Aurélie Lelong antwortet
Weshalb gibt es bei den TPG so viele Absenzen?
Die Direktion der Genfer Verkehrsbetriebe TPG hat angekündigt, dass ab 31. Oktober in den Spitzenzeiten vorübergehend einzelne Kurse gestrichen werden. Weshalb?
Der Grund dafür ist, dass die Personalabsenzen inzwischen bei 14 Prozent liegen; seit dem Sommer sind sie laufend gestiegen. Dies ist eine beeindruckende Zahl, aber nein, sie überrascht den SEV nicht. Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, dass die Fahrer:innen unwillig sind oder irgendein Zusammenhang mit dem Streik des letzten Monats besteht. Das trifft aber offensichtlich nicht zu. Die Ursachen sind vielfältig und, entgegen den Aussagen der Unternehmensführung, auch bekannt. Die Direktion hält jedoch stur an ihrer scheinbaren Unwissenheit fest und vergibt einen Auftrag an ein Beratungsbüro.
Aber für uns, die wir täglich Kontakt mit den Kolleg:innen haben, gibt es keine Rätsel über die Gründe. Unsere wiederholten Warnungen wurden nicht gehört. Seit Jahren verlangen wir zusätzliches Personal, damit die Arbeit nicht dauernd unter Zeitdruck gemacht werden muss. Denn zu den «betrieblichen» Absenzen kommen viele weitere hinzu, die meist mit den Arbeitsbedingungen zusammenhängen. Die Fahrer:innen mögen einfach nicht mehr. Zur Erschöpfung durch die betrieblichen Umstände (Stress, unregelmässiger Dienst usw.) kommt eine Dauerbelastung durch das Unternehmen hinzu, das laufend versucht, die Absenzen durch zusätzliche Einsätze des übrigen Personals auszugleichen. Überstunden und gestrichene Freitage lassen sich nicht mehr zählen. Dies nach einem äusserst anstrengenden Sommer für das fahrende Personal. Die Untersuchung, die der SEV kürzlich zusammen mit Unisanté durchgeführt hat, zeigte bereits, wie sehr dieser an sich schöne Beruf eben auch belastend ist und sowohl körperliche wie psychische Störungen verursacht. Die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen mit verlängerten Fahr- und verkürzten Ruhezeiten lässt diese Beschwerden weiter zunehmen.
Am Ende des Streiks haben die Beschäftigten eine Resolution verabschiedet, in der sie eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen fordern. Dies vor allem beim fahrenden Personal, aber auch in den andern Bereichen des Unternehmens, wo es ebenfalls Unterbestände gibt. Es braucht nun dringend Gespräche der Direktion mit den Gewerkschaften. Nur weil der Streik beendet ist, heisst das nicht, dass es nicht weiter brodelt!
Es laufen auch Diskussionen über den Rahmen, wie die Löhne an die Entwicklung des Konsumentenpreisindex angepasst werden sollen. Der Start ist schwierig, da die Direktion einseitig handeln und die Sozialpartnerschaft übergehen will. Wir erinnern daran, dass genau dieses Vorgehen schon einmal zum Streik geführt hat.
Aurélie Lelong ist Gewerkschaftssekretärin SEV und zuständig für die TPG. Stelle deine Fragen an den SEV an