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Delegiertenversammlung

VPT mit aussergewöhnlicher Energie

Obwohl die VPT-Delegierten am 23. Juni per Zoom tagen mussten, vermittelten sie das Bild eines äusserst dynamischen, kreativen Unterverbands, der in der Lage ist, sich zu erneuern und neu zu erfinden. Fähig, die aktuelle Situation kritisch zu analysieren und ohne Angst vor den heutigen schwarzen Wolken am Himmel mit offenem Blick in die Zukunft zu schauen. Mit dem wiedergewählten Zentralpräsidenten Gilbert D’Alessandro und den andern, ebenfalls bestätigten Zentralausschussmitgliedern ist und bleibt der VPT ein Energiebündel.

Der glanzvoll wiedergewählte Vizepräsident René Schnegg moderierte den ganzen Tag, beginnend mit einer Schweigeminute für jene, die nicht mehr unter uns sind. «In unserer Bundesverfassung steht, dass sich die Stärke einer Gemeinschaft daran misst, wie gut es den Schwächsten geht», hielt Schnegg einleitend fest. «Wir leben in einer Gesellschaft, in der niemand durch die Maschen des sozialen Netzes fallen sollte. In der reichen Schweiz sollten alle von ihrem Lohn leben können. Wir Gewerkschaften kämpften seit je für eine Wirtschaft, in welcher der Mensch im Mittelpunkt steht. Ohne die Gewerkschaften gäbe es keine AHV, keine Mutterschaftsversicherung, kein Frauenstimmrecht. Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie viel unsere Freiheiten wert sind und wie wichtig Solidarität ist. Wir wissen, dass diese Pandemie Leid und Ungerechtigkeit verursacht hat. Deshalb müssen wir als Gewerkschaft dazu beitragen, eine offene, gerechtere, innovativere und fortschrittlichere Schweiz zu schaffen. Im Fokus stehen hier Arbeit, Ausbildung und soziale Integration.»

Bei einem solchen Start wird sofort klar, was den VPT ausmacht: viel Kopf, Herz und Mut. Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro brachte das auf den Punkt: Er bedauerte zwar, dass die Delegierten nur auf Zoom tagen konnten, blickte aber zuversichtlich nach vorn: «Unsere Stärke sind gerade unsere Treffen und Delegiertenversammlungen, der Austausch vor, während und nach den Versammlungen. Die Mitglieder freuen sich, einander zu sehen und miteinander zu diskutieren, ihre Sorgen zu teilen. Die Sektionspräsident/innen und Gäste kommen, um ihre Batterien aufzuladen und um die Solidarität zu spüren. Nach Kenntnisnahme der vom Bundesrat beschlossenen Lockerung lade ich euch herzlich ein, an den VPT-Tagungen im Herbst zahlreich teilzunehmen.»

«Diese Zeche bezahlen wir nicht!»

Wie kommen wir aus der Covidkrise heraus? Für D’Alessandro ist klar: «Es darf nicht sein, dass das Personal dafür die Zeche bezahlen muss. Nie und nimmer! Man hat uns während der Pandemie viel abverlangt. Trotz Gesundheitsrisiko standen wir ständig im Einsatz und sprangen ein, wenn Kolleg/innen erkrankten oder in Quarantäne gehen mussten. Darum ist es nicht am Personal, für die Verluste der öV-Unternehmen geradezustehen. Auch weil der Bund finanzielle Mittel zur Unterstützung des öV bereitgestellt hat», rief der Zentralpräsident in Erinnerung. Auch bei den klassischen Verhandlungen im Herbst gelte es hart und stark zu bleiben und bei den Lohn- und Arbeitsbedingungen nicht nachzugeben. Die Delegierten verabschiedeten eine entsprechende Resolution.

D’Alessandro forderte ebensolche Entschlossenheit bei der Verteidigung der Altersrenten gegen die ständigen Angriffe der politischen Rechten und bei der Abwehr einer Rentenaltererhöhung für die Frauen, deren Renten schon jetzt im Schnitt um ein Drittel tiefer sind als die der Männer. D’Alessandro verwies auf die Umwandlungssatzsenkungen und die daraus resultierenden Rentensenkungen in der Zweiten Säule. «Wer sein Leben lang gearbeitet hat, verdient eine anständige Rente. Es gibt eine politische Klasse, die nur die Interessen einer gut betuchten Minderheit bedient», sagte der VPT-Präsident. «Darum müssen wir die Altersrenten verteidigen und am 18. September alle in Bern auf die Strasse gehen!»

Gewerkschaftsfeindliche Kündigungen

D’Alessandro rief zur Solidarität gegen antigewerkschaftliche Entlassungen auf: «Es gibt Arbeitgeber, die unerträglichen Druck auf Gewerkschafter/innen ausüben, die bei der Verteidigung des Personals an vorderster Front stehen.» Deshalb brachte der VPT an der SGB-Delegiertenversammlung im Mai eine Resolution ein, die die Eidgenossenschaft zur Einhaltung der IAO-Richtlinien auffordert und die von den SGB-Delegierten verabschiedet wurde. Dem von der MBC entlassenen Sektionsvizepräsidenten sagten die VPT-Delegierten einstimmig ihre Solidarität und Unterstützung zu.

Herausforderungen im Jahr der Schiene

SEV-Präsident Giorgio Tuti verwies auf das Europäische Jahr der Schiene und die Bedeutung des «New Green Deal»: In der Tat ist der öV Teil der Klimalösung und muss seinen Anteil dazu beitragen. «Ich habe an der Auftaktveranstaltung dieses besonderen Jahres als Präsident der Eisenbahnsektion der ETF auch die Sichtweise der Arbeitnehmenden eingebracht. Denn ohne Mitarbeitende bewegt sich auch im Transportsektor nichts. Dem Personal müssen gute Arbeitsbedingungen garantiert werden.»

Tuti erwähnte den Connecting Europe Express, der am 2. September in Lissabon startet und in den wichtigsten europäischen Hauptstädten hält. Dieser soll für die Förderung der Bahn als umweltfreundlicher Verkehrsträger für Personen und Güter werben. «In Bern macht der Zug am 27. September Halt, und ich bin als Präsident des SEV und der ETF-Sektion Eisenbahn eingeladen, dort zu sprechen.» Am 28. September wird der Zug übrigens noch kurz in Basel halten. Zum Projekt «Women in Rail» sagte Tuti: «Da die Babyboom-Generation in den Ruhestand geht, müssen wir den Bahnsektor für Frauen öffnen, sonst wird es sehr schwierig sein, diesen weiterzuentwickeln und in ihn zu investieren.» (Mehr dazu auf Seite 4.)

SEV-Vizepräsident Christian Fankhauser unterstrich die Bedeutung der Werbung junger Mitglieder. 2020 konnte der SEV 9981 Neumitglieder gewinnen. Fankhauser stellte ausserdem ein wichtiges SEV-Projekt zur Wiedereingliederung von Mitarbeitenden vor: «Viele Berufe im öffentlichen Verkehr sind anstrengend und ermüdend. Gesundheitliche Probleme häufen sich bei Stress, der sowohl die Arbeitsfähigkeit als auch die Lebensenergie beeinträchtigt. Der SEV denkt über eine nationale Lösung für Kolleg/innen nach, die gesundheitliche Probleme haben und zum Beispiel nicht mehr Bus oder Bahn fahren können oder deren Arbeit durch die Digitalisierung wegfallen wird.»

Françoise Gehring / Übers. Jörg Matter & Fi
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Wahlen

In den VPT-Zentralausschuss wurden für 2021 bis 2024 gewählt: Gilbert D’Alessandro, Präsident; René Schnegg, Vizepräsident; Roger Maurer, Kassier; Ueli Müller, Sekretär; Laurent Juillerat, Beisitzer.

SGB-Delegierte: Gilbert D’Alessandro und René Schnegg.

GPK VPT: Raffaele Ferrari, Thierry Gay Crosier, Pierre-Alain Perritaz.

VPT-Vertreter in der SEV Jugendkommission: Florian Stadler.

VPT-Sitze in der Frauen- und der Migrationskommission des SEV: vakant.

Vertreter im Vorstand SEV: Gilbert D’Alessandro und René Schnegg; Ersatz: Roger Maurer.