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Delegiertenversammlung Bau

Besorgnis und Hoffnung auf den Baustellen

Der Unterverband Bau sendet anlässlich seiner DV eine klare Botschaft an die SBB.

Anlässlich der Delegiertenversammlung des Unterverbands Bau vom 28. Oktober war die Baustellensicherheit das grosse Thema, nachdem Unfälle mehreren Personen das Leben gekostet haben. Eine Aussprache mit der SBB, wie sie vom Unterverband und dem SEV gefordert wurde, scheint erste Früchte zu tragen.

Die Schilderungen eines Kollegen an der Delegiertenversammlung hat den Anwesenden die Sprache verschlagen. «Letztes Jahr habe ich eine Situation erlebt, bei der drei Männer einer Drittfirma auf den ungesperrten Gleisen liefen, während von hinten ein Zug kam. Sie mussten sich zur Seite werfen. Glücklicherweise gab es keine Toten, aber so kann es nicht weitergehen.» Ein anderer Kollege bedauerte, dass es offenbar Tote geben müsse, bis das Problem erkannt wird. Tatsache ist, dass es im 2022 bereits drei Todesfälle und drei Schwerverletzte auf SBB-Baustellen gegeben hat. Eine Person hat bei einem Rangierunfall das Leben verloren.

Der Unterverband hat die SBB brieflich um eine dringende Unterredung gebeten. Die Themen, die diskutiert wurden waren die mangelnden Kontrollen der Drittfirmen und die stetige Zunahme von Abläufen, Formularen und Prozessen. Bei letzteren müssen genügend Zeit und Ressourcen für die Schulung vorhanden sein. Die vielen planungsbedingten Änderungen haben durch Wechsel in den Teams zu Unsicherheiten geführt, die die Konzentration behindern können.

Für den verantwortlichen Gewerkschaftssekretär Urs Huber ist klar, dass die Ausschreibungen, die die Sicherheitssituation betreffen, sofort kontrolliert und notfalls gestoppt werden müssen. Drittfirmen ohne eigenes Personal oder ohne das nötige Know-how sind in Bezug auf Sicherheitsfragen nicht mehr zuzulassen.

Huber ist mit dem Ergebnis der Sitzung mit der SBB ziemlich zufrieden. «Wir sehen, dass die Sicherheit auch für die SBB oberste Priorität hat. Sie ist die Basis für eine zuverlässige Bahnproduktion ohne Unfälle und Verspätungen.»

Die getroffenen Massnahmen gehen für ihn in die richtige Richtung. «Verschiedene gemeinsame Arbeitsgruppen sind eingesetzt worden zu den Themen des SEV. Sie werden ihre Arbeit rasch aufnehmen. Der SEV ist darin federführend vertreten, da wir mit unserer Forderung nach einem Gespräch gezeigt haben, dass wir bei der Lösungsfindung zur Baustellensicherheit teilnehmen wollen.»

Jan Weber, Zentralpräsident BAU sagt: «Ich bin überzeugt, dass meine Unterverbandskollegen, die in diesen Arbeitsgruppen vertreten sind, sehr viele praktische Hinweise aus ihrem Arbeitsalltag geben können, damit sich die Situation hoffentlich verbessert. Alle Mitarbeitenden auf den Baustellen und bei deren Organisation müssen Stop sagen können, ohne Sanktionen ihrer Vorgesetzten befürchten zu müssen. Ebenso wichtig ist es, intern alle Unfälle aufgrund der Sicherheit zu melden, damit man Lehren daraus ziehen und es das nächste Mal besser machen kann. Es geht nicht darum, Kollegen zu denunzieren, sondern zukünftige schwere Unfälle zu vermeiden. Solche Vorfälle können auch per Mail an die Adresse Enable JavaScript to view protected content. gemeldet werden und wir werden sie weiterleiten.»

Valérie Solano auf Besuch

Vizepräsidentin Valérie Solano war an der Delegiertenversammlung zugegen um die Kollegen zu treffen. Zum Thema Sicherheit sagte sie: «Die Privatisierung setzt die Sicherheit strukturell unter Druck. Diese Privatisierung schafft auch Probleme bei der Rekrutierung von Nachwuchs, der bei anderen Firmen besser bezahlt wird und deshalb nicht einsieht, warum er bei der SBB arbeiten sollte.»

Dies war das Stichwort für die Lohnverhandlungen 2023 und die Diskussion zum Thema Berufsinvalidität. Solano warnte davor, das Ziel zu verfehlen. «Die SBB erklärt eins ums andere Mal, dass sie unter Druck der Politik sei, dass sie kein Geld habe … Euer Ansprechpartner ist die SBB, niemand sonst. Um eure Arbeit zu machen, braucht ihr Sicherheit, gute Löhne und gut ausgebildete Kolleg:innen, die gesund sind.» Sie dankte den Sektionen und dem Unterverband für deren Unterstützung der Verhandlungsdelegation mit Botschaften und Bildern, die sie der SBB anlässlich der ersten Verhandlungsrunde am 4. November weitergegeben hat.

Vivian Bologna / Übers. Barbara Spalinger
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In die Werbung investieren

Zentralpräsident Jan Weber hat in seinem Jahresbericht das Jahr 2021 Revue passieren lassen. Er dankte auch seinem Vorgänger Markus Kaufmann, dass er immer noch zur Verfügung steht. Er rief dazu auf, die Umsetzung des neuen Lohnsystems der SBB gut zu beobachten.

In Zukunft will der Unterverband in die Mitgliederwerbung investieren. Darum sieht das Budget 2023 ein Defizit von 57 000 Franken vor, bei Beibehaltung des aktuellen Unterverbandsbeitrags (5 Franken pro Monat, zuzüglich dem Grundbeitrag und dem Sektionsbeitrag).

Da Patrick Pfenninger infolge Stellenwechsels demissioniert hat, wird Philipp Schibli, der bisherige Sekretär des Zentralvorstands, sich neu auch um die Werbung kümmern müssen. Der Unterverband sucht daher einen neuen Sekretär – Interessierte sollen sich melden. Bezüglich Werbung erinnerte Philipp Schibli die Kolleg:innen daran, dass das alte Prinzip «Mitglied wirbt Mitglied» immer noch hochaktuell ist. «Wir Delegierten der Sektionen sind am besten Platz, um neue Mitarbeitende im Betrieb von einem Beitritt zu überzeugen. Auch den Lernenden müssen wir den SEV vorstellen, diese profitieren ja auch von der Gratismitgliedschaft während der Ausbildung. Sprecht sie darauf an und diskutiert mit ihnen!»

Die Delegiertenversammlung hat zudem Urs Muff als Ersatzmitglied der Geschäftsprüfungskommission gewählt. In Zukunft wird die Anzahl Delegierter der GAV-Konferenz SBB von der Sektionsgrösse abhängig gemacht, da aktuell einige Sektionen überrepräsentiert sind.

Kommentare

  • Rolf Schenk

    Rolf Schenk 29/11/2022 18:22:54

    Was für die SBB oberste Priorität hat, sieht man daran, dass Sicherheitsausbildungen zeitlich zusammengestaucht wurden: Sparen!
    Z.B. wurde der WK SstA/B von einem auf einen halben Tag gestaucht. Der Kursteilnehmer bekommt nach der schriftlichen Prüfung nur noch das Resultat bestanden / nicht bestanden. Wo er falsch gelegen ist, wird ihn nicht gesagt. Und es könnte etwas Elementares sein. Und so mangelhaft ausgebildet und informiert gehts wieder an die Arbeit im Gefahrenbereich der Bahn...