Kaufkraft
TPG: Erfolgreicher Streik in Genf
Nicht alle Streiks führen zu einem Resultat. Die Kolleg:innen der Genfer Verkehrsbetriebe (TPG) haben mit ihrem Streik am 12. und – teilweise – am 13. Oktober eine Einigung und den fehlenden Teuerungsausgleich 2022 erreicht. Die für die SEV-VPT-Sektion TPG zuständige Gewerkschaftssekretärin Aurélie Lelong blickt zurück.
Am zweiten Streiktag am Donnerstag 13. Oktober ist es ungefähr Mittag, als die versammelten Mitglieder von SEV und Transfair mit sehr grossem Mehr die Vereinbarung annehmen, die am Morgen mit der TPG-Leitung ausgehandelt worden ist. Einige haben Tränen in den Augen, andere geniessen den gewerkschaftlichen Sieg mit stiller Genugtuung. «Die Kolleg:innen der TPG haben ihre Mobilisierungsfähigkeit bewiesen, und das ist ein starkes Signal für alle Arbeitnehmer:innen in der Schweiz», resümiert Aurelie Lelong. Ausgelöst wurde der Konflikt im letzten Herbst durch die Weigerung der TPG-Leitung, die Löhne 2022 voll an die Teuerung gemäss Genfer Index vom November 2021 anzupassen. Zehn Monate später hat das Personal nun die von ihm verlangte Lohnerhöhung von 1,2 % durchgesetzt. Dafür brauchte es eine Streikankündigung im Juni und den Gang vor die kantonale Schlichtungsstelle (CRCT). Diese empfahl eine Lohnanpassung von 1,2 %, wie vom Personal gestützt auf Artikel 23 seines Statuts gefordert.
Ein Videorückblick auf die beiden Streiktage bei tpg.
«Nach der Verhandlung vor der CRCT gewährte die Leitung 0,6 % Lohnerhöhung per 1. September und 400 Franken Prämie. «Doch nur der halbe Teuerungsausgleich war für die Kolleg:innen eindeutig zu wenig, weil ein dauerhafter Lohnverlust über die ganze Laufbahn die Folge gewesen wäre. Die Jüngsten hätten so fast 20 000 Franken verloren. Letztlich war es der Mangel an Wertschätzung des Managements für das Personal, der dieses zum Streiken veranlasste», sagt Aurélie Lelong. «Indem die Leitung am ersten Streiktag keine konkreten Vorschläge für einen Ausweg aus dem Konflikt machte, schürte sie die Wut des Personals, das am zweiten Tag zu über 90 % weiterstreikte. Die Abgehobenheit der Leitung von der Realität an der Basis hat den Konflikt geschürt. Die Leitung hat sich fast zehn Monate lang taub gestellt. Die Sektion hätte es vorgezogen, nicht zum Streik aufrufen zu müssen.
Über die Teuerung 2023 soll verhandelt werden, sobald der Artikel 23 des Personalstatuts geklärt ist. Die vom Werkstätten- und Fahrdienstpersonal bewiesene Mobilisierungsfähigkeit ist ein klares Signal an die Leitung, dass sie nicht mehr versuchen sollte, einfach durchzumarschieren.»
Vivian Bologna / Übers. M. Fischer