Das Personal dort einsetzen, wo es den grössten Kundennutzen bringt, wird uns vorgegaukelt, schlussendlich geht es doch nur um das Sparen.
    Es herrscht ein schlechtes Arbeitsklima. All diese Gefühle können krank machen. Und die Leitung wundert sich jetzt über die vielen Absenzen...

  • Salvatore Leggio, Zugführer

    Salvatore Leggio, Zugführer 21/02/2019 22:09:35

    Einzelbegleitung, Sopre, Dienstpläne, zum schreien gut. Wenn ich keine Stichkontrolle mehr machen will, bin ich dann weg vom Fenster, nach dem Motto "Wenn es Dir nicht passt, dann ... " Ich solle ja froh um die Wertschätzung sein, ich hätte ja jeden Monat meinen Zahltag. Ist das alles nach 38 Jahren ÖV ? Wertschätzung sieht anders aus. Kein Wunder springen uns die Kollegen und Kolleginnen davon.

  • Stephan Tschümperlin

    Stephan Tschümperlin 22/02/2019 19:07:00

    Ich habe Angst, dass viele gute Zugbegleiter den Betrieb frustriert verlassen. Die Sicherheit des Personals ist nicht gewährleistet und man darf nicht zuwarten, bis etwas gravierendes passiert.

  • Ralph Kessler

    Ralph Kessler 26/02/2019 09:55:29

    Aus meiner Sicht ist das Projekt "Kundenbegleitung 2020" gescheitert. Alleinige Zugbegleitung auf Zügen, welche aufgrund der Kundenfrequenz wie auch der Sicherheit (inkl. Abfertigung in Bahnhöfen mit Kurvenlagen) zwingend mit mindestens zwei Zugbegleiter/Innen begleitet werden müssten, sind seit Dezember 2018 an der Tagesordnung. Auch alleinige Begleitung nach 22 Uhr scheint kein Tabuthema mehr zu sein.
    Fazit: es hat viel zu viele X-Touren, welche bekanntlich nur gestellt werden, wenn es der Unternehmung gerade so passt. Mit der viel gepriesenen "Kundenbegleitung" hat nichts, aber absolut gar nichts mehr zu tun. Darum heisst es für mich ab sofort wieder: Zugbegleitung, wie dies übrigens auch in den FDV festgelegt ist.

  • Kilam Mirkab

    Kilam Mirkab 01/03/2019 08:42:36

    Das Zug Personnal von RV mussen eine 2 Monate ausbildung machen. Nach diese ausbildung RV personnal hat fast nur Stich Tour !!!!! TIP TOP. Weil FV hat nicht genug personnal für Stich ..... Alles von diese KB2020 ist eine Witz. ZPV muss Aktiv sein und etwas machen so geht nicht !