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Fernverkehrskonzession

Das BAV muss Transparenz schaffen

Wie zu erwarten war, hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) entschieden, die Fernverkehrskonzession aufzuteilen. Auch wenn es der BLS vorerst nur zwei Linien zuspricht, weil diese die andern mangels Rollmaterial erst 2025 oder 2032 hätte fahren können. Da die BLS vom BAV «eindringlich aufgefordert» wurde, sich zu bewerben, wie sie letzte Woche betonte, erstaunt es nicht, dass sie mit ihrem Trostpreis nicht zufrieden ist. Zumal sie auf der Linie Bern–Burgdorf–Olten mit Verlust rechnet. Offenbar prüft sie nun, ihre Bewerbung wieder zurückzuziehen. Sogar eine Beschwerde ist denkbar.

Diese Episode zeigt erstens: Die Idee des BAV, den Fernverkehr in Teilnetze aufzustückeln, die konkurrierende Bahnen eigenwirtschaftlich betreiben sollen, ist eine schwierige Nummer. Wie die Aufteilung auch aussieht, irgendjemand wird sie immer als ungerecht kritisieren. Rechtshändel sind abzusehen. Und um Teilnetze mit geringen Gewinnchancen wird sich niemand reissen, es sei denn mit dem Hintergedanken, den Gewinn durch Vernachlässigung der unrentablen Linien zu optimieren.

Zweitens ist der vom BAV hochgelobte Wettbewerb mit Kosten verbunden: Wie viel hat die aktuelle Konzessionsausschreibung alle Beteiligten schon an Aufwand für Abklärungen, Formalitäten und PR gekostet? Was kosten die neuen Schnittstellen und Doppelspurigkeiten? Wie viel kostet der Verlust an Planungssicherheit und Skaleneffekten bei Rollmaterial, Dienstgebäuden und Mitarbeitenden? Was kostet deren Arbeitgeber- und Pensionskassenwechsel rein materiell, von den Auswirkungen auf Zufriedenheit und Motivation nicht zu sprechen? Und was bringt die ganze Übung konkret? Zugbegleitung und Restauration auf allen Zügen oder Direktverbindungen lassen sich auch einem einzigen Betreiber ohne weiteres vorschreiben.

Drittens hat sich in anderen Ländern gezeigt, dass echter Bahnwettbewerb auf Kosten von Personal und Kundschaft ausgetragen wird. In der Schweiz aber gründet der Erfolg der Bahn vor allem auf der Zusammenarbeit aller Akteure. Die EU wollte bisher über Kosten und Nutzen des von ihr befohlenen Bahnwettbewerbs keine Rechenschaft ablegen. Das BAV aber muss volle Transparenz schaffen, darauf werden wir pochen. Noch ist es nicht zu spät, Vernunft walten zu lassen, zusammenzusitzen und eine Lösung nach altbewährter Manier zu finden.

Kommentare

  • Güdel Cornelia

    Güdel Cornelia 30/04/2018 23:34:33

    Ich war lange Zeit auf Reisen und nun Zugbegleiterin bei der SBB. Auf meinen Reisen hörte ich nur gutes über die Schweiz. Gerade die Qualität und die Exklusivität, die dadurch entsteht, wurde immer hochgelobt . Noch heute auf dem Zug schwärmen die Touristen von unserem Land und man spürt es förmlich wie stolz einige von ihnen sind diese Qualität unseres Landes erleben zu dürfen. Ich befürchte das wir zu einem Billigland werden, wenn die Konkurenz zu nimmt und Preise auf Kosten aller und allem was die Schweiz ausmacht vernichten wird. Was widerun die Atraktivität etwas Exklusives zu sein drastisch senken würde. Es reicht doch schon, dass wir vielerorts die Schweiz an Ausländer verkaufen ( siehe Hotelerie) die nur Interesse daran haben Massentourismus auf billigste Weise abzufertigen. Ist es das was unser Land ausmacht. Inder werden von Indern begrüsst in unserem Land usw.
    Nun da ist die Bahn auch nicht mehr weit davon. Wenn ich ins Ausland reise möchte ich nicht Schweizer kennen lernen, sondern das was ein Land ausmacht. Warum setzen wir unseren Ruf (uner allen Bahnen )der Schweiz aufs Spiel wegen einer Handvoll Profiteuen und Machtsüchtigen. Wir sollten zusammenarbeiten Hand in Hand und unsere Professionalität unter bewisstellen damit die Qualität nicht leidet und die Schweiz exklusiv bleibt. Denn das ist meiner Meinung nach ihr gröstes Kapital. Dazu gehört für mich auch färe Löhne und Arbeitsbedingungen. Und vorallem Einsicht und gesunden Meschenverstand damit wir auch in Zukunft unser Kapital der Exklusivität bewahren können. Ich bin auch nicht für Monopole aber für ein faires und vorallem ein Sinvolles nachhaltiges Miteinander was uns als Schweiz zusammenhält und viel mehr einbringt auch in der Zukunft und nicht nur einigen, sondern ALLEN die hier Leben und ihre Heimat lieben. Denn es braucht jedes Rädchen damit ein Getriebe am laufen blebt, mag es noch so klein sein. Für Pendler gibt es sicher bessere Lösungen und sie sind es die dann wiederum das vermeintliche Günstige durch Defizite berappen müssen. Ein Teufelskreis. Was ist nun billiger?