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Philipp Hadorn antwortet

«Das Swiss-Personal hat schon genug Opfer gebracht»

Warum wehrt sich SEV-GATA dagegen, dass der vor mehr als einem Jahr mit der Swiss unterzeichnete Krisen-GAV für das Bodenpersonal jetzt umgesetzt wird?

Der Krisen-GAV wurde im Januar 2021, also mitten in der Covid-Krise, wegen der damals sehr schwierigen Finanzlage der Swiss ausgehandelt und anschliessend von unseren Mitgliedern in einer digitalen Abstimmung genehmigt. Er sieht zusätzlich zu den zuvor beschlossenen Sparbeiträgen des Personals vor, die Streichung von einem Drittel des 13. Monatslohns und der Performance-Prämie während einer klar definierten Zeit. Der Vertrag tritt gemäss Vereinbarung erst nach dem Ende der gesetzlich möglichen Kurzarbeit in Kraft.

Seit dem 1. März verzichtet die Swiss auf Kurzarbeit und nimmt dies zum Anlass, den Krisen-GAV vorzeitig in Kraft zu setzen. Denn Kurzarbeit wäre weiterhin möglich. Darum verstösst die Inkraftsetzung zum jetzigen Zeitpunkt gegen die Vereinbarung, folglich muss die Swiss mit der Umsetzung noch zuwarten. Nachdem die Gespräche mit der Swiss-Leitung bisher fruchtlos geblieben sind, prüft SEV-GATA nun den Rechtsweg

In Anbetracht der verbesserten Finanzlage und des zunehmenden Flugverkehrs sollte die Swiss sogar besser ganz auf die Sparmassnahmen des Krisen-GAV verzichten, denn das Personal hat schon genug Covid-Opfer gebracht: mit dem Lohnverlust durch Kurzarbeit, durch die Massenentlassung, durch freiwillige Pensenreduktionen, Frühpensionierungen und Nichtersetzung natürlicher Abgänge, durch flexible Arbeitseinsätze, Inkaufnahme gesundheitlicher Risiken usw.

Personal und Gewerkschaften hofften mit dem Krisen-GAV die Massenentlassung zu verhindern, welche die Swiss im letzten Mai trotzdem beschloss. Seit Januar 2020 hat die Swiss das Bodenpersonal von rund 1700 Vollzeitstellen auf heute rund 1400 reduziert. Nun sucht sie wieder 50 zusätzliche Mitarbeitende. Die vom Bund garantierte Darlehenslimite von 1,5 Milliarden hat sie kaum zur Hälfte ausgeschöpft und bereits Schulden zurückbezahlen können.

Statt einem happigen Lohnabzug verdient das Swiss-Personal vielmehr eine Covid-Prämie wie das Personal des Mutterkonzerns. Der Lufthansa-Chef hat vor Kurzem eine 800-Euro-Prämie für alle Mitarbeitenden angekündigt als Anerkennung ihres Einsatzes während der Pandemie. Das sollte auch die Swiss tun.

Philipp Hadorn ist Gewerkschaftssekretär SEV und Präsident von SEV-GATA, der Luftverkehrsabteilung des SEV.
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