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Aktionstag des SEV gegen Verschlechterungen im Gesamtarbeitsvertrag mit der SBB

Gegen den Abbau mitten im Aufschwung

Die Gewerkschaft SEV steigert den Druck auf die SBB für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag. Sie hat heute mit einer Flugblatt- und Plakataktion die Öffentlichkeit auf ihre Forderungen aufmerksam gemacht. «Mit dem geplanten Abbau verschlechtert die SBB die Qualität und damit letztlich die Sicherheit des öffentlichen Verkehrs», betont SEV-Präsident Pierre-Alain Gentil.

«Für Ihre Sicherheit – gegen den Abbau im öffentlichen Verkehr»: Diese Botschaft verkündet heute Morgen ein Mega-Transparent von der Berner Lorrainebrücke. Der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband (SEV) macht damit klar, dass eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, wie sie die SBB im Rahmen der laufenden Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag anstrebt, langfristig negative Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr haben wird. «Das Personal des öffentlichen Verkehrs gibt alles, um Qualität und Sicherheit hoch zu halten; es ist ein Affront, diesen Einsatz mit einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen zu 'belohnen'», hält SEV-Präsident Pierre-Alain Gentil fest.

Wo Arbeitszeiten verlängert, Pausen verkürzt und Entschädigungen gestrichen werden, leidet nicht nur die Motivation des Personals, sondern letztlich auch die Qualität und damit die Sicherheit des gesamten Systems öffentlicher Verkehr.

Die SBB hat im Frühling den Gesamtarbeitsvertrag gekündigt und will fünf Prozent beim Personal einsparen, über höhere Arbeitszeiten, Streichung von Zulagen und Aufweichung des Kündigungsschutzes. Der SEV hingegen fordert einen neuen GAV, der mit dem bestehenden mindestens gleichwertig ist. «Die Verhandlungen sind blockiert, die SBB bewegt sich keinen Millimeter», betont François Gatabin, Vizepräsident des SEV und Leiter der Verhandlungsgemeinschaft, in der die Arbeitnehmerorganisationen zusammengefasst sind.

SBB voll im Konjunkturhoch

Der Halbjahresabschluss der SBB bestätigt, was der SEV bereits beim Jahresabschluss 2005 feststellte: Die SBB befindet sich in bester Verfassung; ohne Pensionskassenrückstellungen und Restrukturierungskosten erzielt sie einen hübschen Gewinn. Es ist absurd, das Personal mit Verschlechterungen zu bestrafen, statt es am Erfolg zu beteiligen. Umso mehr, als die SBB bereits heute Probleme hat, qualifiziertes Personal zu rekrutieren. Eine Verschlechterung bei Lohn und Arbeitszeit würde die Position der SBB noch weiter schwächen. Für den SEV ist klar, dass auch die SBB verpflichtet ist, ihr Personal am aktuellen Wirtschaftsaufschwung zu beteiligen.

Besondere Beachtung verdient das Zwischenergebnis von SBB Cargo: Die Güterbahn steckt weiterhin Geld in ihr internationales Abenteuer und bestätigt damit eine Erkenntnis, auf welche die europäischen Bahngewerkschaften seit längerem aufmerksam machen: Die Liberalisierung des Bahngüterverkehrs führt zu einem ruinösen Verdrängungswettbewerb, der auf dem Buckel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgetragen wird.

Ganz allgemein hat der SEV den Eindruck, dass die SBB ihre Prioritäten zurzeit falsch setzt. So lässt sie sich widerspruchslos von Bundesrat und Parlament die Mittel kürzen und reduziert ihr Zustellnetz im schweizerischen Güterverkehr auf die Hälfte, setzt aber alles daran, die Anstellungsbedingungen ihres Personals zu verschlechtern. «Die Energie, die sie hier vergeudet, würde die SBB besser einsetzen, um Marktanteile im Güterverkehr zu gewinnen und das Angebot im Personenverkehr zu optimieren», hält Pierre-Alain Gentil fest.

Druck erhöhen

Für den SEV ist klar: «Wir werden den Druck auf die SBB weiter erhöhen», kündigt Pierre-Alain Gentil an. Am 23. September führt der SEV eine eigene Kundgebung durch, vor der nationalen Demonstration des Gewerkschaftsbundes im Rahmen der Lohnkampagne. Ab 11.30 Uhr erwartet der SEV auf der Schützenmatte in Bern rund 10'000 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner zur Manifestation unter dem Motto «Gegen den Abbau im öffentlichen Verkehr!». Nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SBB werden dabei sein, sondern solche des gesamten öffentlichen Verkehrs. «Ein Abbau beim eindeutigen Branchenführer würde sich zwangsläufig auf die kleineren Unternehmen auswirken», erläutert Gentil die Solidarität unter den Betroffenen.

Der Grossaufmarsch vom 23. September soll Bewegung in die GAV-Verhandlungen bringen; es verbleibt ein Vierteljahr Zeit, um zum Abschluss zu kommen. Andernfalls kommt es ab 1. Januar 2007 zu einem vertragslosen Zustand. «Unser Ziel ist eine Einigung in diesem Jahr, aber wir fürchten den vertragslosen Zustand nicht», hält François Gatabin fest. Fürs Personal würden die wesentlichen Bestimmungen (insbesondere Arbeitszeit und Lohn) nämlich noch weiter gelten, doch wären die Gewerkschaften von der Friedenspflicht entbunden.