| Aktuell / SEV Zeitung

Branchentagung Pensionierte des Unterverbands VPT

AHVplus-Kampagne ist lanciert

Rund 100 Pensionierte des SEV-Unterverbands des Personals privater Transportunternehmen behandelten am 17. März in Olten die AHVplus-Initiative, die im September zur Abstimmung gelangt, sowie eine Umfrage zum Umgang der Sektionen mit den Pensionierten.

Giorgio Tuti rief den 100 Pensionierten in Erinnerung, wie bedeutend hohe Organisationsgrade sind.

Bis zum 25. September bleibt nur noch ein knappes halbes Jahr, darum gilt es, AHVplus ab sofort bekannt zu machen. Gewerkschaftssekretär Vincent Brodard zeigte auf, warum die Initiative zehn Prozent höhere AHV-Renten für künftige und bisherige Rentner/innen fordert, womit Einzelrenten im Schnitt um 200 Franken steigen und Ehepaarrenten um 350 Franken.

Stabile, bewährte AHV

Brodard stellte klar, dass die AHV keineswegs vor dem Kollaps steht, wie ihre Feinde ständig glauben machen, um die AHV-Leistungen zu kürzen. «Man muss sich vor Augen halten, dass Banken und Versicherungen mit der 2.Säule viel verdienen und daher an einer starken 1.Säule nicht interessiert sind.» Weil die AHV-Beiträge direkt in die Renten fliessen, gibt es bei der AHV nur wenig Geld langfristig anzulegen: Ihr Ausgleichsfonds enthielt 2013 gerade mal 43 Milliarden Franken, was 21-mal weniger ist als die 891 Milliarden an Kapitalanlagen der beruflichen Vorsorge. Bei dieser kosteten die Vermögens- und die sonstige Verwaltung, die Werbung und die abgesahnten Gewinne im Jahr 2013 6,4 Milliarden, zehnmal mehr als die gesamten AHV-Verwaltungskosten von 600 Mio. Franken.»

Vincent Brodard ging kritisch auf Zahlen ein, mit denen zu Unrecht immer wieder Angst verbreitet wird: Die Lebenserwartung der Schweizer/innen ist seit 1948, als die AHV gegründet wurde, bis 2013 von 67,3 auf 82,7 Jahre gestiegen. Zugleich ist die Geburtenrate der Schweizerinnen von 2,5 auf 1,5 Kinder gesunken, und die Zahl der Erwerbstätigen pro Rentner/in von 6,5 auf 3,4. Dennoch ist die AHV nicht pleite gegangen. Warum? Weil mit der wirtschaftlichen Entwicklung und Produktivitätssteigerung nicht nur die Zahl der Beschäftigten gestiegen ist – von 2,8 Mio. im Jahr 1973 (als die AHV-Leistungen letztmals auf das heutige Niveau ausgebaut wurden) auf 4,04 Mio. im Jahr 2013 –, sondern auch der Durchschnittslohn: von 66000 auf 106000 Franken. Obwohl seit 1973 der AHV-Lohnabzug der Arbeitnehmenden und -gebenden zusammen bei 8,4% geblieben ist, sind deren Beiträge damit von 14 auf 29,5 Milliarden gestiegen. Dies hat es ermöglicht, den Rentner/innen, deren Zahl von 0,96 Mio. auf 2,2 Mio. zunahm, nicht nur stabile, sondern laufend höhere Renten auszuzahlen. Denn die AHV-Renten werden an die Lohn- und Preisentwicklung alle zwei Jahre angepasst – anders als jene der 2. Säule…

Ein Blick auf die Einnahmequellen der Rentner/innen zeigt, dass für zwei Drittel die AHV die Haupteinnahmequelle ist, wie Vincent Brodard weiter erklärte. «Nur für die Bestverdienenden ist die AHV bedeutungslos.» Für 19% der Männer und 38% der Frauen ist die AHV sogar die einzige Einnahmequelle im Alter. Die Frauen sind in der 2. Säule benachteiligt: Ihre durchschnittliche Pensionskassenrente betrug 2012 1390 Franken, 46% weniger als jene der Männer von 2580 Franken.

Wenn die 2. Säule wankt, ist die 1. Säule umso nötiger

Eine Stärkung der AHV ist also aus mehreren Gründen erforderlich. «Nötig ist sie auch wegen der in den letzten Jahren erfolgten laufenden Verschlechterung der Renten der 2. Säule: Die Pensionskassen senken den Umwandlungssatz (zur Berechnung der Rente aus dem angesparten Kapital) immer weiter, weil die Lebenserwartung steigt und die Kapitalanlagen keine Erträge mehr abwerfen», betonte Brodard. Bereits wollen gewisse Kreise das Tabu brechen, dass einmal gesprochene Pensionskassenrenten bis zum Lebensende gelten… Angesichts der Unsicherheit der 2. Säule ist ein Ja zu AHVplus am 25. September umso wichtiger.

Vivian Bologna/Fi

Umfrage: Pensionierte im VPT gut betreut

Der Unterverband VPT wollte wissen, wie die Pensionierten von den Sektionen betreut werden, und führte bei diesen daher eine Umfrage durch. «In 16 Sektionen sind die Pensionierten im Vorstand vertreten, in 26 nicht», berichtete VPT-Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro: «Müsste darauf bestanden werden, in allen Vorständen eine/n Pensionierte/n zu haben?»

Bei drei Unternehmungen bilden die Pensionierten eine eigene, von den Aktiven losgetrennte Sektion, bei 39 nicht. Beim VPT TPG meldet es die Sektion der Aktiven der Sektion der Pensionierten, wenn bei einem Mitglied die Pensionierung ansteht: «Das ist beispielhaft.»

Walter Holderegger, Präsident der BLS-Pensionierten, berichtete, dass der Versand der Broschüre zur Pensionierung kontraproduktiv gewirkt habe und dass immer wieder Mitglieder anlässlich der Pensionierung austreten würden. «Die Aktiven sollten mit den künftigen Pensionierten noch besser das Gespräch suchen.» Ein anderer Teilnehmer fand, das Problem liege darin, dass sich Aktive und Pensionierte zu wenig verbunden fühlten. «Reichen wir uns doch die Hand, denn die Direktionen schenken den Pensionierten nichts.»

In 39 Sektionen kontaktiert das Präsidium pensionierte Mitglieder, die austreten wollen, und versucht sie umzustimmen. Zu den Angeboten der Sektionen für die Pensionierten gehören Ausflüge, gemeinsame Essen, Krankenbesuche, Informationstagungen, Versammlungen, Steuerberatung, Ehrung von Jubilar/innen, 1.-Mai-Feier. Bei den TL «haben wir eine Sterbekasse, wir unterstützen die Hinterbliebenen», erklärte Domenico.

In 37 Sektionen werden die Pensionierten persönlich kontaktiert und eingeladen, neben Zeitung und E-Mail. «Es gilt zu berücksichtigen, dass nicht alle mit Internet vertraut sind», wurde betont.

Die Branchentagung für Pen-ionierte beurteilten 14 Präsidenten als nicht sehr wichtig und zu weit weg, 26 dagegen als interessant. Die Anmeldung via Internet überzeugt nicht. Es wurde angeregt, den Tagungsinhalt lange vor Weihnachten bekannt zu geben.

Die Umfrage wird auch an der Delegiertenversammlung vorgestellt. Gilbert D’Alessandro bat alle: «Lasst eure Stimme in eurer Sektion hören!»

 

«Der SEV ist mehr als eine Versicherung, die man bei der Pensionierung kündigt»

«Die Arbeitswelt verändert sich radikal», sagte SEV-Präsident Giorgio Tuti. «Es gibt zunehmend Züge ohne Personal. Die Deutsche Bahn testet Güterzüge ohne Lokführer und Postautobusse ohne Chauffeur. Es ist an uns, geeignete gewerkschaftliche Antworten zu entwickeln.» In der sich ebenfalls wandelnden Gewerkschaftslandschaft seien hohe Organisationsgrade wichtig, betonte Tuti. «In der Verkehrsbranche (nicht nur öffentlicher Verkehr) sind 69% der Mitarbeitenden organisiert, 50% beim SEV. Der Organisationsgrad ist für das Kräfteverhältnis massgeblich. Der SEV ist gegen die Dumpinglöhne von Crossrail eingeschritten: Ihre 3600 Franken im Monat für Lokführer waren viel weniger als die branchenüblichen über 5000 Franken. Dort, wo der gewerkschaftliche Organisationsgrad tief ist, sind die Löhne tiefer, z.B. bei den Coiffeusen oder Lastwagenfahrern», erklärte Tuti.

Und was haben die Pensionierten damit zu tun? «Sich gewerkschaftlich zu organisieren ist mehr als eine Versicherung, die man bei der Pensionierung kündigt. Man kämpft für ein Ideal. Die Renten kommen nicht automatisch und werden angegriffen. Wir werden kämpfen, aber die Pensionierten müssen in der Gewerkschaft sein und mitkämpfen – für sich und ihre Kinder.»

vbo/Fi