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Grosse Herausforderungen für den VPT

Am 26. Oktober, am Vorabend des Kongresses, fand die Delegiertenversammlung des Unterverbandes VPT statt, die mit Vertreter:innen von rund 85% der Sektionen gut besucht war. «Wir begrüssen heute auch die neue Bussektion Uri mit 22 Mitgliedern, von denen drei hier anwesend sind», freute sich VPT-Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro.

Im Willkommensgruss sprach der Versammlungspräsident Laurent Juillerat über die zentrale Bedeutung des öffentlichen Verkehrs und die Anstrengungen des Personals während der Pandemie, den Service public zu gewährleisten. Anschliessend erhielt Gastredner Daniel Lampart, Chefökonom des SGB, das Wort. Auch er erinnerte an die schwierigen Zeiten der Pandemie und wie der SGB schon frühzeitig verlangte, die Löhne der Arbeitnehmer:innen zu garantieren. Der Bundesrat, der das Ausmass der bevorstehenden Krise zunächst unterschätzt hatte, reagierte leider nicht so frühzeitig.

Bestand noch vor zwei Jahren das Problem darin, die Löhne zu garantieren, sind wir heute mit steigenden Preisen, insbesondere für Energie, und mit Versorgungsproblemen konfrontiert, erklärte Lampart. Der Krieg in der Ukraine ist dafür nur einer der verursachenden Faktoren: «Heute zahlen wir den Preis für den Abbau von Lagern und Vorräten, der in den letzten Jahren stattgefunden hat, aber auch für die Liberalisierung des Energiemarktes. Warum haben wir seit 2008 eine Krise nach der anderen? Weil wir keine Reserven haben», erklärte er. Um aus dieser Sackgasse herauszukommen, muss die Kaufkraft erhöht und vermieden werden, dass die höheren Energiekosten von den Haushalten bezahlt werden müssen. Es stimmt zwar, dass der Preisanstieg in der Schweiz geringer ist als in unseren Nachbarländern, aber woran liegt das? «Daran, dass wir Wasserkraftwerke und einen besseren Service public haben. Und weil wir gegen die Liberalisierung gekämpft haben. Wir müssen also weiterhin den Service public und unsere Löhne garantieren», erklärte er weiter.

Nach der Rede des SGB-Ökonomen folgten die Ernennung der Stimmenzähler und die Genehmigung des Protokolls der Delegiertenversammlung 2021, des VPT-Jahresberichts sowie der letzten Jahresrechnung. Alle wurden einstimmig angenommen.

Im Jahr 2022 wurden 651 neue Mitglieder geworben, eine sehr zufriedenstellende Zahl, die dem für 2023 gesetzten Ziel von 750 neuen Mitgliedern nahe kommt. Die Branche Bus ist jene mit den meisten aktiven Mitgliedern. Sie ist ebenfalls um mehrere neue Mitglieder gewachsen, weil es in den Unternehmen viele Spannungen gibt, betonte Gilbert D’Alessandro: «Wo es Probleme gibt, steigt die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder, und die aktiven Mitglieder haben mehr Erfolg.»

Dann folgten die Grüsse vom und an den scheidenden SEV-Präsidenten Giorgio Tuti. Es war ein emotionaler Moment. Tuti versicherte den Anwesenden: «Ich werde meinen gewerkschaftlichen Einsatz fortsetzen, ich werde Mitglied der Gewerkschaft bleiben und weiterhin für gute Arbeitsbedingungen kämpfen. Ihr könnt auf mich auch als einfaches Gewerkschaftsmitglied zählen.» Die Grussbotschaften von Mitgliedern an Tuti endeten mit einer Ovation, die von der Wertschätzung zeugt, die sich Giorgio in den Jahren seiner Präsidentschaft und seines Engagements im SEV erarbeitet hat.

Nach einer kurzen Pause, um sich von dieser emotionalen Verabschiedung zu erholen, ergriff SEV-Vizepräsident Christian Fankhauser das Wort und erinnerte an die Bedeutung der Delegiertenversammlung für die Gewerkschaftsdemokratie. Fankhauser skizzierte dann die Ziele für 2023, insbesondere Lohnerhöhungen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Dann sprach er das Problem an, dass ein beträchtlicher Teil der Mitglieder in den kommenden Jahren pensioniert wird und daher unbedingt neue Mitglieder geworben werden müssen: «Je mehr Mitglieder wir haben, desto mehr Kraft werden wir haben, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern», so Fankhauser. Ein weiteres wichtiges Thema ist und bleibt die Digitalisierung: Die Gewerkschaft muss die Digitalisierung begleiten, denn sie zu bekämpfen ist sinnlos.

Veronica Galster / Übersetzung: Jörg Matter
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