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SEV nimmt GAV-Kündigung zur Kenntnis

Die SBB gefährdet den Arbeitsfrieden

Die SBB sagt ihrem Personal den Kampf an: Mit der Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags zeigt die SBB, dass sie gewillt ist, die Arbeitsbedingungen um jeden Preis zu verschlechtern. Die Gewerkschaft SEV wird jedoch keinen Abbau zulassen.

Der SEV (Schweizerischer Eisenbahn- und Verkehrspersonalverband) nimmt heute die Kündigung des GAV durch die SBB zur Kenntnis. Er erachtet diese als Kampfansage, deren Folgen die SBB zu verantworten hat. «Der geltende Vertrag hätte der SBB ausreichend Spielraum zugestanden, um in bestimmten Bereichen spezielle Arbeitsbedingungen festzulegen», erläutert Präsident Pierre-Alain Gentil.

Der SEV ist zu Vertragsverhandlungen bereit. Er wird jedoch den multiplen Abbau der SBB nicht akzeptieren. Er setzt sich zum Ziel, einen Gesamtarbeitsvertrag zu erreichen, der über das gesamte Unternehmen für alle Mitarbeitenden gleichwertige Bedingungen bietet, und zwar insgesamt auf dem bestehenden Niveau. Er stellt sich auf lange und harte Verhandlungen ein, da die SBB anscheinend den Kampf um jeden Preis führen wollen. «Wir sind bereit!», stellt Gentil fest.

Sollte es bis Jahresende nicht zu einer Einigung kommen, tritt ein vertragsloser Zustand ein; damit wären die Gewerkschaften auch nicht mehr an die Friedenspflicht gebunden. «Ein Streik ist nicht unser Ziel, aber wenn die SBB an diesen Forderungen festhält, können wir einen Streik nicht ausschliessen», betont SEV-Präsident Pierre-Alain Gentil und ergänzt: «Wir werden für unsere Mitglieder kämpfen. Sie setzen sich alle für einen hervorragenden öffentlichen Verkehr ein und haben ein Anrecht auf entsprechende Löhne und Arbeitsbedingungen.»

Die SBB beabsichtigt offensichtlich eine Verschlechterung der Anstellungsbedingungen auf breiter Front:

Abbau beim Lohn: Die SBB will Löhne senken und Zulagen streichen. Dies mit dem Argument, sich andern Bahnen anzupassen und sich an Unternehmen in andern Branchen und im Ausland auszurichten – das ist unsozial und unschweizerisch. Die SBB kann sich nicht vor ihrer Verantwortung als grösstem Schweizer Transportunternehmen drücken. Erst vor einigen Wochen hat das Schiedsgericht bestätigt, dass die SBB beim Lohn zu knausrig ist.

Abbau bei der Arbeitszeit: Erst noch hat sich die SBB als Vorreiterin der 39-Stunden-Woche gebrüstet – notabene mit dem Verzicht des Personals auf den Teuerungsausgleich als Gegenleistung! Nun fordert sie unverfroren die 41-Stunden-Woche, für gewisse Teile gar 42 Stunden pro Woche – eine Gegenleistung hat sie allerdings dafür nicht geboten.

Abbau bei der sozialen Sicherheit: Die SBB hat in den letzten Jahren über 10 000 Arbeitsplätze abgebaut. Die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind diesen harten Weg mitgegangen, weil sie sich nicht gegen Produktivitätssteigerung und Modernisierung stellen, wo diese ihren Sinn hat. Sie sind auch die Friedenspflicht eingegangen, weil sich die SBB verpflichtet hat, niemandem wegen Stellenabbau zu kündigen. Obwohl sich dieses Prinzip bewährt hat, will die SBB nun das Recht, Kündigungen aussprechen zu können. Damit will sie sich von der Pflicht entbinden, für all jene zu sorgen, die ihr Leben lang in einem Bahnberuf gearbeitet haben und deshalb auf dem Stellenmarkt chancenlos sind.

Zudem fordert die SBB für gewisse Cargo-Bereiche (u.a. Werkstätten) gar einen separaten Vertrag zu Industriebedingungen.

Die Gewerkschaft SEV be- und verurteilt diese Forderungen als Affront gegenüber dem SBB-Personal, das tagtäglich höchsten Einsatz für den besten öffentlichen Verkehr Europas leistet. «Die SBB gefährdet mit ihren Forderungen den Arbeitsfrieden und damit letztlich den guten öffentlichen Verkehr in unserm Land», hält SEV-Präsident Pierre-Alain Gentil fest.