Flugblätter «für die Bewahrung der Zugbegleiter/innen an Bord der Züge» kamen gut an
«Wir sind alle auf eurer Seite»
Letzten Donnerstag verteilten Zugbegleiter/innen im ganzen Land Flyer mit einer klaren Botschaft: Ihre Präsenz in den Zügen ist und bleibt wichtig – trotz Billettautomaten, E-Tickets und Über- wachungskameras. Die Aktion fand im Rahmen eines europaweiten Aktionstags der Europäischen Transportarbeiter-Föderation ETF statt.
«Vielen Dank für eure Aktion. Ich bin schon angegriffen worden und weiss, wie wichtig es ist, dass die Züge von Personal begleitet werden», sagt eine ältere Frau zu Janine Truttmann, Zentralsekretärin des SEV-Unterverbands des Zugpersonals (ZPV), die in Bellinzona Flyer verteilt. Diese tragen den Titel «Kampagne für die Bewahrung der Zugbegleiter an Bord der Züge». Die Frau anerbietet sich sogar, beim Verteilen mitzuhelfen. Janine lächelt und tritt ihr gerne ein paar Flyer ab. Vor Ort sind auch Zentralpräsident Andreas Menet und alle Mitglieder des Zentralausschusses ZPV. «Wir sind hier im Tessin, um unserer Aktion eine symbolische Bedeutung zu geben», sagt Andreas Menet. «Nächstes Jahr wird der Gotthard-Basistunnel eröffnet, und die SBB will das Zugpersonal von der Bergstrecke abziehen. Doch die Bahnkund/innen sind dagegen, unterstützen unsere Aktion und bedanken sich bei uns. Sie sind klar auf unserer Seite.»
Wie die Passagiere bei einem Brand im 15km langen Scheiteltunnel oder in einem Kehrtunnel allein vom Lokführer unbeschadet evakuiert werden sollen, ist für den SEV-ZPV völlig schleierhaft. «Darum appellieren wir ans Bundesamt für Verkehr, als Aufsichtsbehörde der SBB in Erinnerung zu rufen, dass die Sicherheit der Passagiere Vorrang hat, vor maximaler Rentabilität», erklärt Menet. Er ist soeben von einem internationalen Treffen von Zugbegleiter/innen in Brüssel zurückgekehrt. Dort sei die Stimmung «sehr aufgeladen» gewesen: «Auf dem Spiel steht nicht nur die Qualität des Service an der Kundschaft, sondern vor allem deren Sicherheit. Diese ist uns sehr wichtig!»
Die ETF-Flyer wurden gleichentags in zehn europäischen Ländern verteilt und forderten Bahnen und Behörden auf, «die Bedeutung professioneller Zugbegleiter an Bord der Züge anzuerkennen und der Politik der Züge ohne menschliche Ansprechpartner Einhalt zu gebieten». Und sie zeigten auf, dass das Zugpersonal nicht nur Billette kontrolliert und verkauft, sondern Jung und Alt sowie Menschen mit eingeschränkter Mobilität mit Auskünften, Rat und Tat unterstützt, dass es die Zugstüren vor der Abfahrt überwacht, dass es die Kundschaft in Koordination mit der (Transport-)Polizei vor Gewalt, Vandalismus und unangebrachtem Verhalten schützt und bei Zwischenfällen wie Entgleisungen oder Bränden ihre Evakuierung sicherstellt. Dieser Punkt wurde vom SEV-ZPV aus aktuellem Anlass besonders betont.
ZPV-Vizezentralpräsident Pascal Fiscalini, der die Schweizer Aktion koordinierte, freut sich über die positiven Feedbacks: «Unzählige Kund/innen sprachen uns ihren Dank und Anerkennung aus für unsere professionelle Arbeit im Dienst ihrer Sicherheit.» Auf seinem Handy treffen laufend Fotos und Mitteilungen zur Aktion ein. «Ein Kunde fand aber, stets die Preise zu erhöhen und zugleich beim Kundenservice und der Sicherheit zu sparen, das gehe nicht.» Sagt die SBB nicht selber immer wieder, das Zugpersonal sei «ihr Gesicht»?
Françoise Gehring/Fi