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Auf den Spuren von...

Patric Lüthi, Schiffsführer/Mechaniker BLS

Patric Lüthi auf der MS Jungfrau in Interlaken Ost.

Seine Leidenschaft für die Schifffahrt ist deutlich spürbar beim Gespräch auf der MS Jungfrau in Interlaken Ost: Patric Lüthi arbeitet mit viel Herzblut für die BLS auf dem Brienzersee. Der engagierte Schiffsführer und Mechaniker hat denn auch ausserhalb seines Arbeitsalltags einige Mandate in verschiedenen Vorständen. Während dem Corona-Lockdown hatten diese ein paar Wochen Pause – eine Zeit, die Patric auch zu schätzen weiss.

Aufgewachsen ist Patric Lüthi auf einem Bauernhof oberhalb von Worb bei Bern. Auch wenn es diese Tatsache kaum vermuten lässt – dank seinem Vater verfiel er schon als Kind dem Wasserfahren und stieg bald beim Wasserfahrverein Aare Club Matte Bern ein. Als Jugendlicher folgten diverse Nautik-Ausbildungen und schliesslich die Motorschiffprüfung, die er im Militär absolvierte, wo er bei den militärischen Bootschützen eingeteilt wurde.

Trotz der Leidenschaft für die Schifffahrt folgte zuerst einmal eine Ausbildung zum Polymechaniker. Der Beruf wollte Patric aber nicht recht gefallen. «Ich wusste, dass ich irgendwann einen Beruf ausüben will, den nicht jeder macht!» Als Polymechaniker hatte er dafür eine gute Grundvoraussetzung, denn die Ausbildung öffnet viele Tore.

Die Leidenschaftzum Beruf gemacht

Mit Umwegen – nach der Lehre arbeitete er als Instandhaltungsmechaniker für drei Jahre bei der Inotex in Bern – landete er schliesslich bei der BLS-Schifffahrt auf dem Brienzersee. Um hier arbeiten zu können, braucht es einen handwerklichen Hintergrund. Der Patenonkel seines Bruders hatte den bald 32-Jährigen damals auf die offene Stelle als Mechaniker aufmerksam gemacht. Nach dem normalen Bewerbungsverfahren nahm er die Herausforderung an, und ihm wurde plötzlich bewusst: «Ich habe keine Ahnung, was meine neue Stelle überhaupt beinhaltet!» Offenbar hat sich die Ungewissheit ins Positive entwickelt, denn nun ist Patric bereits seit neun Jahren mit an Bord. Da er auch den Kontakt mit den Kundinnen und Kunden sehr gerne mag, arbeitet er heute mehr als Schiffsführer auf Deck. Und ehrgeizig wie er ist, will er sich in diesem Bereich auch weiterentwickeln bis zum Kapitän. Ohne Corona-Krise hätte er diesen Weg hin zum ‹ersten Schiffsführer› im nächsten Jahr abschliessen können, nach der Schiffsführer-Prüfung auf zwei weiteren Schiffen, die wie die MS Jungfrau noch im Hafen liegen. Nun wird sich dieser Plan wohl ein wenig verzögern.

Seine Leidenschaft für die Schifffahrt hätte ihn auch in fernere Länder und grössere Häfen ziehen können. «Ich bin aber eher ängstlich, wenn es um Neuland geht», bemerkt er, und so blieb er – auch der Liebe wegen – in der Region. Mittlerweile lebt der Berner mit seiner Partnerin und der einjährigen Tochter in Leissigen.

Ein umtriebiger Nautiker

Der aktive Schiffsführer ist ein gefragter Mann. So hat er diverse Vorstandsämter inne, sei dies im Eishockey, beim Wasserfahren oder aber auch beim SEV: Als er auf dem Schiff anfing, wurde er sehr schnell auch Teil des SEV. Sofort übergab man ihm Vorstandsaufgaben, bis er schliesslich nach seiner Ad-interims-Leitung seine aktuelle Funktion als Gruppenpräsident Schiff BLS übernommen hat. Auch bei der Gewerkschaft wird er sehr geschätzt.

Patric Lüthi ist ein Bauchmensch, er spricht viel und engagiert, und man kann sich gut vorstellen, dass er sich gerne einbringt und etwas bewirken will. Man spürt auch seinen Ehrgeiz und sein Selbstvertrauen, das er sich schon als Jugendlicher nach einem Wohnortswechsel erkämpft hat. «Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig oder versuche es zumindest», meint er lachend. Das könne jedoch auch ein Laster sein, denn sobald man etwas gut kann, exponiert man sich damit auch und wird beobachtet. Es gebe denn auch Leute, die ihn als hochnäsig bezeichnen würden. Patric scheint dies nicht aus der Fassung zu bringen.

Ein paar Wochen mehr Freizeit

Während dem Corona-Lockdown hat Patric fast immer gearbeitet, teils auf dem Schiff, teils beim Desinfektionsteam. Und er gewinnt dieser speziellen Zeit auch etwas Positives ab: «Das Schöne an der Corona-Zeit war, dass keine einzige Vorstandssitzung stattgefunden hat. Ich hatte plötzlich viel mehr Zeit.» Die wird ihm nun bald wieder fehlen, wenn neben seinen Hobbys – Eishockey als Spieler und als Trainer im Winter, Krafttraining und Wasserfahren als Fahrer und als Nachwuchstrainer im Sommer – die vielen Sitzungen nachgeholt werden.

Nun startet aber erst einmal die Schifffahrtssaison mit einiger Verspätung. Patric Lüthi wird auch hier mit vollem Einsatz dabei sein.

Chantal Fischer Enable JavaScript to view protected content.