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Auf den Spuren von ...

Balthasar Stöcklin, Schichtleiter BLS-Leitstelle

Balthasar «Balz» Stöcklin arbeitet in der BLS Leitstelle in Bern als Schichtleiter und ist als Präsident der Sektion VPT BLS ein aktiver SEV-ler mit grossem Durchhaltevermögen. Er vertraut seinem Bauchgefühl, das ihn bis heute noch nie enttäuscht hat.

Balthasar Stöcklin vor seinen zahlreichen Bildschirmen in der BLS-Leitstelle in Bern. (Foto: Manu Friederich)

Balz kommt etwas erschöpft an unser Gespräch im SEV-Zentralsekretariat in Bern. Heute früh gab es eine Weichenstörung in Holligen, und unabhängig davon einen Stromausfall im Berner Wankdorf. Unzählige S-Bahnen standen auf einen Schlag still, von 7 Uhr bis 11 Uhr herrschte Chaos. «Mein Job ist wie ein Puzzle – oft gelingt es, die einzelnen Teile zusammen zu bringen, manchmal aber auch nicht, so wie heute! Dann hast du zwar alles gegeben, aber trotzdem verloren.» Balthasar Stöcklin arbeitet seit 2002 auf der BLS-Leitstelle in Bern und ist damit seit deren Gründung mit dabei. Anfänglich zu viert, heute mit 30 Arbeitskolleginnen und -kollegen. Die Aufgabe der Leitstelle ist es, auf Störungen schnell und angemessen zu reagieren und den Fahrplan sicherzustellen, was durch die Disposition von Fahrzeugen und Personal (Lokführer/innen und Zugbegleitung) geschieht. Auch wenn die Aufgabe zermürbend sein kann, schätzt Balz seine Arbeit sehr. «Mir gefällt das Überraschende. Aber es ist eigentlich kein Job für Leute über 50 Jahre – mit der Schnelllebigkeit und der sich stets verändernden Technik mitzuhalten, ist nicht einfach.» Der 60-Jährige hat aber seinen festen Platz im Team: «Wir Älteren bringen Routine und Erfahrung sowie eine gewisse Ruhe in hektischen Situationen mit.»

Eine BLS-Laufbahn

Balz ist vor 43 Jahren ins Berufsleben eingetreten – mit einer Betriebsdisponenten-Lehre bei der BLS. Damals gehörte noch alles Mögliche zu den Aufgaben eines Disponenten: Kühe, Ziegen und Milchkannen ausladen etwa, oder WCs und Büros putzen. Nach diversen Stationen landete Balz schliesslich in Goppenstein, wo er über 10 Jahre blieb.

Der Standort brachte viel Abwechslung, vereinigten sich hier doch Fahrdienst, Reisezentrum, Cargo, Post und Autoverlad. Mit 26 lernt er seine heutige Frau Susanne aus dem Lötschental kennen. Nach einem letzten gemeinsamen Jahr in Goppenstein arbeitet er vier Jahre in Spiez, und schliesslich ab 1994 als Dienstchef in Bern.

Das Bauchgefühl

Ein gutes Bauchgefühl ist Balthasar Stöcklin in allen Lebenslagen sehr wichtig. So war es auch das Bauchgefühl, das ihn dazu bewog, eine vorzeitige Pensionierung per Ende 2019 anzustreben; damit verbunden ist auch der Rücktritt als Sektionspräsident VPT BLS per 2. Mai 2019. «Das neue Planungssystem der BLS, genannt IVU, gab dazu den Ausschlag. Mein Bauchgefühl hat hier überhaupt nicht gestimmt, und ich kann mir nicht vorstellen, mit diesem System effizient zu arbeiten.» In der Zwischenzeit hat sich die Situation allerdings verändert: IVU kommt nun doch nicht so schnell. Mit seiner Pensionierung will Balz deshalb zuwarten, «solange mir der Job gefällt und die Gesundheit mitspielt». Am Rücktritt als Sektionspräsident hält er indes fest, auch weil nun bereits eine Findungskommission eine geeignete Nachfolge sucht.

Zu seiner aktiven Rolle beim SEV kam Balz vor sechs Jahren übrigens eher durch Zufall. Bei einem Movendo-Kurs lernte er einen Kollegen kennen, der ihn gleich an die Hauptversammlung der Sektion BLS mitnahm. An dieser Versammlung trat sein Vorgänger Beat Reichen zurück, ohne Nachfolge. Die damalige Findungskommission kam schliesslich auf Balz zu. «Ich habe mir diese Rolle eigentlich nicht zugetraut. Aber das gute Bauchgefühl war da, und so wurde ich von einem ‹normalen› Mitglied zum aktiven Sektionspräsidenten.»

Sport als Lebensschule

Als Sektionspräsident hat Balz schon einiges erlebt: GAV- und Lohnverhandlungen oder wie zuletzt die Sozialplanverhandlung zum Sparprojekt «Best Way». Dabei half ihm immer auch sein Durchhaltewillen, den er in unzähligen Langstreckenläufen trainiert hat. Vor seiner aktiven SEV-Zeit lief er etliche Marathons, mehrtägige Bergläufe und gar drei Mal den Transalpine Run. Er hat gelernt, an seinem Willen festzuhalten und nie aufzugeben. «Es waren Wahnsinnserfahrungen und Lebensschule in einem.» Dabei half ihm auch, dass er als «indolent» gilt, also Schmerz verdrängen kann.

Heute geht er mehr (sportlich) wandern. Und er hat bereits viele Pläne für die Zeit nach seiner Pensionierung: Seine Briefmarken einordnen, die er seit der Schulzeit sammelt, zum Beispiel. Oder sein Haus und den Umschwung in Schattenhalb pflegen. Ausserdem ist er im Burgenverein und Mitglied bei den Walliser Suonen. Und reisen will er auch weiterhin. Sein Ziel, so viele Länder zu sehen, wie er Lebensjahre zählt, hat er bereits überschritten.

Chantal Fischer Enable JavaScript to view protected content.

Kommentare

  • Myriam Rubeli

    Myriam Rubeli 19/12/2020 22:07:55

    Hallöchen