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VPT-Branchentagung Bahn zur Digitalisierung

Personal will mitreden

«Die Digitalisierung muss die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und Reisenden berücksichtigen!», lautete die Botschaft, die die Branchenversammlung Bahn am 8. März in Olten den Vertretern zweier Projekte der Mobilität 4.0 mit auf den Weg gab.

«Werden die Mitarbeitenden in eure Projekte SmartRail 4.0 und Lezzgo einbezogen?», fragte Daniela Lehmann, die SEV-Koordinatorin Mobilität 4.0, Daniel Schnetzer (links) und Adrian Stucki (beide BLS).

Mit ihrem Projekt «SmartRail 4.0» wollen die Bahnen SBB, SOB, BLS, RhB und der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) dank neuer Technologien bis 2038 den Bahnbetrieb weiter automatisieren und ihn produktiver, besser und sicherer machen, wie Daniel Schnetzer als «Delegierter» des Projekts erklärte. Dank dichterer Zugfolge soll die netzweite Trassenkapazität um bis zu 30% steigen und die Verfügbarkeit der Sicherungsanlagen um 50%. Dies, weil die Aussensignale wegfallen, die witterungsbedingt pannenanfällig sind und aufwendig unterhalten werden müssen. Weiter soll dank neuer Kommunikations- und Sicherheitssysteme die schon tiefe Kollisionswahrscheinlichkeit um 90% sinken, vor allem bei Rangier und Baustellen. Stellen fallen z.B. bei den Sicherheitswärtern, in der Zuglenkung und Fahrplanerarbeitung weg. «Wir rechnen mit einer dauerhaften Kosteneinsparung von 450 Mio. Franken pro Jahr». Reisende erhalten bessere Informationen in Echtzeit und höhere Mobilfunkdatenraten auf den Zügen.

Ein Sparziel verfolgt letztlich auch die Ticket-App «Lezzgo», der BLS, mit der man sich mit einem einfachen Fingerwisch auf dem Handy irgendwo «eincheckt», durchs ganze Land reisen kann und dafür am Ziel den bestmöglichen Preis verrechnet erhält, «maximal den Preis einer Tageskarte», wie Co-Projektleiter Adrian Stucki präzisierte. Er räumte ein, dass neben besserem Kundenkomfort («wie bei einem GA») auch der Wegfall der meisten teuren Billettautomaten angestrebt wird.

Daniela Lehmann, die beim SEV für das Dossier «Digitalisierung» zuständig ist, unterstrich gegenüber den Referenten die in kontakt.sev schon mehrfach vorgebrachten Forderungen des SEV: Die Arbeitgeber müssen ihre Mitarbeitenden und ihr Knowhow in Projekte einbeziehen, ihre Bedürfnisse berücksichtigen, sie weiterbilden, Produktivitätsgewinne an sie weitergeben, den «Change» sozial gestalten und die Entmenschlichung des öV vermeiden. «Die Digitalisierung betrifft uns alle!», betonte VPT-Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro.

Markus Fischer

Unterstützung für die Sektionen TPG & VMCV

Am Tag der Versammlung kündigte die SEV-VPT-Sektion TPG (Genfer Verkehrsbetriebe) einen Streik für den 21. März an, damit ihre jahrealte Forderung nach genügend Personal endlich erfüllt wird. Die über 70 Versammlungsteilnehmenden verabschiedeten daher einstimmig eine Solidaritätsbotschaft. In einer zweiten Solidaritätserklärung sagten sie auch der VPT-Sektion VMCV (Vevey-Montreux-Chillon-Villeneuve) ihre Unterstützung zu bei ihrer Protestaktion gegen den anhal- tenden… Personalmangel. Weiter beauftragten sie den Vorstand der VPT-Branche Bahn damit, die Integration der bisherigen VPT-Branche Touristik in die Branche Bahn vorzubereiten. Michèl Jaberg (BLS), der auf Ende 2017 aus dem Branchenvorstand zurücktrat, wurde mit viel Applaus und einem Präsent verabschiedet. Die Versammlung gedachte des engagierten Vorstandsmitglieds Andrea Sabetti (VPT Locarno), der letzten Sommer verstarb. Als Nachfolger von René Tschantz (TransN) wurde Laurent Juillerat (TransN) in den Vorstand gewählt. Weil seine Bahn Le Locle–Les Brenets seit letztem Sommer wegen Achsbrüchen nicht mehr fahren darf, hat er soeben Busfahren gelernt. So flexibel sind die Eisenbahner!