Der SEV demonstriert in Brüssel
Der SEV, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, hat an der europäischen Aktionswoche für fairen Transport der europäischen Transportarbeiter-Förderation ETF teilgenommen. Eine SEV-Delegation hat diesen Mittwoch, 27. März 2019, in Brüssel demonstriert, zusammen mit mehreren tausend Menschen. SEV-Präsident Giorgio Tuti, Präsident der europäischen Eisenbahnersektion, ruft in Erinnerung, dass «Dumping in der EU auch Schweizer Löhne unter Druck setzt. Es ist deshalb wichtig, das Problem auf europäischer Ebene anzugehen.»
Fair Transport Europe ist eine Kampagne der ETF gegen Sozialdumping im europäischen Transportsektor. Die ETF kämpft für hochwertige Arbeitsplätze für Transportarbeiter/innen und eine sichere, zuverlässige und bezahlbare Dienstleistung für die Kund/innen. Die europäischen Transportgewerkschaften schliessen sich zusammen und fordern ein Ende des unlauteren Wettbewerbs und der Ausbeutung.
«Sozialdumping beeinträchtigt Transportarbeiter/innen in ganz Europa:
- In andere Länder entsandte Beschäftigte verdienen oft weniger als lokale Arbeitskräfte;
- Gefährlich lange Arbeitszeiten, da Arbeitgeber und Regierungen die Ruhezeitregeln ignorieren;
- Vernichtung von Arbeitsplätzen durch unlauteren Wettbewerb ausgehend von Kosten und nicht von Qualität;
- Internationale Unternehmen auf Einkaufstour wählen die billigsten Verträge und lassen die Beschäftigten ohne klaren Zugang zu gesundheitlicher Versorgung und sozialer Absicherung zurück;
- Beschäftigte werden in kurzfristige und prekäre Arbeitsverhältnisse gedrängt;
- Ständige Auftragsuntervergabe, Zeit- und Leiharbeit sowie Scheinselbständigkeit – das führt zu einem Bruch der Verbindung zwischen Personal und Arbeitgebern.
Unternehmen, die exzessivem Wettbewerb ausgesetzt sind, reagieren oft mit Sozialdumping. Sie vermeiden oder missachten Sozialvorschriften im Namen kurzfristiger Profite. Dieses Sozialdumping drückt europaweit die Löhne und die Arbeitsbedingungen für den Transportsektor. Zudem fördert es die Spaltung zwischen Menschen aus verschiedenen Länder- und Fachgruppen. Das stellt nicht nur eine Bedrohung für Arbeitsplätze im Transportwesen dar, sondern eine Gefahr für den sozialen Zusammenhalt und den Glauben der Menschen in eine offene europäische Gesellschaft.
Fairer Transport für Europa
Es gibt einen anderen Weg. Der Transportsektor kann Millionen hochwertiger Arbeitsplätze für die Europäer/innen schaffen. Insbesondere der Anteil der Arbeitnehmerinnen im Transport sollte zunehmen. Sichere Arbeitsverträge, adäquate Entlöhnung und faire Arbeitsbedingungen sind keine überzogenen Forderungen – sie sind universelle Rechte.
«Wir können nicht zulassen, dass Sozialdumping alle hochwertigen Arbeitsplätze vernichtet. Die ETF und ihre Mitgliedsorganisationen erwarten klare Zusagen seitens der Politiker/innen, wonach sie hochwertige Beschäftigung im Transportsektor verteidigen und entwickeln werden. Das ist fairer Transport!», betont Giorgio Tuti. Die ETF fordert Massnahmen wie die Schaffung von 250‘000 neuen, menschenwürdigen Arbeitsplätzen in der nächsten Legislaturperiode der EU-Institutionen (2019-2024). Gleichzeitig müssen die Stellen, die aufgrund von Digitalisierung oder Automatisierung zu verschwinden drohen, durch Fortbildung bzw. Umschulung gesichert werden. Lohnerhöhungen sind ebenso nötig. Die ETF erinnert daran, 2015 nahezu 10% der Beschäftigten in den 28 EU-Mitgliedstaaten in drohender Armut lebten, und ihr Anteil nahm zu. «Transportbeschäftigte sind aufgrund der mobilen Natur ihrer Arbeit sowie der Gefahr von Sozialdumping anfällig, und ihre Löhne stagnieren oder sind gar rückläufig. Eine Lohnerhöhung wäre gut für die Wirtschaft, für Unternehmen, für Wachstum, für Arbeitsplätze und Beschäftigte.»
Die Europäische Transportarbeiter-Föderation ist eine paneuropäische Gewerkschaftsorganisation, welche die Interessen von über 5 Millionen Transportarbeiter/innen vertritt. Die ETF zählt mehr als 200 Mitgliedsgewerkschaften in 41 Ländern.