Neue Verhandlungsrunde mit der SBB zum Industriewerk Bellinzona
Hoffnung für Zukunft der Officine
Personal und SBB wollen bis Ende Mai Lösungen für eine Erhöhung des Arbeitsvolumens und ein langfristiges Geschäftsmodell finden.
Die Nichteinhaltung des vereinbarten Auftragsvolumens seitens der SBB und ihre Ausflüchte gegenüber den Sozialpartnern und Behörden haben im April eine Protestwelle ausgelöst. In kontakt.sev Nr. 7 berichteten wir über die Personalversammlung vom 18. April und die Übergabe einer Resolution an den Präsidenten des Tessiner Kantonsparlaments. Der 1.-Mai-Umzug startete direkt vor den Toren des Industriewerks (IW), und Gianni Frizzo, Präsident der Personalkommission (Peko), sprach auf dem Platz vor dem Regierungsgebäude. Danach erläuterten die Peko und Vertreter von SEV, Transfair und Unia (erweiterte Peko) der parlamentarischen Geschäftsprüfungskommission die Situation und die Forderungen des Personals: Dieses hat angesichts des Fehlens einer positiven Perspektive und des drohenden «programmierten Niedergangs» des IW die Mitarbeit seiner Vertreter im Stiftungsrat des 2013 gegründeten «Kompetenzzentrums für nachhaltige Mobilität und Bahntechnik» suspendiert und will die Volksinitiative für die Schaffung eines Bahntechnikpools wieder aktivieren. Die Initiative war 2013 zugunsten des Kompetenzzentrums zurückgestellt worden. Am Tag danach empfing eine Regierungsdelegation, bestehend aus Vizepräsident Manuele Bertoli, Claudio Zali und Christian Vitta, die erweiterte Peko und Vertreter der SBB.
Erste positive Signale
Die Regierung bekräftigte die Unterstützung des Kantons für das IW und forderte, dass eine klare Geschäftsstrategie definiert werden soll, die dem IW technisch anspruchsvolle Aufträge und damit eine langfristige Zukunft sichern kann. Die Regierung nahm zur Kenntnis, dass die Sozialpartner zu diesem Zweck Verhandlungen aufnehmen und bis 28. Mai abschliessen wollen. Ein erstes Treffen am 11. Mai hat tatsächlich Fortschritte gebracht: Insbesondere erklärte sich die SBB zu einem sechsmonatigen Moratorium bereit, während dem sie keine weiteren Temporärmitarbeitenden mehr entlassen und keine Restrukturierungen mehr vornehmen darf, welche die Produktionskapazität des IW senken. Und es wurden Daten festgelegt, an denen über mögliche Aufträge und eine kurz- und mittelfristige Erhöhung des Arbeitsvolumens sowie über das weitere Vorgehen zur Entwicklung einer langfristigen Perspektive für das IW verhandelt werden soll. Der Weg ist noch lang, doch die Richtung stimmt.
Pietro Gianolli/Fi