Elvetino und SBB stehen bei der Bahngastronomie in der sozialen Verantwortung
Minibars gehören unverzichtbar zum Bahnerlebnis
Überraschend verkündet die SBB heute das baldige Ende der Minibars in den Zügen. Gleichzeitig gibt sie den Ausstieg aus den Kaffeebars an den Bahnhöfen bekannt. Das ist die Folge von reinem Profitdenken. Der SEV fordert die Weiterbeschäftigung des Personals, verbunden mit den erforderlichen Massnahmen zur beruflichen Entwicklung.
Wiederkehrend erhält die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV von der SBB ein «Bekenntnis» zur Bahngastronomie. Nun gibt die SBB dennoch das bevorstehende Ende der Minibars bekannt. «Wir sind entsetzt», reagiert SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger: «Die Minibars sind ein unverzichtbarer Kundendienst, der für eine erfolgreiche Bahnreise erforderlich ist; sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Service public der SBB.» Zudem bieten die Minibars rund 300 Personen Arbeit. «Viele von ihnen sind seit Jahren in diesem Beruf tätig und bei den Reisenden bekannt und beliebt und arbeiten mit grossem Engagement in den Zügen», betont die zuständige Gewerkschaftssekretärin Regula Bieri.
Tatsächlich schaufelt die SBB seit vielen Jahren selbst am Grab der Minibars, indem sie an den Bahnhöfen mehr und immer noch mehr Take-away-Stellen vermietet und teilweise bisher auch selbst betreibt. Damit nimmt SBB Immobilien viel Geld ein, wogegen SBB Personenverkehr steigende Defizite der Bahngastronomie abdecken muss, da die Umsätze logischerweise rückläufig sind, wenn immer mehr Reisende sich bereits am Bahnhof mit Getränken und Snacks eindecken.
Für den SEV ist ein völliger Ausstieg aus dem Minibar-Angebot undenkbar. Die Reisenden und das Minibar-Personal sollen nicht dafür zahlen müssen, dass die SBB dieses Geschäft mit den überbordenden Angeboten an den Bahnhöfen und den allzu vielen Speisewagen in den neu bestellten Fernverkehrskompositionen kannibalisiert. «Der SEV fordert, dass Minibars weiterhin fahrplanmässig, zuverlässig und für die Reisenden nachvollziehbar in den ausreichend frequentierten Zügen eingesetzt werden», hält Vizepräsidentin Barbara Spalinger unmissverständlich fest. Soll Personal der Minibars künftig in Speisewagen eingesetzt werden, ist Elvetino verpflichtet, die Betroffenen für diese Aufgaben auszubilden und weiterzuentwickeln.
Dies gilt auch für die 65 Angestellten der «Segafredo»-Theken, die die SBB abstossen will. Der SEV fordert Elvetino auf, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleichwertige Stellen in andern Betriebsbereichen anzubieten, mit den nötigen Massnahmen, um sie für neue Aufgaben zu befähigen. Zudem fordert der SEV, dass übernehmende Firmen nicht nur die gesetzlich vorgeschriebenen Regeln zur Weiterbeschäftigung einhalten, sondern sich verpflichten, einen mindestens gleichwertigen Gesamtarbeitsvertrag auszuhandeln, falls ein solcher noch nicht besteht.
Kommentare
Hans-Peter Graf 12/01/2016 13:03:48
Ich bin alles andere als glücklich, dass die SBB die Minibars in den Zügen streichen wollen. Einige in der Medienmitteilung des SEV vorgebrachten Kritikpunkte überzeugen mich aber auch nicht: Wer regelmässig Zug fährt muss (leider) zur Kenntnis nehmen, dass die Mitnahme von Getränken und Speisen für die Zugfahrt in den letzten Jahren stark zugenommen hat – der «unverzichtbare Kundendienst» offenbar immer weniger Gültigkeit bei den Zugfahrenden hat. Dies aber mit «… dass die SBB dieses Geschäft mit den überbordenden Angeboten an den Bahnhöfen und…) zu kritisieren greift m.E. zu kurz. Ich wäre gespannt auf die SEV-Argumentation, wenn viele Bahnkunden immer mehr die leer stehenden Bahnhofshallen oder die stillen Bahnhöfe ohne Verpflegungsmöglichkeiten kritisieren würden…
Ich würde es sehr begrüssen, wenn der SEV ihm allenfalls vorliegende Geschäftszahlen von Elvetino publik machen würde (wie gross ist wirklich das Defizit?).
Selbstverständlich unterstütze ich den Kampf des SEV für die Rechte der betroffenen Angestellten.