Léman Express
Keine Privatisierung der S-Bahn
Mehr als 70 SBB- und SNCF-Angestellte sind am 24. November dem Ruf der Gewerkschaften SEV, VSLF, Sud-Rail und CGT gefolgt und haben am Bahnhof Eaux-Vives gegen Dumping bei den Arbeitsbedingungen der künftigen grenzüberschreitenden S-Bahn in der Agglomeration Genf demonstriert.
Mit welchen Arbeitsbedingungen die S-Bahn «Léman Express» 2019 starten wird, um die Kantone Genf und Waadt mit Frankreich zu verbinden, ist noch offen. «Darum übergeben wir der Projektleitung dieses leere Buch», sagte SEV-Gewerkschaftssekretärin Valérie Solano zur Kommunikationsbeauftragten, die das «Weissbuch» namens der Projektleitung in Empfang nahm.
Auch wenn bis zur Inbetriebnahme noch einige Zeit bleibt, wollen die Gewerkschaften SEV, VSLF, Sud-Rail und CGT das betroffene Personal rechtzeitig mobilisieren, um gute Anstellungsbedingungen zu erreichen. «Wir sind beunruhigt über die Vorschläge, die an der letzten Verwaltungsratssitzung gemacht wurden, denn darunter war auch die Idee, eine zu 100 Prozent privatrechtliche Tochterfirma zu gründen, die sich rasch in ein Bahnunternehmen für den Betrieb des Léman Express verwandeln könnte», erklärte Bernard Tournier, der für das Bahnpersonal in der Region Chambéry zuständige Sekretär der CGT. Eine solche Privatisierung werde zu einer inakzeptablen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und der Löhne führen. «Nach unserer Meinung können die SNCF und die SBB die S-Bahn selber betreiben und dafür ihre Mitarbeitenden einsetzen, wobei diese ihre angestammten Arbeitsbedingungen behalten», unterstrich Valérie Solano.
Für Julien Troccaz, Regionalsekretär der Gewerkschaft Sud-Rail, ist klar: «Wettbewerb unter Privaten führt zu einer Verschlechterung des Angebots, zu höheren Fahrpreisen, zur Abschaffung des Zugpersonals und zur Ersetzung des Schalterpersonals durch Automaten, um Produktivitätsgewinne zu erzielen.»
Projekt mitgestalten
Das Personal will beim Projekt ebenfalls mitreden und mit seiner Kompetenz für ein qualitativ gutes Bahnangebot sorgen. Züge ohne Zugpersonal lehnt es ab, denn, wenn die Lokführer/innen allein sind, können sie im Notfall weder ihre eigene Sicherheit noch jene der Passagiere gewährleisten, auch wenn Polizist/innen sporadisch Präsenz markieren. Dass dies nicht genügt, haben in den letzten Monaten die zunehmenden Angriffe auf Lokführer der Spät- und Frühzüge entlang dem Genfersee gezeigt. In den neuen Zügen und Bahnhöfen braucht es menschliche Präsenz, damit diese nicht zu einer anonymen, unsicheren Zone verkommen.
Diese erste Mobilisierung des Personals sandte an die SNCF und die SBB ein klares Signal: Ihre Mitarbeitenden ziehen bei diesem Geschäft beidseits der Grenze am selben Strick.
Vivian Bologna / Fi