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Informatik-Flop bei der BLS

Kosten nicht aufs Personal abwälzen!

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV begrüsst den Beschluss der BLS, auf die Einführung des neuen Ressourcenplanungssystems IVU.rail zu verzichten. «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, wie mit dem Sopre-System bei der SBB», sagt SEV-Gewerkschaftssekretär Michael Buletti.

«Angesichts der technischen Probleme des Systems insbesondere bei der kurzfristigen Disposition war nicht vorhersehbar, wo das Ganze enden würde – vor allem auch, was die Kosten betrifft», erklärt Michael Buletti.

Darum haben SEV-Vertreter den Projektabbruch auch schon mehrmals intern gefordert. Der SEV ist froh, dass sich diese Erkenntnis nun bei der Leitung durchgesetzt hat. Es ist ein Vernunftentscheid, der allerdings etwas spät kommt.

Fehler nicht wiederholen

«Jetzt gilt es die Nachfolgelösung für das bisherige System RailOpt in aller Ruhe aufzugleisen, ohne die gleichen Fehler zu wiederholen, damit nicht ein noch grösseres finanzielles Desaster entsteht», so Buletti weiter. Rail-Opt bietet die Chance für eine gute Weiterentwicklung. Schliesslich hat die BLS dieses Produkt zu einem grossen Teil selber entwickelt. Darauf sollte man auch ein bisschen stolz sein.

Personal hat genug geblutet

In der Tat muss die BLS mit dem Projektstopp gemäss ihrer Medienmitteilung 20 bis 23 Mio. Franken abschreiben. «Diese hohen Kosten bereiten uns grosse Sorgen: Es geht nicht an, dass das Personal dafür bezahlen muss!», betont Michael Buletti.

«Das Personal hat in den letzten Jahren schon etliche Sparprogramme und Reorganisationen über sich ergehen lassen müssen, um die BLS-Bilanz zu verbessern. Zu weiteren solchen Massnahmen darf dieser finanzielle Schaden nicht führen, denn die Verantwortung dafür liegt allein bei den Projektverantwortlichen.»

Weitere Auskünfte:

Michael Buletti, Gewerkschaftssekretär SEV, 079 345 40 05

Flexibilitätsprämie für Lokpersonal

Wie bei der SBB herrscht auch bei der BLS akuter Lokpersonalmangel. Als vorläufig befristete Sofortmassnahme hat die BLS deshalb beschlossen, Lokführer/innen, die sich flexibel zeigen und zusätzliche Tage arbeiten, 100 Franken Prämie pro Extratag zu bezahlen. Die BLS folgt damit dem Beispiel des Personenverkehrs SBB, der im Juli angekündigt hat, dem Lok-und Rangierpersonal für jeden erbrachten RE-Tag (Rasttagseinbusse) im Jahr 2019 einen «Wertschätzungsbeitrag» von 80 Franken gutzuschreiben.
Die BLS will ihre Prämie vorerst vom 1. Oktober 2019 bis zum 30. April 2020 ausrichten und das weitere Vorgehen Mitte März mit den Personalvertretern besprechen. Der LPV BLS hat die Prämie zur Kenntnis genommen und wird an seiner nächsten Mitgliederversammlung am 10. Oktober, dem Erscheinungstag dieser Zeitung, darüber diskutieren.
Diese Prämie wird im SEV kontrovers diskutiert. Denn erstens kann eine Prämie für entgangene Freitage grundsätzlich nicht das Ziel sein, weil eine Anhäufung von Freitagen, die letztlich kaum bezogen werden können, längerfristig zu gesundheitlichen Problemen führt. Zweitens müssten wenn schon gerechterweise alle Berufskategorien, die sich wegen Personalmangels immer wieder flexibel zeigen und Extratage leisten, eine gleichwertige Prämie erhalten.