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Nach dem Sturm in la Chaux-de-Fonds

Den öV wieder instand gestellt

Sowohl die Busse als auch die Züge von transN, hier links das Gleis der Linie La Chaux-de-Fonds – Les Ponts-de-Martel, waren stark vom Sturm betroffen. Foto transN.

Zwei Monate nach dem verheerenden Sturm über La Chaux-de-Fonds und Le Locle haben wir mit den Kolleginnen und Kollegen von transN eine erste Bilanz gezogen. Sie haben mit beispielhafter Solidarität das Bus- und Bahnnetz wieder instand gestellt.

Diesen Montag, den 24. Juli, wird Steve Seiler nicht so schnell vergessen. Der Leiter des Unterhaltszentrums der Neuenburger Verkehrsbetriebe (transN) in der Industriezone am Rand von La Chaux-de-Fonds steht draussen, als gegen 11 Uhr 20 der Sturm über die Region hereinbricht. Gewarnt durch heftige Winde sieht er eine weisse Regenwand heranziehen. Innert Sekunden ist er klatschnass. Er rennt ins Gebäude und schliesst alle Türen. Obwohl das Gewitter von der andern Seite kommt, fliesst das Wasser 30 Meter weit ins Depot. Aline Odot, die Kommunikationschefin, deren Büro nahe bei der Werkstätte liegt, sieht den Sturm auch vorbeiziehen. «Wir haben nicht realisiert, wie schlimm es ist. Dann haben wir die ersten Videos aus der Stadt bekommen und es begriffen.»

Steve Seiler, Leiter Unterhaltszentrum. Foto Yves Sancey.

Das Unwetter schlägt über der Uhrenstadt zu. Winde bis zu 217 km/h werden gemessen. Bushaltestellen werden zerstört. Über 4000 Gebäude sind beschädigt. Einige sind eingestürzt, andere ohne Dach. Überall liegen umgestürzte Bäume, die Strassen sind unterbrochen. Ziegel stürzen auf Busse herab oder zerschellen auf dem Trottoir. Es ist das reine Chaos. Der Bahnhof von La Chaux-de-Fonds wird beschädigt, und alle Linien sind von umgestürzten Bäumen betroffen. Der Bahnverkehr der Region steht still. Das Gewitter hat kaum zehn Minuten gedauert, aber die Bilanz ist erschütternd: Ein Toter, 45 Verletzte, Schäden zwischen 70 und 90 Millionen Franken. Wären nicht die Uhrmacherferien gewesen, hätte es zweifellos mehr Opfer gegeben.

Die Solidarität spielt

Man beginnt die Strassen zu reinigen. In der Werkstätte muss zuerst der Zugang freigelegt werden, der von dicken Ästen blockiert wird. «Die Betriebszentrale hat mir angekündigt, dass Busse mit zerbrochenen Scheiben zurückkommen werden. Ich dachte zuerst, es geht um zwei, drei Fahrzeuge», erinnert sich Steve. Schliesslich häufen sich 14 schwer beschädigte Busse in der Halle. Es gilt jene herauszuholen, die für den nächsten Tag wieder fahrtauglich gemacht werden können. Die Solidarität beginnt zu spielen: «Aus Neuenburg sind zwei Ersatzbusse gekommen, und ein Karossier hat uns unterstützt, weil fünf Busse Löcher in den Dächern hatten. Wir mussten Flicken aufkleben, um sie abzudecken.»

Die Reparaturen kamen gut voran, betont Steve: «Einige Linien waren unterbrochen, also brauchten wir dort keine Busse. Wenn dann eine Linie wieder in Betrieb genommen wurde, konnten wir Busse bereitstellen. Die Mechaniker machten Fahrzeuge einsatzbereit, die im ordentlichen Unterhalt bei uns waren. Ich habe mit einer sehr hilfreichen Partnerfirma über zwanzig Ersatzscheiben organisiert. Schon am Mittwoch waren praktisch alle beschädigten Fahrzeuge wieder einsatzbereit. Ich habe eine tolle Truppe. Alle haben die Ärmel hochgekrempelt, sich gegenseitig geholfen und in die Nacht hinein gearbeitet, um den Service public möglichst schnell wieder in Betrieb zu nehmen.»

Bäume wie Mikado

Régis Lachat, Teamleiter Gleisunterhalt. Foto Yves Sancey.

Auch die Bahninfrastruktur war betroffen. Rund 40 Fahrleitungsmasten waren gebrochen oder umgestürzt. Die Gleise, die Fahrleitungen und die Sicherungsanlagen waren beschädigt. Das Personal der transN begann am Montagnachmittag mit den Aufräumarbeiten und entfernte umgestürzte Bäume von den Trassen. Mit dabei war Régis Lachat vom Gleisunterhalt mit Standort in Couvet (NE), im Val-de-Travers. «Die Kollegen haben mich aufgeboten, um unser Material bereitzustellen, vor allem Motorsägen. Wir mussten Hilfe leisten, weil dort oben alles beschädigt war», erläutert der 53-jährige Gleisbauer und Teamchef.

«Es war eindrücklich. Grosse Bäume lagen auf den Schienen. Die Meterspurbahn transN war schwer betroffen, insbesondere im Bereich von ‹le Grenier›, wo das Gleis der transN die SBB-Linien nach Neuenburg und Biel überquert. Ein Forstwart hat die Stämme zerteilt. Wir kümmerten uns darum, das Holz zu entfernen, kleine Äste zu zersägen und alles in Abfuhrwagen zu räumen. Die Fahrleitungsmasten waren intakt, aber die Querträger heruntergefallen oder zerbrochen. Wichtig war, die Bäume zu entfernen, ohne noch mehr Schäden anzurichten. Das ist uns gut gelungen! Seit dem 11. September fahren die Züge zwischen La Chaux-de-Fonds und Les Ponts-de-Martel wieder. Unsere Kollegen vom Fahrleitungsbau haben einen Superjob gemacht und machen ihn nach wie vor. Die idyllische Linie Le Locle–Les Brenets war verheerend betroffen mit Bäumen, die wie Mikado durcheinanderlagen.» Der Betrieb auf dieser Linie sollte Ende Jahr wieder rollen.

Eine unglaubliche Leistung

Das Chaos bedeutete einen riesigen Stress für die Betriebszentrale. Die Leute von Marketing, Kundeninformation und der Kommunikation fragten die Kollegen der Betriebsleitung nach Informationen für Medien und Reisende. «Das hat gut funktioniert», hält Aline Odot fest. «Wir haben am Montagnachmittag den Krisenstab eingesetzt. Mitarbeiter der Infrastruktur sind aus den Freitagen oder den Ferien freiwillig zur Arbeit gekommen. Wir sind dem gesamten Personal dankbar für seinen Einsatz in dieser ausserordentlichen Situation. Alle Bereiche haben sich voll ins Zeug gelegt. Sie haben eine unglaubliche Leistung erbracht. Vier betroffenen Mitarbeitern hat das Unternehmen die nötige Zeit zur Verfügung gestellt, um ihr eigenes Haus wieder instand zu stellen. Wir haben sehr früh gewusst, dass es weder beim Personal noch bei den Passagieren Verletzte gab. Das war das Wichtigste. Die Arbeit in dieser Woche hat so viel bedeutet. Ich habe Freude, in diesem Unternehmen zu arbeiten, wo alle solidarisch sind.» Zwei Monate nach dem Sturm verbindet dieser

Stolz die Kolleg:innen von transN, die alles gegeben haben, um ihre Region und den Service public instand zu stellen und die Mobilität im Kanton wieder herzustellen.

Yves Sancey
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Kommentare

  • Benjamin Mamie

    Benjamin Mamie 12/10/2023 15:19:35

    Un immense bravo et merci pour cet article. Il est en effet assez rare de parler de transN, une compagnie en pleine transformation avec un réseau encore très vétuste. Il reste beaucoup à faire. Merci le SEV