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SBB Infrastruktur zentralisiert Schienenflotten-Management

Auch «einfachere» Fälle werden zu Problemzonen organisiert

Bei SBB Infrastruktur gibt es zurzeit nur eine Devise: Sparen und Reorganisieren ohne Ende. Inzwischen führen auch «harmlose» Projekte zu neuen Problemen. Der neuste Fall läuft unter dem Namen «Betriebsmodell Schienenflotte Infrastruktur».

Die Infrastruktur-Fahrzeuge sollen neu zentral von Bern aus «verwaltet» werden, Arbeitsplätze in Lausanne und Bellinzona werden nach Bern verschoben.

Es ist aus Arbeitnehmersicht eigentlich «kein Problem», wenn 14,3 Mio. eingespart werden können, indem die grosse Flotte der Infrastruktur-Fahrzeuge zentraler «verwaltet» werden soll, inklusive Planung und Disposition. Die konkrete Ausführung ändert dieses Bild aber schlagartig. Erstens soll eine totale Zentralisierung der Arbeitsplätze in Bern erfolgen. Die bisherigen Disponenten in Bellinzona werden wohl kaum wechseln (können).

Mit den neu vorgesehenen Schichten von 5.00 bis 23.40 Uhr haben nun auch die Mitarbeitenden aus den bisherigen Standorten Lausanne, Zürich und Olten ein gewaltiges Problem. Ihre Wohnorte sind dann häufig noch weiter entfernt. Die SBB spricht von Übernachtungsmöglichkeiten – für die vielen Kollegen um 55 eine «schöne» Alternative. Da nun alles in Bern zentralisiert ist, kommen neu noch Sprachanforderungen dazu, die bislang keine Rolle spielten.

So ändert sich für eine zwar kleine Gruppe die berufliche Situation auf einen Schlag, es braucht dazu keine Stellenaufhebung.

Alles Mahnen nützt nichts

Der SEV hinterfragte die Notwendigkeit der totalen Zentralisierung stark. Trotzdem zieht die SBB ihre Pläne durch. Dabei fällt auf, dass je nach Bedarf gesagt wird: «Wir sind auf erfahrene Mitarbeitende angewiesen», oder: «Wir bemühen uns um alternative Einsatzmöglichkeiten.»

Fazit: Immer häufiger werden Projekte bei SBB Infrastruktur ohne Rücksicht auf die bestehenden personellen Situationen geplant und aufgegleist. Man nimmt ein leeres Blatt Papier, kreiert die «ideale» Lösung und schaut erst danach, wie das bestehende Personal hineinpasst.

Die Folgen sind immer mehr spürbar. Know-how verschwindet in einem gefährlich rasanten Tempo. Ob es möglich ist, neue Leute und neue Organisationen genügend schnell sattelfest zu machen, muss inzwischen stark bezweifelt werden. Von den Betroffenen ganz zu schweigen.

In diesem Sinne ist «Betriebsmodell Schienenflotte Infrastruktur» heute überall.

Urs Huber

Schwierige Situation für viele Mitarbeitende bei Intervention Betrieb

Wie schon im kontakt.sev Nr. 16 geschrieben, fährt die SBB das Ereignismanagement bei Infra Betrieb massiv zurück. 50 Stellen gehen verloren und Standorte werden aufgehoben. 120 Ereignismanager sind davon betroffen, viele bekommen Probleme mit der vorgesehenen 24-Stunden-Kasernierungsregelung. Daneben gibt es weitere Betroffene, welchen Herabstufung und Lohneinbussen drohen. Nun tauchte zudem die Forderung an künftige Ereignismanager auf, dass neben dem 24-h-Betrieb am Wochenende der vorgesehene Piketteinsatz der Stufe 1 scharf geleistet werden muss. Dies engt den Wohnradius massiv ein.

Da die Intervention dezentral arbeitet, ist es für den SEV schwierig, ein aktuelles, konkretes Bild der Mitarbeitenden zu bekommen. Wir rufen deshalb die Betroffenen auf, bei allfälligen Lösungsvorschlägen vorsichtig zu sein und allenfalls eine Beratung und Zweitmeinung einzuholen. Dies trifft insbesondere auf Angebote und Versprechungen unter dem Titel «Frühpensionierungen» zu. Hier sind schriftliche Zusagen grundlegend.

Der Abbau und Umbau bei Intervention ist der zurzeit schwierigste Brennpunkt, da hier sehr viele Stellen auf März 2017 aufgehoben werden sollen.

 

Stimmungstief in der BZ Mitte und Sparmassnahmen in den Betriebszentralen

Folgende gemeinsame Information von SBB Infrastruktur und SEV sollte seit Mittwoch, 23. Oktober BZ-intern bekannt gegeben worden sein:

Nach dem Artikel «Was ist los in der BZ Mitte» im  kontakt.sev vom 1. September zur Stimmung in der Betriebszentrale Mitte in Olten haben sich die Leitung Betrieb von SBB Infrastruktur und der SEV am 12. Oktober zu einer Aussprache getroffen.

Dabei wurden beidseitig die Sichtweisen offen diskutiert, was als wertvoll bezeichnet wurde. Dazu haben wir definiert, dass die vorgebrachten Anliegen der Mitarbeitenden mit der Personalkommission I-B-RME vertieft weitergeführt und bereinigt werden sollen.

Als Folge wird die Zahl der Treffen zwischen Peko I-B-RME und der Leitung BZ Mitte erhöht. Beide Seiten hoffen damit eine positive Entwicklung für das Personal und eine Stärkung des gegenseitigen Vertrauens erreichen zu können.

SEV-Versammlung in Olten

Wie im kontakt.sev vom 29. September dargelegt, will die SBB in den Betriebszentralen 70 Stellen abbauen. Dazu kommen Veränderungen bei Laufbahn und Anforderungen der Berufsbilder. Um mit den Mitarbeitenden der BZ Mitte über die Auswirkungen dieser Pläne und die oben erwähnten Stimmungsprobleme zu sprechen, lud der SEV am 25. Oktober zu einer Informations- und Austauschveranstaltung in Olten.

Urs Huber, Gewerkschaftssekretär und Leiter SEV-Team Infrastruktur, sowie Peter Käppler, Zentralpräsident AS, vermittelten den Kollegen ihren Kenntnisstand. Auf die Frage, ob die Veranstaltung etwas gebracht habe, antwortete am Schluss ein Kollege: «Ich habe heute verschiedene Dinge zum ersten Mal so gehört.»

Urs Huber erklärte:«Am 11. Oktober trafen wir uns mit den SBB-Verantwortlichen zu drei nachträglichen Aussprachen. Es ging um die Projekte Betrieb Intervention, Betrieb Verkehrssteuerung und die Situation in der BZ Mitte.

Beim Thema Projekt Verkehrssteuerung (Zugverkehrsleiter etc.) konnten einige Verbesserungen und vor allem weitere Klärungen erreicht werden. Wie weit diese bei der SBB intern schon in die Kommunikation und Gespräche eingeflossen sind, ist für uns schwierig zu beurteilen.

Die Krux hier ist und bleibt, dass die SBB vier, fünf Jahre nach einer radikalen Laufbahn- und Einreihungsveränderung schon wieder vieles neu definiert und verändert. Da entstehen automatisch sehr viele Unklarheiten, und dies zudem noch sehr individuell, da viele Kollegen und Kolleginnen völlig unterschiedliche Ausgangslagen haben. Da fühlt man sich schnell mal ‹verarscht›.

Immerhin haben wir nach mehrmaligem Nachhaken nun schriftlich, dass in den BZ nach 2018 bis 2020 nicht noch mehr Abbau geplant ist. Mit ihrer parallelen Kommunikation zu Railfit (minus 250 Stellen) und den Projekten bei Infra Betrieb hatte die SBB ein Zahlenchaos und weitere Verunsicherung produziert.

Aber schlussendlich bleiben wir dabei. Wenn in einem Bereich 70 Stellen abgebaut werden, werden wir sicher nie Hurra schreien!»

SEV