Bedenkliche Fehlerquote an Güterzügen
Bahnliberalisierung gefährdet die Sicherheit
Der SEV ist erschrocken über die neusten Zahlen der Schienengüterverkehrskontrollen: Über die Hälfte der Züge wurden beanstandet und konnten erst nach Reparaturen weiterfahren. Der SEV fordert das Bundesamt für Verkehr auf, weiterhin eng zu kontrollieren. Von den Bahnen erwartet die Gewerkschaft, dass sie nicht die Sicherheit dem Konkurrenzkampf opfern.
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat in den ersten acht Monaten des Jahres 120 Güterzüge kontrolliert – sage und schreibe 71 davon waren in einem so schlechten Zustand, dass sie erst nach Reparaturen oder andern Massnahmen weiterfahren konnten. «Es ist schlimmer, als wir erwartet haben», kommentiert SEV-Vizepräsident Giorgio Tuti diese Zahlen.
Vor Jahresfrist hatten der SEV und das BAV erstmals gemeinsam eine Güterverkehrskontrolle im Rangierbahnhof Langenthal besucht. Der SEV forderte schon damals das BAV auf, die Kontrollen zu intensivieren, und überreichte symbolisch Warnwesten, um die Kontrolleure des BAV «jederzeit einsatzbereit» zu machen.
Der SEV warnt seit der Marktöffnung im Schienengüterverkehr davor, dass der Preiskampf einerseits auf die Arbeitsbedingungen und andererseits auf den Fahrzeugunterhalt drücken werde. Übermüdete Lokführer, schlecht gewartete Fahrzeuge, unvollständige Dokumente: Dies alles hat mindestens indirekt Auswirkungen auf die Sicherheit, und das macht sowohl dem Personal als auch den Bahnreisenden Sorgen.
Für den SEV ist klar, dass nur strenge Regeln und darauf abgestützte intensive Kontrollen durch das BAV die Bahnunternehmen dazu bringen, die Sicherheit auf dem erforderlichen, höchstmöglichen Stand zu halten. Die Erfahrungen mit dem Schwerverkehr auf der Strasse zeigen, dass alle denkbaren Vorschriften übertreten werden, von den Ruhezeiten über den technischen Zustand der Fahrzeuge bis zum Alkohollimit. «Die neuen Zahlen des BAV lassen befürchten, dass sich der Schienengüterverkehr in die gleiche Richtung bewegt», warnt Giorgio Tuti.
Der SEV wird das Seine zu einem hohen Sicherheitsstandard der Bahnen beitragen, indem er auf politischer Ebene für international gültige Vorschriften zu den Arbeitsbedingungen (Ruhezeit, Ausbildung, Lohn) eintritt, dies sowohl in der Schweiz als auch in der Europäischen Union zusammen mit seinen Partnergewerkschaften. Er erwartet von den Bahnen, dass sie sich auch bei den technischen Regeln nicht in eine Abwärtsspirale ziehen lassen.