Kita-Initiative
Gleichstellung vorantreiben
Am Weltfrauentag, am 8. März 2022 begann die Unterschriftensammlung für die neue Kita-Initiative. Die von der SP, den Gewerkschaften und diversen anderen Organisationen und Personen lancierte Initiative fordert ein qualitativ hochstehendes und flächendeckendes Angebot für die familienexterne Kinderbetreuung. Auch die SEV-Frauenkommission war beim Startschuss der Sammelkampagne dabei.
Symbolisch auf dem Bundesplatz trifft sich eine Delegation der SEV-Frauenkommission zum Sammeln von Unterschriften für die neue Initiative. Zwar wurde drinnen im Bundeshaus schon mehrfach beschlossen, die Betreuung von Kindern von arbeitstätigen Eltern zu verbessern. Doch vieles liegt immer noch im Argen: Kindertagesstätten und andere Einrichtungen für die familienexterne Betreuung von Kindern sind teuer. Das Personal ist stark ausgelastet und häufig unterbezahlt. Je nach Ort, wo eine Familie wohnt, gibt es kein oder nur ein sehr dürftiges Angebot an Kita-Plätzen. Die Kita-Initiative will den Bund dazu zwingen, das zu ändern: Das Angebot muss flächendeckend werden. Eltern sollen nicht mehr als zehn Prozent ihres Einkommens für die externe Kinderbetreuung ausgeben. Ausserdem soll die Qualität der Angebote erhöht werden, indem mehr Geld in die Ausbildung des Betreuungspersonals und in bessere Arbeitsbedingungen gesteckt wird.
Für Lucie Waser, Gleichstellungsbeauftragte des SEV, ist der Zeitpunkt der Lancierung der Initiative am Internationalen Tag der Frau perfekt gewählt: «Eine gut funktionierende familienexterne Kinderbetreuung ist enorm wichtig für die Gleichstellung. Viele Frauen verzichten noch immer auf eine berufliche Karriere, weil sie sich hauptsächlich um die Kinder kümmern müssen. Wenn mehr Frauen einer gut bezahlten Arbeit nachgehen können, hat das auch einen Einfluss auf die Höhe der Rente, die eine Frau später erhalten wird. Wir sehen dieses Engagement also in einem gesamtgewerkschaftlichen Kontext. Der Kampf für gerechtere Renten und bessere Löhne gehört zu einem unserer Grundanliegen.» Ebenso wichtig aus gewerkschaftlicher Perspektive ist die Forderung für bessere Arbeitsbedingungen des Betreuungspersonals, denn es trägt eine grosse Verantwortung: «Kitas betreiben Frühförderung und helfen, die Chancengleichheit für Kinder zu steigern. So lernen beispielsweise kleine Kinder, die eine andere Muttersprache haben, bereits früh eine Landessprache. Das hilft ihnen später, wenn sie in die Schule kommen. Kitas und andere Betreuungsangebote leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Und dafür braucht es gut geschultes und anständig bezahltes Personal.» Sowieso, findet Lucie Waser, müsse man die vorschulische Bildung als Service public betrachten und dementsprechend fördern.
Flexible Kinderbetreuung für das Verkehrspersonal
Für das Personal im öffentlichen Verkehr ist es besonders wichtig, dass der Bund mehr unternimmt, um die familienexterne Betreuung auch für Menschen mit besonderen Arbeitszeiten zu ermöglichen. «Die externe Kinderbetreuung ist nicht nur teuer, sondern auch nicht auf die Bedürfnisse von Eltern mit unregelmässigem Schichtdienst abgestimmt. Darum braucht es die Kita-Initiative», sagt Melanie Aebi von der SEV-Frauenkommission. Auch SEV-Mitglied Ricardo Carvalho bemängelt die zum Teil ungeeigneten Öffnungszeiten der Kitas: «Für viele Eltern ist heute der einzige Ausweg, das Arbeitspensum zu reduzieren. Das muss sich ändern, deshalb unterstütze ich die Initiative.»
Während drinnen im Bundeshaus die Politik nur zögerlich vorwärtsmacht, nimmt draussen auf dem Bundesplatz die Unterschriftensammlung Fahrt auf. Fast jede Person, die von den SEV-Frauen angesprochen wird, unterschreibt.
Michael Spahr