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Erfolg für das Referendum: 125 573 Unterschriften gegen den zweiten Gotthard-Strassentunnel eingereicht

Volles Rohr gegen die Röhre

In bloss drei Monaten haben 125 573 Stimmberechtigte das Referendum gegen den zweiten Autobahntunnel am Gotthard unterzeich-net. Die im Verein «Nein zur 2. Gotthardröhre» zusammengeschlossenen rund 50 Organisationen, zu denen auch der SEV zählt, liessen 75 731 Unterschriften beglaubigen. Die Einreichung wurde zum Fest für jene, denen die Respektierung des Volkswillens und der Verfassung am Herzen liegt.

Philipp Hadorn, SEV-Gewerkschaftssekretär und Nationalrat, Regula Rytz, Co-Präsidentin der Grünen, und SEV-Präsident Giorgio Tuti.

Vertreter aller Organisationen, die sich für die Unterschriftensammlung engagiert haben, trafen sich zum Einreichen der Unterschriften bei der Bundeskanzlei – unter ihnen auch die Spitze des SEV: Präsident Giorgio Tuti, Vizepräsidentin Barbara Spalinger und Vizepräsident Manuel Avallone. Jon Pult, Präsident der Alpeninitiative, begrüsste die Anwesenden auf Rätoromanisch und gab seiner grossen Genugtuung darüber Ausdruck, dass das Referendum zustande gekommen ist. «Wenn es eines starken Zeichens bedurft hat, so ist es jetzt da: das Tessin will keine zweite Röhre! Die Tessiner Regierung und die Tessiner Vertreter/innen der bürgerlichen Parteien im Bundeshaus sind keineswegs repräsentativ für die Stimmung in der Bevölkerung. Das südliche Tessin ist ganz besonders betroffen, die Bevölkerung leidet seit Jahren unter der schlechten Luft und dem Chaos auf den Strassen.» Laut Jon Pult zeigt das ausgezeichnete Ergebnis der Unterschriftensammlung, dass der Schutz des Alpenraums in der Schweiz gut verwurzelt ist.

Die Tessiner Süd-Nord-Koalition, koordiniert von Andreas Barella, verzeichnet mit Stolz, dass das Tessin mit zehn Prozent der gesammelten Unterschriften auf dem «Podium» der drei sammelstärksten Kantone gelandet ist – zusammen mit dem Kanton Uri und dem Kanton Basel-Stadt. Diese drei Kantone haben sowohl in Bezug auf die absolute Zahl der gesammelten Unterschriften wie auch bezogen auf das Verhältnis der Unterschriften zur Bevölkerungszahl die ersten drei Plätze eingenommen. «Die Koalition, in der 19 im Tessin aktive Verbände zusammengeschlossen sind, hat sich bei der Unterschriftensammlung sehr ins Zeug gelegt und ist stolz, darauf hinweisen zu können, dass der Kanton, anders als seine Vertreter/innen in Bern immer behaupten, gegen eine Verdoppelung am Gotthard ist. Die Entfremdung der wirklichen Bevölkerung von den Volksvertreter/innen verdient besondere Beachtung.»

«Gnadenstoss» für verkehrsgeplagte Regionen

Die Koalition weist darauf hin, dass eine Verdoppelung der Strassenkapazität am Gotthard dem Mendrisiotto und der Gegend um Lugano «den Gnadenstoss geben würde» – zwei Regionen, die heute schon täglich unter dem Verkehr ächzen und sich am Rand des Kollapses bewegen.
«Jetzt oder später würde eine zweite Röhre am Gotthard zur Verdoppelung der Fahrspuren und der Lastwagen führen»: Davon ist Caroline Beglinger, Co-Geschäftsführerin des VCS, überzeugt. «Die zweite Röhre wird auch zu mehr Lärm, Abgasen und Unfällen auf der ganzen Nord-Süd-Achse führen. Das Versprechen der Politik, die Kapazität im Gesetz zu beschränken, ist sympathisch, bietet aber keinen Schutz vor der Lastwagenwelle.»

Volk will Verkehrsverlagerung

Während der Unterschriftensammlung hat der SEV immer darauf hingewiesen, dass eine zweite Röhre der Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene schaden würde, wie sie als Volkswille 1994 klar ausgedrückt wurde. Die Gewerkschaft erinnert daran, dass AlpTransit ab 2016 in der Lage sein wird, den Schwerverkehr von Grenze zu Grenze zu übernehmen. Die Verdoppelung der Kapazität am Gotthard wäre ein klarer und flagranter Verfassungsbruch.

frg / pan.

Kommentare

  • Rp

    Rp 06/02/2015 20:45:33

    Irrweg 2. Röhre
    Manchmal frage ich mich schon, ob der SEV nur Verhinderungspolitik betreibt und euch die Sicherheit der Menschen egal ist.
    Darum bin ich dafür, dass eine 2. Gotthardröhre unbedingt nötig ist, denn wir leben nicht mehr in den Sechzigerjahren.
    Wir müssen etwas mehr vorwärts schauen und auch etwas für die nächste Generation bauen, das unseren Kindern und Enkeln dient.