Aktion des SEV gegen die «Qualitätskontrollen» des BAV

Nein zu den Mystery-Clients

Die Aktion hat bei den Kund/innen und in den Medien der Städte Genf, Freiburg, Yverdon les Bains und La Chaux-de-Fonds stattgefunden. Am 16. Juni suchte der SEV den Kontakt mit den Benützenden des Regionalverkehrs, um gegen die Präsenz der «Mystery-Clients» im öV zu protestieren.

Erwischt! Ein Mystery-Client im Freiburger Busbahnhof.

In Freiburg, wo auch die kleine französischsprachige Zeitung «Regard.SEV» und die deutsche Schwester «Position.SEV» verteilt wurden, konnte der SEV einen Mystery-Client des Bundesamts für Verkehr (BAV) bei der Arbeit beobachten. Ausgerüstet wie ein Detektiv, mass er die Türen der Busse aus und suchte mit der Lupe nach Unregelmässigkeiten im Fahrzeug. Sicherlich war die Inszenierung des SEV etwas übertrieben, aber sie traf bei den Medien, die über die Aktion auf beiden Seiten der Saane berichteten, ins Schwarze.

Denn das Projekt, gegen das der SEV protestierte, ist nicht harmlos. Im Frühjahr vom BAV angekündigt, soll es offiziell der Vereinheitlichung der Qualitätsnormen dienen. Der SEV erachtet sie dagegen als überflüssig, da die Unternehmungen, der Verband öffentlicher Verkehr und die Tarifverbünde die Qualität längst prüfen.

Personal unter Druck

«Die Passagiere wenden sich an die Fahrer/innen, wenn etwas zu bemängeln ist. Sie sehen den Nutzen der Mystery-Clients nicht ein», sagt Gewerkschaftssekretärin Valérie Solano: «Die Fahrer/innen sind immer allein und sehr gefordert. Sie müssen den Fahrplan einhalten, die Sicherheit gewährleisten, freundlich sein, für Ordnung und Sauberkeit sorgen, den Passagieren Auskünfte geben usw. Mit den Mystery-Clients setzt man sie zusätzlich unter Druck!»

Für Valérie Solano misst das Projekt ausgehend von Laborbedingungen und nicht von dem, was tagtäglich passiert, was die Realität im Regionalverkehr ist. Pierre Delias, Gewerkschafter beim TPG-Subunternehmen RATP DEV, nahm an der Aktion ebenfalls teil. Für ihn ist das Projekt «gefährlich, weil die Direktion die Nummer eines Busses und die Person, die in diesem Moment darauf gearbeitet hat, leicht herausfinden kann», was Befürchtungen beim Personal auslöst.

Logik der Konkurrenz

Die Konsequenzen für die Transportunternehmen, die bei den Analysen unterdurchschnittlich abschneiden, sind enorm, sie riskieren die Konzession. Die Besteller der betroffenen Linien können diese neu ausschreiben. Die Direktoren der befragten Unternehmen bejahen diese Gefahr, während sie das BAV negiert… Das Projekt passt zur Strategie des BAV, wonach die Unternehmen für weniger Abgeltung mehr Leistung erbringen sollen. Der Bund will seinen Anteil an der Abgeltung beim regionalen Personenverkehr reduzieren. Zwar steigt die Nachfrage (Verkehrszunahme von 2007 bis 2015 um 4 bis 5 Prozent jährlich), aber die Bundesbeiträge sind in der gleichen Zeit nur um durchschnittlich 2,5 Prozent gestiegen. Das reicht bei weitem nicht. Zulasten der Reisenden und des Personals spart der Bund innert vier Jahren 441 Millionen Franken. «Es besteht ein offenkundiger Zusammenhang zwischen der Kostenoptimierung und der Verkehrssicherheit. Diese hängt auch von den Arbeitsbedingungen ab: Diese müssen die Erholung des Personals ausreichend garantieren, zumal unregelmässige Arbeitszeiten die Regel sind», sagt Gewerkschaftssekretär Christian Fankhauser.

Die Testkunden werden das BAV drei Millionen Franken pro Jahr kosten. Dieses Geld würde vom BAV besser eingesetzt, um andere Kontrollen vorzunehmen, beispielsweise bei der Einhaltung der Arbeitszeitvorschriften gemäss Arbeitszeitgesetz. Hier stellt der SEV regelmässig Verstösse fest, die zu ungenügender Ruhezeit für das fahrende Personal führen und damit ein Sicherheitsrisiko darstellen. Der SEV wird am Thema dranbleiben.

Hes/vbo/pan.