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Auf den Spuren von …

Sandro Kälin, technischer Kontrolleur Cargo

Neben der Schichtarbeit im Bahnhof Lupfig nimmt sich Sandro Kälin viel Zeit für den SEV: Er ist Vizezentralpräsident des Unterverbands TS und auch der Sektion Zürich. Daneben verbringt Sandro Kälin am liebsten Zeit mit seiner Familie und spielt nebenbei noch begeistert Fussball.

Sandro Kälin an der Arbeit auf seinem Stützpunktbahnhof Lupfig.

Seit 35 Jahren arbeitet Sandro Kälin bei der SBB und 34 Jahre ist er Mitglied des SEV, aber noch viel länger, nämlich seit 48 Jahren, ist er lizenzierter Spieler des FC Brugg. «Das ist einsamer Rekord: der nächste hat die Lizenz ‹nur› seit 22 Jahren», schmunzelt er. Familie, Beruf und Sport sind seine Lebensschwerpunkte.

Sein Berufsleben begann Sandro Kälin mit einer Lehre als Maschinenschlosser bei der damaligen BBC. Dann zog es ihn zur Bahn. Zuerst schnupperte er in der Hauptwerkstätte Zürich, was ihn aber nicht ansprach. «Als mir dann die Ausbildung zum Visiteur angeboten wurde, hatte ich gefunden, wonach ich suchte», erinnert sich Sandro Kälin. Heute heisst die Funktion Technischer Kontrolleur Cargo, TKC, die Aufgaben sind aber weitgehend die gleichen geblieben: Für die Cargoteams Lupfig, Aarau und Suhr kontrolliert er Güterwagen und Güterzüge, verteilt auf eine grosse Region. Sein Dienstort ist in Lupfig im Aargauer Birrfeld, direkt neben dem Terminal des Kombiverkehrsspezialisten Bertschi, dem Lager des Papierhändlers Antalis und dem Stützpunkt des Autoimporteurs Amag.

Oberstes Gebot: Sicherheit

Der TKC ist auch zuständig für alle technischen Kontrollen der Güterzüge, die in der Region starten, so etwa der Aushubzug, der täglich das Material von der Baustelle des neuen Bözbergtunnels in die Zementfabrik führt. Deshalb absolviert er im Frühdienst täglich gegen 100 Kilometer mit dem Dienstfahrzeug. Dieses ist auch erforderlich, wenn in der Region ein Zug gestoppt wird, weil eine Zugkontrolleinrichtung ZKE auf der Strecke angesprochen hat. Da sich in der Region Brugg die Nord-Süd- und die Ost-West-Achse des Güterverkehrs kreuzen, stehen hier besonders viele dieser Anlagen, die neben der Achstemperatur auch die Radlast und das Wagenprofil kontrollieren. Wenn das System einen Alarm auslöst, wird der betroffene Zug im nächsten Bahnhof gestoppt, und der TKC muss ausrücken, teils bis zu sechs Mal pro Woche. Er allein entscheidet, ob der Fehler vor Ort korrigiert werden kann, ob der Zug mit reduzierter Geschwindigkeit bis ans Ziel fahren darf oder ob der betroffene Wagen ausgereiht werden muss, bevor der Zug wieder freie Fahrt erhält; so eben erst bei einem Güterwagen, der statt der zulässigen 90 Tonnen nicht weniger als 103 Tonnen auf die Waage brachte. Die Interessen des Kunden, des Bahnunternehmens und der Infrastruktur prallen aufeinander, aber für den TKC gilt nur eine Vorgabe: die Sicherheit. «Natürlich müssen wir Verantwortung übernehmen, aber wir richten uns nach klaren Regeln, die für alle gleich gelten», betont Sandro Kälin.

Verantwortung übernimmt er inzwischen auch als Gewerkschafter. Nach dem Wechsel zur SBB kam auch der Wechsel vom SMUV zum SEV. Er besuchte Kurse, als erstes einen im damaligen SEV-Haus in Les Avants, wo er lernte, vor Publikum zu sprechen. «Ich kann gut und gerne mit Leuten umgehen», hat er festgestellt. Viele Kolleginnen und Kollegen wenden sich mit ihren Anliegen an ihn, ob beruflich oder privat. Vor ungefähr zehn Jahren wurde er in den Vorstand des TS Zürich gewählt, und etwas später kam der Sprung in den Zentralausschuss des Unterverbands, gleich als Vizepräsident.

Ausstieg in Stufen

2024, mit 62, möchte er sein Arbeitspensum reduzieren. «Dank ‹Valida› kann ich mir diesen Schritt leisten, das ist eine gute Sache», stellt er fest. Doch im SEV wolle er voll weitermachen, so lange er im Beruf bleibe. Heute sind es etwa zehn Prozent seines Pensums, das er für den SEV einsetzt. Häufig richtet er seine Arbeitszeit so aus, dass die Sitzungen in seine Freizeit fallen.

Das alles tönt eigentlich nach einem vollen Programm, aber da fehlt noch etwas, das Sandro Kälins Leben prägt: der Sport, allem voran der Fussball. Von klein auf hat er beim FC Brugg gespielt, bis hinauf in die 2. Liga, inzwischen bei den Senioren +50. Während 25 Jahren war er zudem als Juniorentrainer tätig. Stolz erzählt er, dass er sogar einige Male in der Eisenbahner-Nationalmannschaft gespielt hat. Schwimmen, Ski fahren, Judo und Biken stehen ebenfalls auf seinem Programm.

Sandro Kälin beschreibt sich als offen und interessiert. Die zahlreichen Umstrukturierungen und auch der Schritt in die digitale Welt hat er mit Interesse mitgemacht. Obwohl alles auf Stabilität hinweist in seinem Leben, steht er Veränderungen offen gegenüber. «Unsere Kinder sind erwachsen, auch der Jüngste verlässt demnächst das Elternhaus um zu studieren. Wieder eine Veränderung», stellt er ruhig fest, «ich freue mich auch auf diesen neuen Lebensabschnitt.»

Peter Moor Enable JavaScript to view protected content.