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Billiger Bus, tiefer Lohn

Der SEV hat heute Donnerstag, 8. Dezember in Zürich im Beisein zahlreicher Journalisten eine Aktion gegen die «Dumpingbusse» durchgeführt. Es ging darum, die unlautere Konkurrenz der Billigbus-Unternehmen anzuprangern – in erster Linie von Flixbus. Der SEV verlangt vom Bundesamt für Verkehr, vermehrte Kontrollen mit schärferen Sanktionen gegen diese Unternehmen durchzuführen, die sich nicht ans Gesetz halten.

Trittbrettfahrer stoppen

Flixbus hält sich nicht ans Kabotage-Verbot und kann Billigbillette anbieten, weil es Sozial- und Lohndumping betreibt und weil es zu lächerlichen Preisen von der Schweizer Infrastruktur profitiert. Deshalb hat der SEV heute Donnerstag in Zürich den von Konstanz kommenden Flixbus auf der Reise nach Lyon erwartet. Ziel war es, die Passagiere wie die Fahrer über die Dumpingpraktiken des deutschen Unternehmens zu informieren, das diese Linien an Unterakkordanten vergibt.

«Dieses Unternehmen kann es sich erlauben, Billette zu unschlagbaren Preisen zu verkaufen, da die Arbeitsbedingungen seiner Chauffeure und Chauffeusen klar unterdurchschnittlich sind», sagte SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger. «In der Schweiz verdient das fahrende Personal der Busse mindestens 4500 Franken monatlich. In Deutschland dagegen zahlen die Billig-Busse ihrem Personal durchschnittlich 1967 Euro. In Frankreich liegen die Löhne bei 1500 Euro. Das Personal ist in der Schweiz ausserdem dem Arbeitszeitgesetz unterworfen. Es sorgt für Pausen während des Fahrens. Das ist nicht nur für die Fahrer/innen wichtig, sondern auch für die Sicherheit der Passagiere.»

Der SEV weist noch auf einen weiteren wunden Punkt hin: auf den lächerlichen Beitrag der Billigbus-Unternehmen an die Infrastrukturkosten. «Ein Unternehmen wie Flixbus kann sich seine tiefen Preise nur erlauben, weil es fürs Durchqueren der Schweiz nur 15 Franken pro Tag als Schwerverkehrspauschale bezahlt. In Zürich bezahlt es weniger als einen Franken Parkgebühr pro Stunde für seine Fahrzeuge…», erklärte Spalinger. Wie SEV-Präsident Giorgio Tuti ausführte, lässt man so eine unlautere Konkurrenzierung des Fernverkehrs zu, weil Flixbus sich nicht an das Kabotage-Verbot hält.

Aufsichtsbehörde gefordert

Nach Auffassung des SEV muss das Bundesamt für Verkehr (BAV) mehr Kontrollen gegen Unternehmen wie Flixbus durchführen und härtere Strafen gegen sie aussprechen, da sie die Schiene konkurrenzieren wollen, indem sie sich nicht an die gesetzlichen Grundlagen halten.

Der SEV verlangt vom BAV ausserdem, dass es sich der Öffnung des Fernverkehrs für die Konkurrenz widersetzt, da der Bund beträchtliche finanzielle Mittel in den Schienenverkehr investiert hat. «Die Erteilung von Konzessionen an Fernbusse in der Schweiz würde Schweizer Verkehrsunternehmen unter Druck setzen. Das Schweizer System des öffentlichen Verkehrs ist aber in ganz Europa als das beste bekannt», fügte Giorgio Tuti vor der Presse hinzu.

Kommentare

  • B. Lehmann

    B. Lehmann 08/12/2016 14:53:48

    Endlich kommt mit den ausländischen Fernbussen etwas Bewegung in die hiesige, staatlich dominierte/-geschützte Domäne des Öffentlichen Verkehrs! Erdrückende Bürokratie, Protektionismus, Ineffizienz und mangelnde Konkurrenz sind hierzulande die Antreiber für unsere überrissenen Abzockerpreise. Protestieren Sie besser gegen unsere hausgemachten Probleme als gegen frischen Wind von aussen!

  • Markus Fischer

    Markus Fischer 08/12/2016 19:42:31

    Bürokratie, Protektionismus, Ineffizienz, mangelnde Konkurrenz, Abzockerpreise: alles tolle Schlagwörter. Aber glauben Sie wirklich, dass diese Dumping-Rosinenpicker den Schweizer öV besser machen, wenn man sie gewähren lässt? Heute helfen einträgliche Strecken wie Zürich-Bern weniger einträgliche in den Randregionen finanzieren - aber die finden Sie wohl überflüssig, weil Sie mit dem öV gar nie dorthin fahren, und Flixbus sowieso nicht. Dass die tiefen Preise von Flixbus auf Dumping bei den Busfahrerlöhnen, fehlende Beiträge an die Infrastruktur und die Umweltkosten zurückzuführen sind, ist Ihnen wohl auch egal. Schliesslich sind Sie wohl nicht Busfahrer und die Umwelt ist Ihnen Schnuppe.

  • Clemens Cola

    Clemens Cola 09/12/2016 10:10:36

    Wenn jemand einen Fernbus für Reisen ins Ausland nutzt, ist das tatsächlich jedermanns eigene Entscheidung. Das gibt's überdies nicht schon seit Flixbus und Konsorten. Die Verantortung der Anbieter ist es, die Kabotage zu verhindern, und Fehlbare zu melden. Die Schweiz hat ein gut ausgebautes öV System, welches durch das Volk bezahlt und unterhalten iwrd, Somit ist es nicht mehr als legitim, diese Investitionen zu schützen und Zuwiderhandlungen gesetzlich zu ahnden.
    Es soll sich jeder mal übverlegen, wie es aussieht, wenn man aus gesundheitlichen Gründen das Auto nicht mehr nutzen kann. Ohne öV kann man dann lange auf einen Flix-Bus warten, welcher einem zum Einkaufen, Arzt usw. bringt. Der öV als Ganzes muss somit vor unlauterer Konkurrenz geschützt, und zum Wohl der Bevölkerung erhalten werden.