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Migration

Mattia Toto, stolz und zuversichtlich

Mattia Toto, in der Schweiz geboren, nach Italien gezogen und in die Schweiz zurückgekehrt.

Am 15. Oktober findet die Migrationstagung SEV statt, diesmal zum Thema Digitalisierung. Auch SBB-Kundenbegleiter Mattia Toto ist ein Migrant. Portrait.

Mattia Toto kommt 1998 in Bern zur Welt. 2004, inzwischen sind zwei weitere Knaben dazugekommen, zieht die Familie in ihr Herkunftsland Italien zurück. «Meine Mutter ist zwar selbst in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Mein Vater wollte jedoch in seine Heimat zurück.» Acht Jahre bleiben sie dort, Mattia absolviert die Schule, gilt aber nicht richtig als Einheimischer. «Sie nannten mich immer den Schweizer», erinnert er sich. Erneut mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft zieht die Familie zurück in die Schweiz, die Kinder ohne jegliche Deutschkenntnisse. Mattia muss zwei Monate in den Intensivunterricht, danach in die achte Klasse in Bern.

Am Ende des neunten Schuljahres genügen seine Deutschkenntnisse nicht, um sich für eine Lehrstelle zu bewerben. Er besucht erst ein berufsvorbereitendes Schuljahr Integration (BSI), anschliessend das berufsvorbereitende Schuljahr allgemein (BSA). Dann glaubt er daran, dass es reichen kann. Neben anderen Bewerbungen meldet er sich voller Hoffnung bei Login als Fachmann öV: «Zuvor konnte ich mich zwar mehrmals bei Lehrbetrieben vorstellen, aber es reichte nie, weshalb ich nicht mehr ganz so optimistisch war.» Er muss einen Test absolvieren, darauf folgen zwei Schnuppertage, schliesslich ein abschliessendes Gespräch – und es klappt. Bei der Wahl zwischen Zug oder Büro entscheidet er sich für den Zug.

Ausbildung bei Login

Mattia Toto wird in Luzern stationiert. Die Lehre läuft gut an, er erhält positive Bewertungen, und in der Schule klappt es einigermassen, auch wenn die Sprache schwierig bleibt. Schliesslich besteht er die Lehrabschlussprüfung mit 4,6: «Ich war sicher nicht der Beste, aber bei weitem nicht der Schlechteste!» Nach der Lehre wechselt er die Region. «Ich wollte unbedingt noch besser Französisch lernen, damit ich die drei Landessprachen gut beherrsche, und meldete mich deshalb auf Stellen in Freiburg und Genf.»

«Etwas lieber Fernverkehr als Stich»

Seit zwei Jahren ist er jetzt Kundenbegleiter mit Dienstort Freiburg, lebt jedoch weiterhin bei den Eltern in Bern. Inzwischen hat er den Aufbaukurs zum Zugchef erfolgreich absolviert und kann selbst die Verantwortung für den Zug übernehmen. Er macht ausschliesslich Frühdienst, was bedeutet, dass er am Morgen den Zug in Betrieb setzen muss, bevor es Richtung Luzern oder St. Gallen geht. Dazu kommen Einsätze in der Stichkontrolle, die rund 40 Prozent seines Pensums ausmachen. «Ich mache alles gerne, was zu meinem Beruf gehört, aber etwas lieber Fernverkehr als Stich», sagt er.

Nach fünf Jahren bei der Bahn ist er heute mit Leib und Seele Kundenbegleiter. «Natürlich mache ich mir Gedanken über die Zukunft, aber ich will auf jeden Fall bei der SBB bleiben. Ich habe mich schon auf Stellen als Chef Kundenbegleitung beworben, aber das braucht halt seine Zeit.» Inzwischen: Kurse machen, sich weiterbilden, bereit sein, wenn die Gelegenheit kommt.

Der SEV ist an ihn herangetreten mit der Frage, ob er sich in der Gewerkschaft engagieren wolle, und er hat zugesagt. Gut möglich, dass er bald in den Ausbildungsklassen seine Geschichte erzählen wird.

Italien ist sein Herkunftsland, aber heute ist es vor allem sein Ferienland. «Ich war soeben drei Wochen in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin; das hat gerade gereicht. Jetzt bin ich gerne zurück!» Seine Freude am Reisen lebt er auch in der Schweiz aus, sie gehört zu seinem Beruf.

Peter Moor
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