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Vorstand SEV

Giorgio Tuti gibt das SEV-Präsidium nach 14 Jahren ab

Giorgio Tuti war und ist immer gerne mit den Mitgliedern zusammen, wie hier in Bern am 7. März 2015.

Als Giorgio Tuti den Vorstandsmitgliedern am 11. Februar mitteilte, dass er bei der Präsidiumswahl im Herbst nicht mehr kandidieren werde, zeigten ihre emotionalen Reaktionen, wie nahe sie – und viele Mitglieder des SEV – dem Präsidenten stehen. Nun wird ein Wahlausschuss eingesetzt, um die Wahl des Nachfolgers oder der Nachfolgerin am Kongress vom 27. Oktober vorzubereiten.

Nach den Rücktritten von Vizepräsident Manuel Avallone im September 2019 und Vizepräsidentin Barbara Spalinger auf Ende Dezember 2021 steht am Kongress im Oktober 2022 die nächste Stabübergabe bevor. An der digital durchgeführten Vorstandssitzung sagte Tuti, dass er seinen Entscheid nach «langer Überlegung» gefällt habe. Er war Ende 1997 zum SEV gekommen, um den ersten GAV SBB / SBB Cargo auszuhandeln. 2008 übernahm er das SEV-Präsidium nach dem plötzlichen Tod von Pierre-Alain Gentil zunächst interimistisch und wurde 2009 vom Kongress im Amt bestätigt. «Nach 14 Jahren muss man sich die Frage stellen, ob man sich zurückziehen soll. Das ist der richtige Zeitpunkt, um seinen Platz jemand anderem zu überlassen. Der SEV befindet sich heute in einer soliden und stabilen Situation. Wir haben qualitativ hochstehende Gesamtarbeitsverträge für unsere Mitglieder abgeschlossen. In der Verkehrspolitik haben wir in den letzten Jahren schöne Erfolge erzielt: Vor allem kommt im Schweizer öV Zusammenarbeit immer noch vor Wettbewerb, und die Fernverkehrskonzession liegt weiterhin in den Händen eines einzigen Unternehmens. In der Sozialpolitik haben wir ebenfalls eine klare Linie: Wir kämpfen gegen AHV 21 und für eine 13. AHV-Rente.» Zwei weitere Punkte strich Tuti hervor: «Den Mitgliedern bieten wir hochwertige individuelle Leistungen. Und intern haben wir uns modernisiert, ohne unsere über 100-jährige Basisdemokratie anzutasten.»

Vom SGB-Vizepräsidium wird Tuti am SGB-Kongress im November offiziell zurücktreten. Die Eisenbahnsektion der ETF wird er weiterhin präsidieren, nachdem er Anfang Dezember in diesem Amt bestätigt wurde.

Tiefes Bedauern

Zu sagen, dass Tutis Rücktrittsankündigung die Vorstandsmitglieder sehr berührt hat, ist eine Untertreibung. «Wir müssen zugeben, diese Ankündigung tut weh», sagte Vorstandspräsident Danilo Tonina. «Und sie läutet eine neue Ära ein.» VPT-Zentralpräsident Gilbert D’Alessandro war den Tränen nahe: «Ich bin ein wenig überrascht. Danke Giorgio für dein wunderbares Engagement …» Dann brach er ab. «Du hast unsere Eisenbahn verteidigt», hielt Jean-Pierre Genevay von den Pensionierten fest.

Patrick Bellon vom AS lobte Giorgio Tutis starke Präsenz in der Romandie, «das haben wir sehr geschätzt.» Und scherzte: «Vielleicht wirst du noch mal Präsident des Unterverbands der Pensionierten, wer weiss?» René Schnegg vom VPT schlug Tuti vor, Mitglied der RBS-Sektion zu werden, die er früher betreut hatte. Daniel Purtschert vom RPV dankte Tuti für seine Hilfe bei der Dynamisierung der RPV-Sektion Zürich.

«Es wird nicht angenehm sein, dich gehen zu sehen», sagte im Namen der Geschäftsleitung SEV-Vizepräsident Christian Fankhauser. «Wir sind uns der grossen Aufgabe bewusst, die vor uns liegt: Einen Präsidenten zu ersetzen, der den Milizgewerkschafter:innen und dem SEV-Personal so nahe steht, ist nicht selbstverständlich.»

Vorstandsvizepräsident Peter Käppler hob den Zeitpunkt der Ankündigung hervor: «Du zeigst Verantwortung, indem du deinen Rücktritt so früh bekannt gibst. Das ist eine gute Geste, denn so haben wir Zeit, uns auf die nächsten Schritte vorzubereiten.»

Giorgio Tuti legte Wert darauf in Erinnerung zu rufen, dass er nicht sofort geht. «Ich freue mich darauf, in diesem Jahr wieder an den Versammlungen teilzunehmen. Das waren für mich immer angenehme Momente. Und dem Vorstand hätte ich gerne persönlich mitgeteilt, dass ich mich zurückziehen werde. Dass dies nur per Videokonferenz möglich war, betrübt mich sehr.»

Abschliessend erinnerte Tuti daran, dass er von den SEV-Mitgliedern angenommen wurde, obwohl er nicht von der Bahn kam: «Bis zu meinem letzten Arbeitstag beim SEV werde ich alles geben, wie ich es in all den letzten Jahren getan habe. Es stehen uns noch viele Kämpfe bevor.»

Vivian Bologna / Übersetzung: Markus Fischer
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