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Am Gotthard geht eine Ära zu Ende

Lichterlöschen im SBB-Cargo-Depot Erstfeld

Mit der Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels (GBT) wurde der Lokführerstandort Erstfeld von SBB Cargo am Sonntag, 11. Dezember geschlossen. Die betroffenen Lokführer haben ihren Dienstort neu in Arth-Goldau.

Die drei Lokführer verlassen das Depot und löschen symbolisch die Lichter: Beat Kieliger, Urs Kieliger und Elias Tresch (von links).

Die Gotthard-Bergstrecke hat mit der Eröffnung des Gotthard- Basistunnels an Bedeutung verloren. Seit dem Fahrplanwechsel fahren die Güterzüge durch den Basistunnel. Aus technischen Gründen sind Lokpersonalwechsel vor dem Portal des Basistunnels nicht möglich.

Damit war der Zeitpunkt für SBB Cargo gekommen, den Lokführerstandort in Erstfeld aufzuheben. Bereits im Vorfeld hatte sich der Urner Regierungsrat über die Auswirkungen auf die Bahnarbeitsplätze in Erstfeld Gedanken gemacht und eine entsprechende Arbeitsgruppe gebildet, in welcher der Regierungsrat, die Gemeinde Erstfeld, Mitglieder der Verkehrskommission des Kantons Uri, ein Mitglied der Geschäftsleitung SBB und der Chef Produktion bei SBB Cargo vertreten waren.

SBB Cargo hatte frühzeitig kommuniziert, dass mit der Inbetriebnahme des GBT der Cargo-Lokführerstandort in Erstfeld am falschen Ort ist. In Goldau baute SBB Cargo schon vor zwölf Jahren einen neuen Lokführerstandort mit rund 30 Lokführern auf. Es war das Ziel, die Güterzüge von Goldau Richtung Süden (via GBT) fahren zu können. Richtung Norden werden die Güterzüge von SBB Cargo International seit dem Bestehen des Standorts Goldau nach Singen und Basel gefahren, anfänglich teilweise bis nach Offenburg in Deutschland und später bis Mannheim.

Mit dem Wegzug der Lokführer von SBB Cargo aus Erstfeld endet eine geschichtsträchtige Ära. Noch vor rund 35 Jahren waren dort über 210 Lokführer und rund 30 Rangierlokführer und Führergehilfen stationiert.

Rangierdienst in Erstfeld schon früher aufgehoben

Einen ersten Abbau gab es mit der Aufhebung des Rangierdienstes in Erstfeld. Mit der Trennung von SBB Personenverkehr und SBB Güterverkehr gingen auch einige Arbeitsplätze verloren, obwohl die Erstfelder Lokführer von SBB Cargo bis Dezember 2014 Leistungen für die SBB Division Personenverkehr fahren durften. Der Entscheid der SBB-Division Personenverkehr im Herbst 2014, in Erstfeld einen Standort mit 21 Lokführern aufzubauen, war für das Lokpersonal bei SBB Cargo ein Lichtblick. Diese Stellen konnten in der Folge dann auch fast ausschliesslich mit Lokführern von SBB Cargo besetzt werden, welche ihre neuen Räumlichkeiten im nördlichen Bahnhofgebäude haben.

Aber auch die bis heute verbliebenen 30 Cargo-Lokführer in Erstfeld verlieren durch die Aufhebung des SBB-Cargo-Depots in Erstfeld nicht ihren Job, sondern nur den Dienstort, der zum bestehenden SBB-Cargo-Standort Arth-Goldau verlegt wird. Mit der heutigen Situation konnten für das Personal und den Kanton Uri akzeptable Lösungen gefunden werden, was auch als Teilerfolg der Arbeitsgruppe gewertet werden darf.

Das Ende einer Ära

Nun verliessen die letzten 30 Lokführer von SBB Cargo das Depot Erstfeld und löschten dort symbolisch die Lichter. «Mein Ziel war es, möglichst lange für SBB Cargo in Erstfeld zu arbeiten, weshalb ein Wechsel zum Personenverkehr nie ein Thema war», sagt Urs Kieliger, der seit 37 Jahren als Lokführer tätig ist (im Zentralausschuss LPV-SEV ist er Ressortlei- ter Cargo). «Mit SBB Cargo habe ich eine gute Arbeitgeberin, und der künftige Arbeitsweg ist für mich durchaus akzeptabel.»

Elias Tresch meinte: «Mein Vater ist 45 Jahre lang hier im Rangierdienst tätig gewesen, und ich habe im Depot Erstfeld 33 Jahre als Lokführer arbeiten dürfen. Nun endet mit der Schliessung des SBB-Cargo-Depots eine persönliche Geschichte, aber auch die historische Ära der Gotthardgüterbahn.

Das ist auch ein Verlust für die Gemeinde Erstfeld und den Kanton Uri.» Es ist nicht auszuschliessen, dass im Verlauf der nächsten Jahre einige Lokführer, die heute noch im Kanton Uri wohnen und gezwungen sind, wegen dem Schichtbetrieb zu jeder Tages- und Nachtzeit mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, einmal wegziehen könnten.

Text und Foto: Paul Gwerder

Kommentare

  • aldo enrico ferretti

    aldo enrico ferretti 15/01/2017 13:19:59

    sohn eines sbb zugfuehrers der heute noch 3 alte sbb karbidlampen aus der lampisterie mit karbid erhalten moechte als souvenir. moeglich und durch wen?
    danke
    aldo ferretti c/o hoopenburg guesthouse in muldersvlei