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Aufteilung des Fernverkehrs: eine leichtsinnige Übung

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV ist sehr besorgt über den Entscheid des Bundesamts für Verkehr (BAV), die Fernverkehrslinien im Bahnverkehr zwischen SBB und BLS aufzuteilen. «Das Beispiel anderer Länder wie Schweden zeigt, dass Konkurrenzkampf zwischen Bahngesellschaften das Angebot nicht verbessert», sagt SEV-Vizepräsidentin Barbara Spalinger, «und die Arbeitsbedingungen des Bahnpersonals schon gar nicht.»

Nach Auffassung des SEV gründet der bisherige Erfolg des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz vor allem darauf, dass die Beteiligten zusammenarbeiten, statt sich zu bekämpfen. «Unser öV hat international einen ausgezeichneten Ruf und erhält aus ganz Europa höchstes Lob», ruft Barbara Spalinger in Erinnerung. «Das Gezerre der Bahnchefs um die Fernverkehrskonzession hat schon einen ersten Vorgeschmack davon gegeben, wohin es führen kann, wenn jede Bahn nur für sich schaut. Ein Kampf von jedem gegen jeden ist für die Qualität unseres Bahnsystems eine Gefahr!» So dürfte die SBB nun versucht sein, der BLS beim Aufzug ihres Fernverkehrs eher ein Bein zu stellen, als ihr zu helfen, und ihr im Gegenzug zum Beispiel die S-Bahn Bern abzujagen.
 

Grosser Aufwand mit äusserst fragwürdigem Nutzen

Dazu kommt, dass die Konzessionsaufteilung zwischen SBB und BLS eine Aufteilung von Personal, Rollmaterial, Depots usw. nötig macht. «Es wird eine grosse, schwierige Aufgabe sein, den Wechsel der betroffenen Mitarbeiter/innen von der SBB zur BLS für alle Beteiligten zufriedenstellend zu gestalten», sagt Barbara Spalinger. «Die zu regelnden Fragen reichen vom Arbeitsort über die Arbeitsbedingungen bis zur Pensionskasse. Entsprechend herrscht beim Personal beider Unternehmen ein Klima der Unsicherheit.»

Und wozu soll die ganze Übung letztlich gut sein? «Vor allem dazu, die Wettbewerbsideologie durchzusetzen, die das Bundesamt für Verkehr dem Land verordnet hat, ohne ordentlichen politischen Entscheid», sagt Spalinger. Und warnt davor, die Fernverkehrskonzession weiter aufzuteilen. «Denn die Idee des BAV, dass in Zukunft lauter eigenwirtschaftliche Teilnetze mit rentablen und unrentablen Linien betrieben werden, ist eine Utopie. Vielmehr käme es dazu, dass sich die Bahnen – inklusive ausländische Interessenten – nur um die rentablen Strecken reissen, während die unrentablen von der öffentlichen Hand verstärkt subventioniert werden müssen, weil sie nicht mehr durch die gewinnbringenden Strecken quersubventioniert werden wie bisher, dann wäre dieses nichtrentable Angebot bald bedroht. Und damit die Qualität des ganzen Bahnsystems.»

Anstatt Zeit und Mittel der Unternehmen mit dem Umschichten von Personal und Rollmaterial oder dem Flicken von neuen Schnittstellen zu binden, müssten die Unternehmen die relevanten Themen der Zukunft angehen. Dazu gehören der Einsatz neuer Technologien und die entsprechende Aus- und Weiterbildung des Personals, die Entwicklung neuer Berufsbilder unter Einbezug des Personals, die Vereinfachung und Modernisierung der Tarif- und Sortimentswelt und die Gestaltung und zügige Umsetzung der nächsten Ausbauschritte.

 

Weitere Auskünfte:

Barbara Spalinger, Vizepräsidentin SEV, 079 642 82 64

Daniela Lehmann, Koordinatorin Verkehrspolitik SEV, 079 771 51 44

Kommentare

  • Hans-Peter Graf

    Hans-Peter Graf 21/04/2018 14:02:38

    Auch ich rege mich auf, dass der Chef des BAV, Herr Füglistaler, weiterhin ohne politischen Auftrag für den Schweizer ÖV von Konkurrenz/Wettbewerb schwärmen darf, die Unternehmen neben den SBB öffentlich dazu auffordern, Konkurrenzofferten zu unterbreiten! Nur, der Entscheid für die Qualitätsverbesserung z.B. für die Gotthardbergstrecke wäre ohne das Vorpreschen der SOB nicht möglich gewesen – die SBB zeigt an dieser potenziell attraktiven Linie leider kein spezifisches Interesse.
    Um die Zusammenarbeit der verschiedenen Bahnen im Schweizer ÖV-System nicht unnötig zu verschlechtern, muss insbesondere SBB-CEO Meyer aber von seinem arroganten Verhalten gegenüber anderen Bahnen Abstand nehmen. Es ist u.a. in keinem Gesetzbuch verankert, dass nur die SBB im Fernverkehr gewinnbringende Linien betreiben darf…