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14. Juni

Die Frauen wurden laut

Bellinzona. Foto: Françoise Gehring.

Die Schweizer Frauen sind zäh und haben im langen Kampf um ihre Rechte in der Vergangenheit Geduld bewiesen. Aber jetzt sind sie des Wartens müde und haben das in der ganzen Schweiz laut kundgetan.

30 Jahre nach dem ersten nationalen Frauenstreik und zwei Jahre nach dem historischen Streik von 2019 gingen in der ganzen Schweiz Frauen auf die Strasse. Dabei durfte der SEV nicht fehlen. Von Genf bis Bellinzona, von Lausanne bis Bern über Zürich und Basel: Mehr als hunderttausend Demonstrantinnen waren in vielen Schweizer Städten unterwegs. Sie alle hatten eine klare Botschaft: Nein zur ständigen Diskriminierung in den Bereichen Lohn, soziale Sicherheit, Arbeit und Privatleben. Die Liste der Benachteiligungen ist lang: zu viel Gewalt gegen Frauen; zu viele Teilzeitbeschäftigungen, die sich auch bezüglich Sozialversicherungen auswirken; zu grosse Last auf den Schultern der Frauen durch unbezahlte Arbeit; zu viel Ausdrücke des Hasses und des «Bodyshamings»; zu grosse Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt.

Täglich wird jede Frau in der Schweiz ab 15:19 Uhr im Vergleich zu ihrem männlichen Kollegen nicht mehr bezahlt. Und ab diesem Moment ist es jeden Tag so, als würde sie «umsonst» arbeiten. Deshalb organisierte die SGB-Frauengruppe anlässlich des Frauenstreiks in Bellinzona am 14. Juni einen Flashmob: Am weissen Turm des Castelgrande wurden zwei Transparente entrollt: «Angriff auf das Privilegienschloss» und «Erobern wir die Gleichstellung». In Lausanne wurde das Patriarchat in Brand gesetzt; der Bundesplatz in Bern wurde von Militanten besetzt, und in Genf wurden am Eingang zum Palais des Nations Parolen für gleiche Rechte und gegen Gewalt an Frauen angebracht.

Proteste gab es auch gegen die Reform AHV 21, die das Rentenalter für Frauen auf 65 Jahre anheben wird. «Das ist ein Skandal» sagten viele. 2019 hatte eine grosse Anzahl von Frauen – schweizweit eine halbe Million – deutlich gemacht, dass eine Erhöhung des Rentenalters für Frauen nicht in Frage kommt. Was macht das Parlament? Es geht in die entgegengesetzte Richtung. Das ist inakzeptabel.

In allen vier Ecken des Landes diskutierten die SEV-Frauen über die Notwendigkeit der Präsenz von Frauen in der Transportbranche, die immer noch zu gering ist. Das ETF-Projekt «Women in Rail» zielt darauf ab, Vielfalt als Vorteil und die Präsenz von Frauen als zwingend hervorzuheben. Das Engagement für Gleichberechtigung hat nichts von seiner Kraft verloren.

Françoise Gehring / Übersetzung: Jörg Matter
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