Giorgio Tuti
Nie wieder Schwarzenbach!
Was lehrt uns die Schwarzenbach-Initiative?
Giorgio Tuti: Vor 50 Jahren war ich 6 Jahre alt. Ich sass am Sonntag, den 7. Juni 1970 mit meinen Eltern und Grosseltern vor dem Fernseher. Es war ein schwarz-weisser Telefunken mit 6 Sendern. Alle waren nervös, ich auch, denn für mich war klar: Sollte der Mann mit der komischen Brille gewinnen, müsste ich weggehen. Ich müsste mich noch am gleichen Abend von meinen Freundinnen und Freunden verabschieden und dann die Schweiz verlassen. Das sind meine Erinnerungen an diesen Sonntag und sie sind furchtbar. Immer noch. Der Mann mit der komischen Brille hiess Schwarzenbach. Wäre seine Initiative – die Überfremdungsinitiative – angenommen worden, hätten mehr als 300000 Ausländerinnen und Ausländer die Schweiz verlassen müssen.
Schwarzenbach spielte mit der Angst vor Arbeitslosigkeit und mit dem Wunsch vieler Schweizerinnen und Schweizer nach sicheren Arbeitsplätzen und anständigen Löhnen. Also Frauen, Männer und Kinder – ohne roten Pass – raus aus der Schweiz und das Problem ist gelöst. Statt die wahren Verantwortlichen für prekäre Arbeits- und Lohnbedingungen an den Pranger zu stellen, machte man die Ausländerinnen und Ausländer dafür verantwortlich und, so zu Sündenböcken.
Seither hat sich einiges verändert. Das unmenschliche Saisonnierstatut ist abgeschafft worden und durch die Einführung der Personenfreizügigkeit wurden die Rechte der Arbeitnehmenden gestärkt, für alle, unabhängig von ihrer Herkunft. Und ist nun alles in Ordnung? Nein, ist es nicht! Die Rolle der Schwarzenbach-Partei, der Nationalen Aktion, hat die SVP übernommen und so auch deren Ziele. Sie will zurück zur diskriminierenden Kontingentspolitik, am liebsten das Saisonnierstatut wieder einführen, um so die Löhne zu drücken, die Gesamtarbeitsverträge abzuschaffen und die Gewerkschaften zu schwächen. Am 27. September kommt die «SVP-Kündigungsinitiative» zur Abstimmung, und mit einem wuchtigen NEIN werden wir die Wiedereinführung der Schwarzenbach-Politik verhindern.
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