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Delegiertenversammlung ZPV

SEV-ZPV: «26 Kranktage sind zu viel»

Rund 50 Delegierte und Gäste trafen sich am 10. Mai im Hotel Hirschen in Langnau im Emmental. Die Delegierten des Zugpersonal Verbands ZPV diskutierten und zeigten auch auf, wie schwierig die Situation für das Zugpersonal im Moment ist.

«26 Tage Abwesenheit durch Krankheit und Unfall pro Jahr beim Zugpersonal – Tendenz steigend. Macht unser Beruf uns krank?» Diese Frage stellt ZPV-Zentralpräsident Ralph Kessler provokativ und führt aus: «Die Belastungen des Zugpersonals sind in letzter Zeit massiv gestiegen. Alles wird auf uns abgewälzt, wie zum Beispiel der Support für den Veloselbstverlad.» Und auch die Aggressionen gegenüber dem Personal haben trotz Ende der Coronaregeln nicht wesentlich abgenommen. Bei der Doppelbegleitung nach 22 Uhr hapert es: «Sie verkommt zum Wunschdenken.» Wenn es nicht bald zu einer massiven Entlastung komme, werde man wohl bald die 30-Tage-Abwesenheit-Grenze knacken. Doch die SBB betreibe bloss «Pflästerlipolitik» und mache leere Versprechungen, sagt Ralph Kessler und fügt an: «Dafür hat Linus Looser offensichtlich Zeit und Geld für Apéros.» Letzteres ist eine Anspielung auf einen Fauxpas, der sich kurz vor der DV abgespielt hat. Der Leiter Produktion Personenverkehr SBB, Linus Looser, liess eine Einladung für ein Apéro an ein paar Mitarbeitende schicken. Versehentlich landete die Einladung bei rund 11 000 Mitarbeitenden. Diese wurden umgehend wieder ausgeladen, begleitet von unglaubwürdigen Floskeln der Wertschätzung. Kein Wunder ist der Ärger bei vielen SBB-Mitarbeitenden gross, auch im Saal des Hirschen in Langnau.

Neue ZPV-Sektion

Es gibt aber auch Positives zu berichten. Seit dem 1. Mai gibt es eine neue ZPV-Sektion: den ZPV Lausanne-Sion mit 80 Mitgliedern. Der ZPV ist und bleibt einer der am besten aufgestellten Unterverbände des SEV mit einem hohen Organisationsgrad. Trotzdem versuche die SBB bei Verhandlungen zuweilen den SEV zu umgehen und direkt mit der Peko zu verhandeln, erzählt SEV-Gewerkschaftssekretär Jürg Hurni. «Wir sollten aufpassen», warnt ein ZPV-Mitglied, «wir dürfen uns nicht spalten lassen.» Für den SEV ist klar, es braucht beides: eine starke Gewerkschaft und eine starke Peko, die aus möglichst vielen Gewerkschaftsmitgliedern besteht.

Neben Jürg Hurni berichtet auch Patrick Kummer, Leiter Dossier SBB im SEV, über diverse Themen wie die Lohnverhandlungen im kommenden Herbst, die Umsetzung des SBB-Lohnsystems und den Gesamtarbeitsvertrag. Der aktuelle GAV könnte per 30. April 2025 gekündigt werden. Der Prozess, ob es zu Verhandlungen kommt oder ob die Geltungsdauer des aktuellen GAV verlängert wird, ist noch nicht bekannt. Zudem wird sich der SEV am 16. September an einer grossen Demonstration des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds beteiligen. Die Delegierten des ZPV verabschieden eine Resolution, die fordert, dass sich der SGB noch stärker gegen den Abbau bei den Renten einsetzt.

Detailhandel und Kundenbegleitung?

Daniel Mock wird einstimmig in die GPK gewählt. Ebenfalls einstimmig gewählt wird David Käch als Delegierter in die GAV-Konferenz SBB. Anschliessend diskutieren die Delegierten 17 verschiedene Anträge, wovon die meisten unbestritten sind. Immer noch Kopfschütteln löst die Neuregelung bei der beruflichen Grundbildung aus. Seit 2022 werden Kundenbegleiterinnen und Kundenbegleiter nicht mehr in der Lehre zum Fachmann oder zur Fachfrau öV ausgebildet, sondern in der Detailhandelsausbildung, was nicht optimal ist. Ein kritischer Antrag zum Thema wird gutgeheissen. Die Situation bei Mitarbeitenden mit «Long Covid» ist auch bei der SBB unschön: Die SBB versucht, bei Mitarbeitenden, die nun zwei Jahre mit Einschränkungen kämpfen, die Arbeitsverträge aufzulösen. Hier wird dringend empfohlen, beim SEV ein Rechtsschutzgesuch zu stellen.

Am Schluss der DV ehren DV-Präsident Jordi D’Alessandro und ZP Ralph Kessler die Mitglieder Peter Fischer, Denis Babey, Bernhard Siegrist, Susanne Kratzer, Sina Bürli, Katarzyna Rutkowska Paparozzi und den als Vorstandsmitglied im Herbst abtretenden Roger Tschirky für ihr Engagement. René Furrer wird für 25 Jahre Zentralkassier ebenfalls geehrt. Ein Vierteljahrhundert als Zentralkassier ZPV ist eine grosse Leistung, welche mit einem riesigen Applaus verdankt wird.

Michael Spahr
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