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Die Bahnbranche des VPT tagte in Olten

Der Bahnwettbewerb und seine Folgen

Spannende Informationen und unterschiedliche Meinungen hören: Davon lebte die Tagung der Bahnleute der privaten Transportunternehmen.

Sie bilden den Vorstand der Bahnbranche: Bernhard Siegenthaler (Sekretariat), Bruno Müller (Finanzen), Jean-François Milani (Präsident), Calogero Ferruccio Noto (Beisitzer). Unterstützt werden sie von SEV-Gewerkschaftssekretär Nick Raduner (v. l. n. r.).

Die Branchentagungen dienen verschiedenen Zwecken: Da ist einmal die Vernetzung mit Kolleg/innen der gleichen Branche, aber anderer Betriebe und aus anderen Landesteilen. Es ist doch spannend, sich mit Kollegen und Kolleginnen zu treffen und sich ihre Probleme, aber auch die Lösungsvorschläge anzuhören! Ein zweiter Zweck ist die Auffrischung und Verbesserung des Wissens über die Strukturen der Gewerkschaft. Die Information über aktuelle arbeitspolitische Fragen kommt auch nicht zu kurz, und schliesslich soll jeweils auch ein Thema vertiefter behandelt werden. Genug Stoff also für einen Tag, der zugleich interessant und lehrreich ist.

Vorstand ist an der Arbeit

Den Unterverband VPT stellte Zentralpräsident Kurt Nussbaumer vor (siehe Kasten ganz rechts). Danach standen die Wahlen des Branchenvorstandes auf der Traktandenliste. Gewählt wurden Jean-François Milani als Präsident, Bruno Müller als Kassier, Bernhard Siegenthaler als Sekretär und Calogero Ferruccio Noto als Beisitzer. Vorläufig vakant bleibt ein weiterer Sitz eines Beisitzers oder einer Beisitzerin, für den ein Kollege oder eine Kollegin aus der Zentralschweiz gesucht wird. Interessierte können sich bei Kurt Nussbaumer anmelden, der auch gern weitere Auskünfte erteilt.

Der Wettbewerb im Bahnsektor und die Folgen fürs Personal

«Wettbewerb» ist das Zauberwort aller Neoliberalen, der Wettbewerb wird zum Allheilmittel emporstilisiert. Auch im Bahnsektor soll er zu besseren Leistungen bei tieferen Kosten führen. Was bedeutet diese Entwicklung aber fürs Bahnpersonal? Über diese Frage diskutierten unter der Leitung von Peter Moor, Chefredaktor kontakt. sev, SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger und Walter Finkbohner, selbständiger Berater im Bahnsektor – und seit bald 50 Jahren SEV-Mitglied.

Wettbewerb, so führte Spalinger aus, solle alles billiger machen. Weil es aber unterschiedliche Märkte gibt, funktioniert er nicht überall (gleich gut). Die Bahnen haben einmal als private Unternehmen begonnen, wenn sie nun wieder dereguliert werden, droht eine Re-Regulierung. Der Wettbewerb im Bahnsektor ist schwierig, weil er vom Anbieter grosse Mittel verlangt und weil das Schienennetz begrenzt ist; er ist aber auch nicht nötig, weil das bisherige System gut funktioniert und grundlegende Reformen wie etwa der Taktfahrplan oder Tarifverbunde durchgeführt wurden. Ausschreibungen bringen einen unverhältnismässigen Aufwand bei fraglichem Nutzen. Walter Finkbohner war ebenfalls der Meinung, «billig» allein genüge nicht, wenn die Qualität nicht stimme. Letztlich brauche es in erster Linie zufriedene Kunden. Und diese Kunden wünschten etwa im Güterbereich vor allem ein Angebot aus einer Hand, Schnelligkeit und Kundennähe zählten heute. Wo aber die Qualität schlecht sei, könne der Wettbewerb zu einer Verbesserung führen. Auch im Unterhalt habe die Konkurrenz zu Preissenkungen geführt. Nach diesem grundlegenden «Stellungsbezug» verlangte Moor nach Beispielen, die die Behauptungen zu stützen vermöchten. Finkbohner führte darauf Beispiele aus der Vergangenheit an, die nicht recht überzeugen konnten.

Bald schwenkte die Diskussion deshalb auf gewerkschaftliche Fragen um. Spalinger plädierte für Branchengewerkschaften, die sich international in die Verkehrspolitik einmischen. Auch Finkbohner fand, der Lohn müsse «fair» sein, dann könne man auch eine anständige Qualität verlangen.

2017 wird der Gotthardbasistunnel eröffnet. Wie wird die Bahnlandschaft dann aussehen? Während Spalinger keine wesentlichen Änderungen erwartet, hofft Finkbohner, «dass sich im Tessin etwas bewegt» und das Niveau gehoben werde. Die Situation in Italien sei aber gegenwärtig «ganz schlimm».

Die stärkste Konkurrenz der Schiene ist sicher die Strasse. Nur wenn die Bahnunternehmen international zusammenarbeiten, können sie bestehen. Hier besteht auch noch Sparpotenzial. Die Diskussion ist sicher lange noch nicht abgeschlossen und wird in den nächsten Jahren andauern.

pan.

Jahr des Kampfes

In diesem Jahr gibt es für die Gewerkschaften kein wichtigeres Thema als den Kampf gegen die Senkung des Umwandlungssatzes bei der Pensionskasse («Rentenklau-Abstimmung »). Kurt Nussbaumer rief in Erinnerung, dass es darum geht, die Schwächung der Sozialwerke zu verhindern: «Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten und kämpfen!», schloss er seinen Aufruf zur Teilnahme an der Abstimmung vom 7. März. Ebenfalls die Pensionskasse betrifft der Wechsel von der Ascoop zur neu zu gründenden Symova, die zurzeit in vielen privaten Transportunternehmen zu reden gibt. «Ich glaube, die Symova ist eine gute Lösung », meinte etwa SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger. Sie rief die Anwesenden dazu auf: «Interessiert euch für eure Pensionskasse!» Einem Wechsel der Pensionskasse (von der Ascoop zur Symova oder zu einer andern Versicherung) müssen sowohl die Arbeitgeber wie die Arbeitnehmer zustimmen. Es ist deshalb wichtig, dass man sich über die vorgeschlagene Lösung informiert. Wenn einem das Blaue vom Himmel herab versprochen werde, sei Vorsicht am Platz, meinte sie.

Die Branchentagung bot den passenden Rahmen, sich auch über Detailfragen näher informieren und austauschen zu können. Die Mitglieder des SEV sind damit wieder einmal jene mit dem Informationsvorsprung!

pan.